Größter Börsengang des Jahres wird zum Erfolg
Größter Börsengang des Jahres wird zum Erfolg
Arm erreicht oberes Ende der Zeichnungsspanne – Euphorie für das Thema künstliche Intelligenz hilft dabei
hip London
Der britische Chipdesigner Arm hat bei seinem Börsengang an der Nasdaq das obere Ende der Zeichnungsspanne erreicht. Es ist weltweit das bislang größte Initial Public Offering in diesem Jahr. Der Ausgabepreis wurde auf 51 Dollar je Aktie festgelegt. Damit wird das Unternehmen aus dem Portfolio des japanischen Finanzinvestors Softbank mit 54,5 Mrd. Dollar bewertet. Die Emission war Medienberichten zufolge mehrfach überzeichnet. Es sehe so aus, als hätte Arm auch einen höheren Preis anstreben können, sagte Susannah Streeter, Head of Money & Markets bei Hargreaves Lansdown, mit Blick auf das überbordende Anlegerinteresse. Aber offenbar habe man auf Nummer sicher gehen wollen, um bei Handelseröffnung einen Kursanstieg sicherzustellen.
Son bremst Banker
Die Bookbuilding-Spanne hatte zwischen 47 und 51 Dollar je Aktie gelegen. Bloomberg zufolge hielten einige Banker und Manager auch 52 Dollar für erzielbar, als am Mittwoch der Preis festgelegt wurde, doch Softbank-Gründer Masayoshi Son habe sich für 51 entschieden. Er habe gesagt, es lohne sich nicht, ein erfolgreiches Börsendebut für um die 100 Mill. Dollar mehr Erlös zu riskieren.
Arm stammt aus dem IT-Ökosystem rund um die Universität Cambridge. Das Unternehmen ging 1990 aus der Zusammenarbeit von Acorn und Apple hervor. 1998 wurde es in London an die Börse gebracht. Seine Chiparchitektur findet sich heute in fast jedem Smartphone. Begonnen hatte die Kooperation mit dem Prozessor Acorn Risc Machine (Arm) für Apples persönlichen digitalen Assistenten namens Newton, von dem heute nur noch eingefleischte Fans des Lifestylekonzerns aus dem kalifornischen Cupertino sprechen. Arm profitierte viele Jahre lang davon, dass hochwertige Chips auch in immer mehr niedrigpreisigen Smartphones verbaut wurden. Als Softbank die Gesellschaft 2016 für 32 Mrd. Dollar von der Börse nahm, ermöglichte das dem Unternehmen, als Plattformbetreiber unabhängig zu bleiben und sich angesichts der zunehmenden Sättigung des Smartphone-Marktes anderen Dingen zu widmen.
Nvidia-Deal floppt
Vor drei Jahren kündigte der US-Grafikprozessorhersteller Nvidia an, Arm für rund 40 Mrd. Dollar in Aktien und bar übernehmen zu wollen. Mit dem Aktienkurs von Nvidia ging auch der gebotene Kaufpreis in die Höhe. Doch in der Branche regte sich großer Widerstand, nicht nur bei direkten Rivalen wie Qualcomm. Nachdem sowohl die britischen Behörden als auch die EU-Wettbewerbshüter schwere Bedenken gegen den Deal geäußert hatten, stellte sich im Dezember auch die mächtige Federal Trade Commission (FTC) in den USA quer. Ihr Argument: Der Zusammenschluss hätte sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit bei der Entwicklung der Technologien von morgen auswirken können. Dabei hatte die FTC Zukunftsthemen wie Fahrerassistenzsysteme und Prozessoren für Cloud Computing im Blick. Der Deal platzte.
Softbank hat nun ein besseres Ergebnis erzielt als durch einen Verkauf an Nvidia. Der Finanzinvestor kam aber nicht auf die Bewertung von mehr als 64 Mrd. Dollar, die er durch den Kauf der 25% an Arm, die er den Kunden seines Vision Fund ins Portfolio gelegt hatte, vorgegeben hatte. In den Medien kursierten noch weit höhere Zahlen zum möglichen Börsenwert des Unternehmens, als Son die Absicht kundtat, Arm wieder an die Börse zu bringen.
China-Risiken ignoriert
Die im Prospekt erwähnten China-Risiken spielten für die Anleger am Donnerstag offenbar keine Rolle. Größter Kunde ist die von Arm unabhängige Arm China, die im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr fast ein Viertel zum Umsatz beisteuerte. Eine IP-Vereinbarung erlaubt dem chinesischen Unternehmen, Unterlizenzen für bestimmtes geistiges Eigentum von Arm an Kunden aus der Volksrepublik zu vergeben. In der Vergangenheit habe es Probleme mit verspäteten Zahlungen von Arm China gegeben. Zudem sei es schwierig gewesen, zeitnahe und akkurate Informationen zu bekommen. All das sei nun gelöst, heißt es im Prospekt. Wie Arm den Diebstahl von geistigem Eigentum verhindern will, ist nicht ganz klar. Noch größer dürfte allerdings die Gefahr sein, dass die zunehmenden Spannungen zwischen Peking und Washington das Geschäft beeinträchtigen.
Der Chipdesigner Arm hat ein rauschendes Comeback an der Börse gefeiert. Allerdings ist das Unternehmen aus Cambridge nicht an die London Stock Exchange zurückgekehrt, sondern an die Nasdaq gegangen. Die Begeisterung für das Thema künstliche Intelligenz verhalf ihm zu einer hohen Bewertung.
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