Chiphersteller

Anleger sorgen sich um Marge von Infineon

Nach Vorlage der Quartalszahlen geriet die Aktie von Infineon unter Druck. Das Papier verlor zeitweise über 11% an Wert. Die Anleger reagierten vergrätzt auf einen Mix von Informationen, die ihre Sorge untermauerten, dass Infineon an Profitabilität einbüßt.

Anleger sorgen sich um Marge von Infineon

Anleger sorgen sich um Marge von Infineon

Aktie stürzt ab – Chipkonzern weitet Investitionen deutlich aus – Robuste Quartalszahlen im Rahmen der Markterwartungen

sck München

Die Korrektur an den Aktienmärkten hat am Donnerstag Infineon voll erwischt. Nach Vorlage der Quartalszahlen brach die Aktie des größten deutschen Halbleiterherstellers im Xetra-Handel zeitweise um 12,2% auf 33,79 Euro ein. Damit war der Titel mit großem Abstand Schlusslicht im Dax. Der deutsche Leitindex büßte zur gleichen Zeit 1,1% ein.

Offenbar hat die wachsende Sorge der Anleger, dass sich das Chipgeschäft auf breiter Front abschwächt und damit die Profitabilität der Branche dämpft, nun auch Infineon erreicht. Die Konzernspitze konnte mit relativ soliden Konzernzahlen für den zurückliegenden Dreimonatsabschnitt und einem bekräftigten Ausblick für ein angepeiltes Rekordjahr 2023
(30. September) die Investoren nicht überzeugen. Die Quartalszahlen lagen im Rahmen der Markterwartungen.

In dem angespannten Umfeld verunsicherte Vorstandschef Jochen Hanebeck den Kapitalmarkt mit der Ankündigung, die Investitionen sogar noch deutlich auszuweiten. Infineon will in den kommenden fünf Jahren zusätzlich bis zu 5 Mrd. Euro in den Ausbau des Standorts Kulim in Malaysia investieren. Bislang betrug
die budgetierte Investitionssumme dort
2 Mrd. Euro. Basis für den Kapazitätsausbau sind Kaufzusagen und Vorauszahlungen von Abnehmern. Zu den Kunden gehören nach Unternehmensangaben unter anderem Ford und die beiden chinesischen Autobauer SAIC und Chery.

In den neuen Fabriken will Infineon Leistungshalbleiter auf Basis der modernen Siliziumkarbid-Technologie fertigen. Mit diesem Vorstoß will der CEO nach eigenen Angaben die Führungsposition von Infineon in diesem Segment sichern. Bis Ende des Jahrzehnts peilt Infineon in diesem Bereich einen Marktanteil von 30% an. „Der Markt für Siliziumkarbid wächst immer schneller, nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch in einer breiten Palette von industriellen Anwendungen wie Solar, Energiespeicherung und dem Hochleistungsladen von Elektrofahrzeugen.“

Infineon baut derzeit ihren Standort Dresden für 5 Mrd. Euro aus. Im Werk Villach läuft die Fertigung hoch. Auch Wettbewerber erweitern ihre Kapazitäten für Siliziumkarbid, so zum Beispiel STMicroelectronics und Wolfspeed. Die Fertigung auf Basis von Siliziumkarbid ist effizienter als mit herkömmlichen Siliziumchips.

„Gemischtes Bild“

Mit Blick auf die Zahlen von April bis Juni bescheinigte Hanebeck, dass Infineon solide aufgestellt sei. „Wir haben uns im abgelaufenen Quartal gut behauptet, wobei die Entwicklung am Halbleitermarkt weiterhin ein gemischtes Bild mit Licht und Schatten zeigt“, sagte der CEO in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Einerseits sorgten Elektromobilität und erneuerbare Energien für eine stabil hohe Nachfrage, andererseits sei der Bedarf für Consumerprodukte wie PCs und Smartphones nach wie vor gering. Infineon setzte auf die strukturellen Wachstumstreiber. Hanebeck begründete damit den Kapazitätsausbau mit Tempo.

Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt steigerte Infineon den Umsatz um 13% auf 4,1 Mrd. Euro. Das Segmentergebnis legte überproportional um 27% auf 1,1 Mrd. Euro zu. Treiber war u. a. der größte Geschäftsbereich Automotive. Die operative Marge erhöhte sich auf 26,1 (i.V. 23,3)%. Im Vergleich zum Vorquartal (Januar bis März) schwächte sich diese aber um 2,5 Prozentpunkte ab. Mancher interpretierte das als Zeichen einer nachlassenden Profitabilität.

Allerdings bekräftigten Hanebeck und Finanzvorstand Sven Schneider ihre zuvor heraufgesetzte Prognose für das am 30. September endende Geschäftsjahr 2023. Infineon peilt bei Umsatz, operativem Ergebnis und Umsatzrendite firmeneigene Bestwerte an. Infineon steuerte eine Marge von 27% an. Nach neun Monaten erzielte der Konzern 27,6 (23)%. Das Segmentergebnis sprang auf 3,4 (2,3) Mrd. Euro. Der Ausblick fürs laufende Quartal entsprach weitgehend der Konsensschätzung der Analysten. Von Juli bis September steuert Infineon Erlöse von 4 Mrd. Euro und 25% Marge an.

Ein Mix aus Nachrichten sorgte dafür, dass die Aktie von Infineon unter die Räder kam. Das Papier des Chipkonzerns stürzte zur Vorlage der Quartalszahlen um über 12% ab. Eine nachlassende Marge und neue Mega-Investi­- tionen des größten deutschen Halbleiterherstellers trüben die Stimmung.

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