Continental

Anleger verunsichert

Die Folgen der Corona-Pandemie wie der Rückgang der weltweiten Autoproduktionen haben Continental getroffen – aber nicht so heftig, wie im vorigen Frühjahr zu befürchten war. Sicher: Der Autozulieferer musste Planungen anpassen und im Zuge weiterer...

Anleger verunsichert

Die Folgen der Corona-Pandemie wie der Rückgang der weltweiten Autoproduktionen haben Continental getroffen – aber nicht so heftig, wie im vorigen Frühjahr zu befürchten war. Sicher: Der Autozulieferer musste Planungen anpassen und im Zuge weiterer Wertminderungen auf Sachanlagen und von Goodwill sowie Aufwendungen im Zusammenhang mit verschärften Maßnahmen zur Kostensenkung und Restrukturierung den zweiten Jahresverlust in Folge verbuchen. Und auch der erste Verzicht auf eine Dividendenzahlung seit der schweren Krise vor gut einer Dekade deutet zweifellos auf den Ernst der aktuellen Lage hin.

Doch Nettoliquidität und Verschuldung zeigen eine insgesamt robuste Verfassung von Conti an. Zugleich sorgt der geplante Ausfall der Ausschüttung dafür, in Anbetracht bestehender Unsicherheiten infolge der Pandemie Liquidität zu schonen. Und nicht nur das. Wurden im vorigen Sommer noch 600 Mill. Euro für das Jahr 2019 ausgezahlt, so dürfte der Dividendenvorschlag auch dazu dienen, vor dem Hintergrund der Sparpläne, die jeden achten Arbeitsplatz wackeln lassen, die innerbetriebliche Debatte über Kurs und Ziele des Konzerns zu versachlichen.

Der Tiefpunkt in der Pandemie mag überwunden sein und die Konjunktur an Fahrt gewinnen. Doch das aktuelle Problem der Chip-Verknappung zeigt schlaglichtartig, dass der Weg zur immer stärkeren Durchdringung von Funktionen im Auto mit Software und Elektronik mit Rückschlagsrisiken verbunden ist. Die Frage nach Maßnahmen zur dauerhaften Absicherung von Lieferketten ist elementar – nicht nur um Schadenersatzforderungen durch Kunden zu vermeiden. Reichen mit Blick auf die künftige Bedeutung der Chips für die Autoindustrie gemeinsame Verpflichtungen zur Sicherung von Lieferketten aus, wie sie derzeit mit Herstellern von Halbleitern und Autobauern diskutiert werden?

Neben weiteren Ausgaben im Wachstumsfeld des assistierten und autonomen Fahrens trüben zusätzliche Logistikaufwendungen von aktuell rund 200 Mill. Euro zur Überwindung des Lieferengpasses bei Halbleiter-Komponenten den Ausblick für den Automotive-Bereich von Conti in diesem Jahr. Zwar hat der Konzern das erst im Dezember vorgegebene mittelfristige Margenziel bekräftigt. Doch ging die Aktie gestern in der Spitze um fast 9% in die Knie, womit sich ein Börsenwert von 2,3 Mrd. Euro auflöste. Seit 2018 verloren gegangenes Vertrauen muss Conti bei Anlegern mühsam wieder aufbauen. Die Debatte über den strategischen Kurs geht weiter.

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