Apple-Partner unter Verdacht
Für den taiwanischen iPhone-Auftragshersteller Foxconn wird die Luft langsam dünn. Mitarbeiterselbstmorde und eine Massenschlägerei unter der Belegschaft hatten bereits für ausreichend schlechte Presse gesorgt. Nun wird auch noch publik, dass die chinesische Polizei wegen Korruptionsverdachts ermittelt – eine böse Überraschung zum Besuch von Apple-Chef Tim Cook im Reich der Mitte.Von Andreas Hippin, Frankfurt Die taiwanische Hon Hai Precision Industry hat den chinesischen Behörden ihre Zusammenarbeit bei den Ermittlungen wegen Korruptionsverdachts gegen das Unternehmen zugesichert. Wie die Mutter des wegen der Arbeitsbedingungen in seinen chinesischen Werken in die Kritik geratenen iPhone-Auftragsherstellers Foxconn betont, ist es deshalb zu keinen Einschränkungen bei der Produktion gekommen. Zu den Foxconn-Kunden zählen neben Apple auch Hewlett-Packard und Microsoft. Apple-Chef Tim Cook befindet sich gerade in China, um auch den weltgrößten Mobilfunkanbieter China Mobile als Vertriebskanal für das iPhone zu erschließen. Korruptionsvorwürfe gegen den Auftragsfertiger machen sich da nicht gut. Für den Lifestylekonzern aus Cupertino wird China in einigen Jahren der wichtigste Markt sein. Vom iPhone 5 wurden dort am ersten Wochenende mehr als zwei Millionen verkauft.Das taiwanische Wochenmagazin “Next” hatte berichtet, ein Foxconn-Manager sei bereits im September vergangenen Jahres im südchinesischen Shenzhen unter Korruptionsverdacht festgenommen worden. Einkäufer des Unternehmens seien von Zulieferern dafür bezahlt worden, dass sie deren Leistungen in Anspruch nehmen – eine weit verbreitete Unsitte im Supply Chain Management, nicht nur in China. MilliardenaufträgeDie betroffene Abteilung mit Namen Surface Mount Technology habe im vergangenen Jahr Aufträge im Volumen von mehreren Milliarden Euro vergeben. Das Unternehmen habe im Rahmen einer internen Untersuchung mit Mitarbeitern gesprochen, die mit Panasonic, Samsung Electronics und Sony zu tun hatten. Die Ermittlungen der Gesellschaft konzentrierten sich auf zwei Manager, die nicht mehr zur Arbeit erschienen seien, berichtete “Next”. In anderen Berichten heißt es, Dutzende Mitarbeiter stünden unter Verdacht. Zudem seien Käufe von einem Lieferanten, der Einkäufer bestochen haben soll, vorerst ausgesetzt worden. Das Topmanagement soll bereits im vergangenen Jahr durch ein anonymes Schreiben auf die Missstände aufmerksam geworden sein. Gründer Terry Gou habe eine Überprüfung der Beschaffungsprozesse der Gesellschaft angeordnet.Foxconn hat es in den vergangenen drei Jahren immer wieder in die Schlagzeilen geschafft. Ende September 2012 war es im Werk Taiyuan zu Unruhen gekommen, nachdem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes auf einen Arbeiter eingeschlagen hatten. Mehr als 2 000 Beschäftigte beteiligten sich an den Auseinandersetzungen auf dem Betriebsgelände, bei denen es nach Angaben der Nichtregierungsorganisation China Labor Watch (CLW) 40 Verletzte gab. Im Oktober traten im Werk Zhengzhou Mitarbeiter in den Ausstand. CLW zufolge waren 3 000 bis 4 000 Arbeiter an dem Streik beteiligt, bei dem es um die höheren Qualitätsanforderungen ging, die Foxconn durchsetzen will, um den Ansprüchen Apples gerecht zu werden (vgl. BZ vom 9.10.2012). Dabei sollen die Arbeitsbedingungen im Vergleich zu anderen Fabriken bei Foxconn – Apple-Gründer Steve Jobs zufolge “kein Sweatshop” – noch gut sein. Nach einer Serie von Selbstmorden hatte das Unternehmen die Löhne in Shenzhen mehr als verdoppelt. Bis heute sollen die Taiwaner mehr bezahlen als Wettbewerber.”Next” und das Boulevardblatt “Apple Daily” gelten auf der abtrünnigen Insel als Speerspitze des unabhängigen Journalismus, vor allem wenn es um die Beziehungen zu Peking geht. Aber bald könnte Schluss sein mit der unliebsamen Berichterstattung. Der Hongkonger Medienunternehmer Jimmy Lai hat sein Taiwan-Gschäft für 600 Mill. Dollar an ein Konsortium unter Führung von Jeffrey Koo verkauft, das umfangreiche geschäftliche Interessen in der Volksrepublik hat. Koo ist der älteste Sohn des Gründers der Finanzgruppe Chinatrust.—– Wertberichtigt Seite 8 ——Foxconn-Kunden- Apple – Hewlett-Packard – Microsoft – Nokia – Sony——