Logistik

Anleger kritisieren HHLA-Aufsichtsrat für CFO-Personalie

Anleger haben den HHLA-Aufsichtsrat in der Hauptversammlung für die Berufung der nach weniger als fünf Monaten geschassten Finanzchefin Dreilich kritisiert. Der Ende September 2024 auslaufende Vertrag mit der Vorstandsvorsitzenden Titzrath soll verlängert werden.

Anleger kritisieren HHLA-Aufsichtsrat für CFO-Personalie

HHLA-Aufsichtsrat steht für CFO-Personalie in der Kritik

Vertrag mit Vorstandschefin soll verlängert werden

ste Hamburg

Die Personalie der nach weniger als fünf Monaten im Amt abberufenen Finanzchefin Tanja Dreilich hat dem Hamburger Hafenlogistikkonzern HHLA auf der Hauptversammlung am Donnerstag Kritik von Aktionärsschützern und Anlegern eingebracht. Der Aufsichtsrat habe bei der Auswahl der Nachfolgerin für den Ende Januar nach rund 20 Jahren abgetretenen Finanzvorstand Roland Lappin „ein wenig versagt“, meinte Markus Neumann, Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Das Unternehmen hatte am Mittwoch über die Abberufung von Dreilich, die ihr Vorstandsmandat zum 30. Juni niederlegen werde, informiert, dabei jedoch keine Gründe genannt.

„Mit Blick auf den Aufsichtsrat, dessen Königsdisziplin eigentlich Vorstandsangelegenheiten sind, macht das alles keinen guten Eindruck“, so Neumann. André Sosat von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) monierte „erhebliche Unruhe“ durch die Personalie, Kleinaktionär Matthias Gaebler sprach von „Auskunftsverweigerung“. HHLA-Aufsichtsratschef Rüdiger Grube erklärte, man habe sich darauf verständigt, „zum jetzigen Zeitpunkt“ keine weiteren Details zum Ausscheiden von Dreilich zu veröffentlichen. Ein Medienbericht über einen „Beschatter“ für die Finanzchefin, die angeblich einen Geschäftstermin für eine Einkaufstour in einem Hamburger Warenhaus nutzte, sei aber „frei erfunden“. Andere Annahmen seien falsch und entsprächen, so Grube, „in keinster Weise unseren Werten“. Die Spekulationen auch gegen Dreilich seien „äußerst unangebracht“ und würden ihr „in keiner Weise gerecht“.

Kritik übten Aktionärsschützer und Anleger auch am virtuellen Format der HHLA-Hauptversammlung. „Stellen Sie sich mal eine Bundestagssitzung vor als Videokonferenz: Das ist eine Sache, die nicht geht“, meinte der Aktionär Bernd Günther. Präsenz-Hauptversammlungen böten die Gelegenheit, sich ein Bild vom Management zu machen. Der Aktionär verwies zudem auf Präsenzveranstaltungen der norddeutschen HHLA-Konkurrenten Eurokai und BLG. SdK-Sprecher Neumann betonte, Repräsentation und Willensbildung könne man in der Demokratie und auch in der Aktionärsdemokratie nicht unter Kostengesichtspunkten sehen. HHLA-Aufsichtsratschef Grube hatte erläutert, die Kosten der virtuellen Hauptversammlung von geschätzt 340.000 Euro lägen um rund ein Drittel unter denen einer Präsenzveranstaltung, und hatte zudem mit Blick auf die Vermeidung von CO2-Emissionen durch die Teilnahme ohne Reiseaufwand den Nachhaltigkeitsaspekt hervorgehoben. Eine generelle Festlegung gegen das Präsenzformat sei allerdings nicht getroffen worden.

Lob für Titzrath

Das unterstrich auch HHLA-Vorstandschefin Angela Titzrath, über deren Zukunft in dem Unternehmen zuletzt ebenfalls spekuliert worden war. Grube verwies in der Hauptversammlung darauf, dass eine Verlängerung frühestens ein Jahr vor Beendigung der aktuellen Amtszeit am 30. September 2024 erfolgen könne. Er habe bereits den Auftrag des Aufsichtsrats erhalten, sich um eine Vertragsverlängerung der seit 2017 amtierenden Vorstandsvorsitzenden zu bemühen. Titzrath habe das Unternehmen zukunftsfähig aufgestellt und halte die HHLA auch unter schwierigen wirtschaftlichen und geopolitischen Umständen auf Kurs. SdK-Sprecher Neumann lobte, die HHLA habe sich in Anbetracht multipler Krisen 2022 „passabel geschlagen“, Kapitalkosten verdient, Wert geschaffen und die Dividende stabil gehalten. Wie Neumann begrüßte auch DSW-Vertreter Sosat die lange politisch umstrittene Minderheitsbeteiligung der chinesischen Staatsreederei Cosco am kleinsten der drei Hamburger HHLA-Containerterminals. Es sei positiv, dass „endlich Klarheit“ herrsche und die Bundesregierung grünes Licht gegeben habe. Titzrath sagte, man gehe davon aus, die Beteiligung von bis zu 24,9% spätestens bis Ende Juni vollziehen zu können. Offen zeigte sie sich in Anbetracht des Wettbewerbs mit den Nordrange-Häfen Rotterdam und Antwerpen für eine Wiederaufnahme der während der Pandemie ausgesetzten Gespräche über eine Container-Allianz der norddeutschen Seehäfen.

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