Krise beim Kreuzfahrtschiffbauer

Angeschlagene Meyer Werft wird verstaatlicht

Der Bund und das Land Niedersachsen stehen vor einer Mehrheitsübernahme beim finanziell angeschlagenen Kreuzfahrtschiffbauer Meyer Werft. Der Rettungsplan soll spätestens Mitte September stehen.

Angeschlagene Meyer Werft wird verstaatlicht

Angeschlagene Meyer Werft wird verstaatlicht

Bund und Land vor Einstieg – Finaler Rettungsplan soll Mitte September stehen

ahe/ste Berlin/Hamburg

Der Bund und das Land Niedersachsen stehen vor einer Mehrheitsübernahme beim finanziell angeschlagenen Kreuzfahrtschiffbauer Meyer Werft. Dies bestätigte Bundeskanzler Olaf Scholz am Donnerstag bei einem Besuch mit Ministerpräsident Stephan Weil in der Firmenzentrale in Papenburg. Es gehe aber nur um einen zeitlich begrenzten Einstieg, wie es der Staat in den vergangenen Jahren auch schon bei Schieflagen der Lufthansa und bei Tui getan habe.

Details zum Rettungsplan nannte Scholz nicht. Der maritime Koordinator der Bundesregierung, Dieter Janecek, bestätigte derweil noch einmal, dass es um eine Eigenkapitalaufstockung bei der niedersächsischen Traditionswerft im Volumen von 400 Mill. Euro geht sowie um staatliche Bürgschaften für die Absicherung von Aufträgen. Gegenüber der „Rheinischen Post“ kündigte der Grünen-Politiker an, dass das Paket bis spätestens Mitte September in trockenen Tüchern sein solle. Es fehlen noch die Zustimmung durch den Haushaltsausschuss des Bundestages und der EU-Kommission sowie Vereinbarungen mit den Banken, die Kredite von mehr als 2 Mrd. Euro geben sollen.

Prall gefüllte Auftragsbücher bei der Meyer Werft

Scholz zeigte sich sicher, dass eine Einigung gelingen wird: „Wir sind jetzt sehr weit gekommen. Der Bund wird seinen Teil zur Lösung beitragen, wenn alle anderen mitziehen“, stellte er klar. Der Plan sieht vor, dass die Eigentümerfamilie der Werft, die aktuell ein Auftragsbuch von 11 Mrd. Euro hat, ein Rückkaufrecht erhält. Die IG Metall sprach von einer riesigen Chance für einen Neuanfang, die genutzt werden müsse. Auch der CEO der Meyer Werft, Bernd Eikens, und der vom Unternehmen eingesetzte Sanierungsexperte Ralf Schmitz äußerten sich optimistisch: „Der Weg für den Beginn der Restrukturierung und Zukunftssicherung der Werft ist jetzt bereitet“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

Bei der Rettung geht es um 3.000 Arbeitsplätze – einschließlich von Zulieferern und Dienstleistern sogar um 17.000. Das Unternehmen steht für 80% der Werftkapazitäten im zivilen Schiffsbau in Deutschland. „Die Meyer Werft ist ein industrielles Kronjuwel für Deutschland“, betonte auch der Kanzler. „Deshalb ist es wichtig, dass wir es als eine industrielle Kernkompetenz in Deutschland halten.“

Ministerpräsident Weil verwies in Papenburg darauf, dass das geplante Paket das größte Engagement sei, das das Land Niedersachsen jemals für ein einzelnes Unternehmen unternommen habe. Die Werft solle nach der Rettung unter privater Regie wieder an alte Erfolge anknüpfen können.

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