Anteilseigner nehmen Scheifele unter Beschuss
hip – Der erste Auftritt des Dachverbands Kritischer Aktionärinnen und Aktionäre auf einer Hauptversammlung von HeidelbergCement verblasste vor dem Ärger, der Vorstandschef Bernd Scheifele seitens anderer Anteilseigner und Anlegerschützer entgegenschlug. Die Anwesenheit wurde bei 75,08% des Grundkapitals festgestellt.Der Verband, der einst auf Aktionärstreffen Themen wie Apartheid, Atomkraft und Umweltverschmutzung auf die Tagesordnung setzte, hat sich nun offenbar der Israelkritik verschrieben. Manfred Budzinski sprach sich dafür aus, Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Der Sprecher der Pax-Christi-Nahostkommission begründete dies – unter Berufung auf Ethik, Humanität, Moral und vieles mehr – mit der Geschäftstätigkeit der Tochtergesellschaft Hanson Israel im Westjordanland, die angeblich zur Verletzung von Völkerrecht und Menschenrechten durch Israel beiträgt. Die Dax-Gesellschaft solle sich von diesen Aktivitäten trennen. Dabei geht es um zwei Betonwerke, ein Asphaltwerk und einen Steinbruch. Scheifele erinnerte daran, dass der geplante Verkauf von Hanson Israel 2009 am israelischen Kartellamt scheiterte. Man beschäftige 50 bis 60 palästinensische Mitarbeiter in dem Steinbruch, teilweise in zweiter Generation. Ihre Löhne lägen um ein Vielfaches über dem in Palästina üblichen Einkommen.Siegfried Pfündl von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sprach angesichts der enormen steuerlichen Verlustvorträge der Gesellschaft von einem “bescheidenen Ergebnis”. Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) bemängelte die Fülle von teilweise gegenläufigen Sondereffekten, die sich durch die Quartalsberichterstattung zögen. Die Eigenkapitalrendite sei mit 2,39% dürftig. Zudem liege die Ausschüttungsquote unter der von der Vereinigung geforderten Spanne von 40% bis 60% des Konzernüberschusses, und das Management bekunde auch kein Bestreben, diese Höhe wenigstens mittelfristig zu erreichen. Kienle sprach sich zudem gegen die beantragte Ermächtigung zur Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen aus. Ihm sei “nicht ganz klar, wofür Sie diesen Vorratsbeschluss brauchen, wenn doch der Schuldenabbau Ihr vorrangiges Ziel ist”, wandte er sich an Scheifele. Der antwortete, dass die Gesellschaft in der Lage sein wolle, sich am Kapitalmarkt bietende Chancen zu nutzen.Am Ende wurden Vorstand und Aufsichtsrat mit mehr als 95% entlastet. Die Ermächtigung zur Ausgabe von Wandelanleihen wurde mit 89,23% erteilt. Nun kann der Vorstand bis zum 7. Mai 2018 einmalig oder mehrmals Options- oder Wandelanleihen, Genussrechte oder Gewinnschuldverschreibungen oder eine Kombination dieser im Gesamtnennbetrag von bis zu 3Mrd. Euro ausgeben.