ArcelorMittal enttäuscht die Investoren
cru Düsseldorf – Der weltweit führende Stahlhersteller ArcelorMittal hat seine Investoren angesichts niedriger Preise für Stahl in den USA auf ein schwieriges Jahresende eingestimmt. Dem Konzern mit Sitz in Luxemburg machen neben den Überkapazitäten und Billigimporten aus China zunehmend auch steigende Rohstoffkosten zu schaffen.Der Aktienkurs brach deshalb am Dienstag nach der Veröffentlichung der Neunmonatsbilanz zunächst um bis zu 7 % ein und zog die Kurse von Wettbewerbern wie Thyssenkrupp und Salzgitter gleich mit nach unten. Am Nachmittag lag das Minus bei 5,7 % auf 5,76 Euro. Der Börsenwert des Stahlriesen hat sich damit binnen fünf Jahren halbiert auf knapp 10 Mrd. Euro.Offenbar wurden mit den Zahlen für das dritte Quartal die hochgesteckten Erwartungen der Investoren verfehlt. Der Konzern konnte zwar von Juli bis September seinen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 40 % auf 1,9 Mrd. Dollar (rund 1,7 Mrd. Euro) steigern. Das Unternehmen erwartet nun jedoch für das Schlussquartal eine schwächere Profitabilität als im dritten Jahresviertel.”Der heftige Anstieg der Preise für Kokskohle hat uns alle überrascht”, erklärte Finanzvorstand Aditya Mittal. Der Konzern versuche, die höheren Kosten an seine Kunden weiterzugeben, wisse aber nicht, ob das gelingt. Kokskohle ist neben Eisenerz der wichtigste Rohstoff für die Stahlproduktion. Der Preis für australische Kokskohle hat sich seit Februar auf rund 250 Dollar je Tonne mehr als verdreifacht. Ursachen hierfür seien der Förderstopp in einigen US-Minen sowie die Deckelung der Produktion in China, erklärte ArcelorMittal. Das trifft den Konzern stark, weil das Unternehmen anders als bei Eisenerz kaum eigene Kohle fördert.Damit erleidet der Stahlkonzern, der vor zehn Jahren aus der Fusion von Arcelor und Mittal hervorgegangen war, abermals einen schweren Rückschlag. ArcelorMittal hatte im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von 7,9 Mrd. Dollar verbucht – es war das vierte Jahr hintereinander mit einem Fehlbetrag. Der Grund waren Milliardenabschreibungen auf die Beteiligungen an Bergbauprojekten sowie auf die Stahlwerke und die Lagervorräte. ArcelorMittal saß gleich doppelt in der Preisfalle, denn dass die Erzpreise kräftig fielen, bedeutete für den Konzern keine Erleichterung. Das Unternehmen hatte in den Jahren davor, als Erz teurer wurde, in den Ausbau einer eigenen Erzförderung investiert.Haupteigentümer des Konzerns ist die Familie von Vorstandschef Lakshmi Mittal mit 41 % der Anteile. Dessen Sohn Aditya Mittal fordert nun von der EU erneut einen umfassenden Schutz vor “unfairen” Importen von chinesischem Stahl nach Europa und Amerika. Die beschlossenen Schutzzölle gingen zwar in die richtige Richtung, reichten aber noch nicht aus. So versuche China, US-Importbeschränkungen über den Umweg durch Vietnam zu umgehen.