Apple zeigt sich verwundbar

Finanzchef Oppenheimer: Spüren Konjunkturflaute in Europa - iPhone-Anbieter verfehlt Markterwartungen

Apple zeigt sich verwundbar

Der iPhone-Anbieter Apple hat die Analystenprognosen im Ende Juni abgelaufenen dritten Quartal deutlich verfehlt. Ursächlich war der hinter den Erwartungen zurückgebliebene Absatz des Smartphone. Für das bis Ende September laufende Schlussvierteljahr hat Apple die Erwartungen weit niedriger angesetzt, als an der Wall Street bislang erwartet wurde. Die Apple-Aktie rutschte daraufhin um 5 % ab.scd New York – Der US-Elektronikkonzern Apple hat die Markterwartungen im abgelaufenen Quartal deutlich verfehlt. Zwar kletterte der Umsatz im Vergleich zum damals sehr stark eingeschätzten Vorjahresquartal um 22,6 % auf 35,1 Mrd. Dollar. Das war allerdings deutlich weniger als die 37,4 Mrd. Dollar, die an der Wall Street im Schnitt prognostiziert worden waren. Zudem war in den vorangegangenen beiden Quartalen jeweils deutlich mehr erlöst worden (siehe Grafik). Ursächlich für den Umsatzrückgang war der unerwartet schwache iPhone-Absatz. Während mit dem Tablet-Rechner iPad bei Absatz und Erlös je ein Rekordwert aufgestellt wurde, waren die iPhone-Erlöse mit 16,2 Mrd. Dollar nur die dritthöchsten der Apple-Historie. Der Absatz von 26 Millionen iPhones verfehlte die Durchschnittserwartung an der Wall Street um gut zwei Millionen Stück.Der geringere Umsatzanteil des margenstarken Smartphones schlug sich auch im Ergebnis nieder. Zudem sah sich Apple von der Dollar-Stärke betroffen, die sich negativ auf die Marge außerhalb des Dollarraums ausgewirkt hat. Unter dem Strich steigerte Apple den Gewinn um 20,6 % auf 8,8 Mrd. Dollar bzw. 9,32 Dollar je Aktie. Damit wurde die Durchschnittsprognose der Analysten laut Bloomberg um mehr als 1 Dollar je Titel verfehlt.Für den Konzern aus Cupertino war es die zweite Prognoseverfehlung in nur vier Quartalen unter CEO Tim Cook. Zuvor hatte der Konzern in 35 Quartalen unter dem im vergangenen Jahr verstorbenen Mitgründer und CEO Steve Jobs die durchschnittliche Analystenerwartung stets geschlagen. Apple-Finanzchef Peter Oppenheimer lieferte nun gleich mehrere Erklärungsansätze, warum dies den Markt nicht beunruhigen sollte: Erstens habe sich die schwächere Wirtschaftsentwicklung in Europa auf das Konsumverhalten in einigen Ländern ausgewirkt. Zweitens hätten die zahlreichen Gerüchte über ein erwartetes neues, radikal anderes iPhone zu einer Kaufzurückhaltung bei Smartphone-Kunden geführt. Drittens habe der Verkaufsstart des neuen iPad in China im Juli gelegen, sodass dieser sich nicht mehr positiv im Quartalsausweis niederschlagen konnte. Allerdings rechnet Apple offenbar auch für das laufende Vierteljahr nicht mit wesentlichen Impulsen aus dem Reich der Mitte. Die Umsatzprognose des Konzerns enttäuschte mit rund 34 Mrd. Dollar ebenso wie die Aussicht auf einen Gewinn von 7,55 Dollar je Aktie.Für den Moment scheint das Gros der Investoren und Marktbeobachter den Erklärungen Apples dennoch weitgehend zu folgen. Die Aktie notierte am Mittwochmittag in New York immerhin nur knapp 4,7 % schwächer bei 572,73 Dollar. Deutsche-Bank-Analyst Chris Whitmore erwartet zwar angesichts des dürftigen Ausblicks, dass Apple im Oktober erneut einen enttäuschenden Quartalsausweis vorlegen könnte. Whitmore hatte für April bis Juni 37,7 Mrd. Dollar Umsatz und 10,15 Dollar Gewinn je Aktie prognostiziert. Im Weihnachtsquartal rechnet er dann allerdings mit Erlös- und Ergebnissprüngen aufgrund des Verkaufsstarts des iPhone 5. Bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter 10 nach Abzug der Barreserven sei Apple noch immer sehr günstig bewertet. Der Kursrückgang nach den Zahlen biete eine Einstiegschance.Scott Kessler von S & P Capital IQ nahm sein Kursziel für die Apple-Aktie angesichts der Prognoseverfehlung zwar von 850 auf 800 Dollar zurück, blieb aber bei seiner Kaufempfehlung. Auch er sieht den Kursrutsch als Einstiegschance.