Aramco-Börsengang wird schwierig
Noch in dieser Woche soll der offizielle Startschuss für den größten Börsengang aller Zeiten fallen. Doch das Umfeld für die Erstnotiz von Saudi Aramco verdüstert sich. Fallende Kurse in Saudi-Arabien und ein global sinkender Ölverbrauch könnten Investoren von den neuen Aktien des Staatskonzerns abschrecken.cru Frankfurt – Kurz vor dem geplanten Börsengang des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco, der einen Emissionserlös von geschätzt 40 Mrd. Dollar einbringen soll, hat sich das Umfeld für die größte Erstnotiz aller Zeiten deutlich verschlechtert und dürfte Investoren abschrecken. Die Regierung in Riad will offenbar im November bis zu 3 % der Anteile bei Investoren an der heimischen Börse Tadawul platzieren – später könnte eine Notiz an einer internationalen Börse folgen. Selbst wenn nur 1 % der Aktien an die Börse ginge, würde der Erlös die Summe aller saudischen Erstnotierungen der vergangenen zehn Jahre übertreffen. Allein den 20 beratenden Investmentbanken, allen voran J.P. Morgan und Morgan Stanley, werden laut Bloomberg bis zu 450 Mill. Dollar an Gebühren zufließen.Doch die Kurse saudischer Aktien fallen seit Monaten. Der Tadawul-Index büßte am Dienstag 1,6 % ein und hat damit seit Mai 20 % verloren. Hintergrund sind die geopolitischen Risiken mit den Attacken aus dem benachbarten Bürgerkriegsland Jemen. Zudem hat die Internationale Energieagentur in der vergangenen Woche die Voraussagen für den Ölverbrauch, der gewöhnlich global bei 100 Mill. Fässern im Jahr liegt, gesenkt, weil die globalen Handelskonflikte zunehmen und die Nachfrage drücken.Der einzige Lichtblick für Saudi Aramco: Das Staatsunternehmen, das den Löwenanteil zum Etat der Monarchie beiträgt, hat die Ölproduktion nach der Drohnen- und Raketenattacke auf die wichtigste Entschwefelungsanlage der Welt im September, die Rebellen im Jemen zugeordnet wird, wieder auf normales Niveau gesteigert. Darüber hinaus erwarten Analysten, dass einige heimische Investoren Platz in ihren Portfolios für Saudi Aramco schaffen, indem sie die Aktien anderer Unternehmen verkaufen. Auch Privatanleger dürften sich engagieren. Ob die Nachfrage jenseits der Landesgrenzen floriert, bleibt offen: J.P. Morgan gibt auf Anfrage keinen Kommentar dazu, ob sie Saudi-Aramco-Aktien bei europäischen Investoren vermarktet. Es wird erwartet, dass saudische Staatsbanken mit Krediten dazu beitragen, dass Investoren die Aktien kaufen. Nur so könnten viele Anleger dazu bewegt werden die geopolitischen Risiken einzugehen, die mit einem Engagement in Saudi-Arabien verbunden sind.Beobachter gehen davon aus, dass Saudi-Arabien noch in dieser Woche den offiziellen Startschuss für den Börsengang gibt – drei Jahre nachdem De-facto-Staatschef und Kronprinz Mohammed bin Salman die Erstnotiz ins Zentrum seiner Pläne zur Belebung der saudischen Wirtschaft gestellt hat. Insofern wird der Börsengang auch ein Test für das Vertrauen in die Wirtschaftspolitik des Kronprinzen. Nachdem die Regierung grünes Licht gegeben hat, muss noch der Verwaltungsrat von Saudi Aramco zustimmen. Dann kann das Unternehmen am 20. Oktober die Absichten für eine Erstnotiz in Saudi-Arabien im November bekannt geben. Saudi-Aramco-Verwaltungsratschef Yasir al-Rumayyan kündigte an, das Unternehmen werde den Börsengang “sehr, sehr bald” starten: “Aramcos IPO kommt früher als Sie denken.”