Anleihegläubiger von Praktiker wählen Vertreter

Termin am 9. Januar - Anstoß kommt von finnischem Asset Manager - 250-Mill.-Euro-Bond stark fragmentiert

Anleihegläubiger von Praktiker wählen Vertreter

md Frankfurt – Der angeschlagene Baumarktbetreiber Praktiker hat zu einer Versammlung der Anleihegläubiger am 9. Januar 2013 in Saarbrücken eingeladen. Bei dem Treffen soll ein gemeinsamer Vertreter der Bondholder gewählt werden, der dann deren Interessen vertritt. Die Zusammenkunft folgt einer Abstimmung ohne Versammlung vom 24. bis 27. September dieses Jahres, auf der nicht das erforderliche Quorum (50 % des Nominalwerts der Anleihe von 250 Mill. Euro ) erreicht wurde. Kein Quorum mehr nötigDass bei der ersten Abstimmung die nötige Stimmenzahl nicht erreicht wurde, erklärt sich aus der Breite des Investorenpools: Nach früheren Angaben kommen selbst die 19 größten bekannten Gläubiger zusammen nur auf eine Summe von knapp 23 Mill. Euro. In der zweiten Abstimmungsrunde im Januar ist jedoch kein Quorum erforderlich. Ein Mehrheitsbeschluss der bei der Abstimmung anwesenden Gläubiger reicht aus.Die Bondholder wollen einen gemeinsamen Vertreter wählen, der dann ihre Interessen während der laufenden Restrukturierung von Praktiker wahrnehmen soll. Die Ernennung eines solchen Vertreters ergibt sich aus dem Schuldverschreibungsgesetz. Der gemeinsame Vertreter repräsentiert ausschließlich die Interessen der Anleihegläubiger. Er besitzt weitgehende Informationsrechte gegenüber dem Konzern. Nach seiner Berufung bleibt er weisungsgebunden durch die Anleihegläubiger.Viele Bondholder fühlen sich bei den Verhandlungen des Praktiker-Managements mit Kapitalgebern – zunächst der US-Finanzinvestor Anchorage, dann ein Konsortium um die österreichische Privatbank Semper Constantia – übergangen. Semper Constantia hat inzwischen die Finanzierung des Umbaus der Praktiker-Baumarktkette weitgehend gesichert, erhält als Pfand dafür aber die profitable, im Premiumsegment arbeitende Baumarktkette Max Bahr, die vor allem in Norddeutschland aktiv ist. Nachdem die Rabatt- und Billigstrategie (“20 % auf alles”) von Praktiker gescheitert ist – der Konzern hat acht Quartale in Folge operativ Verluste gemacht -, sollen nun etwa 120 Praktiker-Filialen auf Max Bahr umgeflaggt werden. Ob die Umfirmierung sowie Änderungen im Auftritt, im Sortiment und in der Preisgestaltung Erfolg haben werden, gilt als völlig offen. Erfahrung mit ArcandorDen Anstoß zur Abstimmung der Anleihegläubiger im September hatte die finnische Alandsbanken Asset Management gegeben; Mitinitiator war VPB Finance, eine in Liechtenstein ansässige Vermögensverwaltungstochter der luxemburgischen VP Bank. “Die Verpfändung von Max Bahr würde die Werthaltigkeit der Anleihe wesentlich beeinträchtigen. Als größte Gläubigergruppe müssen die Anleihegläubiger einen Platz am Verhandlungstisch haben”, hatte damals Pontus Soramäki von Alandsbanken erklärt. Nun schlagen einer Mitteilung zufolge die Bondholder um die Alandsbanken Rechtsanwalt Ingo Scholz als gemeinsamen Vertreter vor. Scholz ist Partner der Kanzlei Ashurst. Er agierte u. a. als gemeinsamer Vertreter für Bondholder von Arcandor und Deutsche Nickel.Investmentmanager Soramäki erkennt die Fortschritte bei der Finanzierung von Praktiker durchaus an: “Die kürzlich durchgeführten Kapitalmaßnahmen haben die Liquidität der Praktiker AG verbessert und ihre Eigenkapitalbasis gestärkt.” Das zeigt sich auch am Kurs des Bonds: Mit 61,5 % notiert die Anleihe, die mit 5,875 % verzinst und im Februar 2016 fällig wird, zurzeit fast doppelt so hoch wie beim Tief im September mit 33 %. Kritisch fügt Soramäki aber hinzu: “Gleichzeitig hat das Unternehmen jedoch sein werthaltigstes Asset, die Tochter Max Bahr, den neuen Kreditgebern als Sicherheit gegeben.” Ein gemeinsamer Vertreter werde es den Anleihegläubigern ermöglichen, die angestrebte Restrukturierung zu überwachen und ihre Interessen im Falle eines möglichen weiteren Finanzierungsbedarfs zu schützen. “Die Anleihegläubiger sind Praktikers größte Gläubigergruppe. Wir müssen in jede Entscheidung über die Kapitalstruktur eingebunden sein”, betont Soramäki.Alandsbanken ist der zweitgrößte bekannte Gläubiger der Praktiker-Anleihe und hält nach früheren Angaben Bonds im Nennwert von 4,11 Mill. Euro. Der Investor hatte sich bereits bei der Emission engagiert.