Aroundtown rüstet sich für Zukäufe

Immobilienkonzern legt erstmals Prognose für 2020 vor - Corona-Pandemie trifft Hotels - Veräußerung von Einzelhandelsobjekten

Aroundtown rüstet sich für Zukäufe

Der Gewerbeimmobilienkonzern Aroundtown profitiert im laufenden Jahr von der im Februar abgeschlossenen Übernahme des Konkurrenten TLG, während die Coronakrise und fehlende Mieteinnahmen infolge von Immobilienverkäufen belasten. Per saldo soll der operative Gewinn um bis zu 9 % zunehmen.hek Frankfurt – Der Gewerbeimmobilienkonzern Aroundtown wagt erstmals eine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr. Wie das von der Hotelkrise betroffene Unternehmen mitteilt, wird nach Zuteilung von Perpetualpapieren ein operativer Gewinn von 460 Mill. bis 485 Mill. Euro angepeilt. Im Vorjahr lag diese Kennzahl bei 446 Mill. Euro. Dabei profitiert Aroundtown von der Übernahme des Konkurrenten TLG. Dem stehen Belastungen durch die Coronakrise und fehlende Mieteinnahmen infolge von Immobilienveräußerungen gegenüber. Im März hatte das Management den eigentlich anstehenden Ausblick verschoben, weil Dauer und Auswirkungen der Pandemie nicht abzusehen seien.Im zweiten Quartal haben die Corona-Auswirkungen in erster Linie das Hotelsegment getroffen, das 23 % des Portfolios ausmacht. Hier kamen von April bis Juni nur 21 % der Mieten herein. Im Juli waren es wenigstens wieder 33 %, geht aus dem Zwischenbericht hervor. 95 % der Hotels hätten jetzt wieder geöffnet. Das in Luxemburg ansässige Unternehmen hat für 53 % der gestundeten Nettomieten der Hotels Rückstellungen über 35 Mill. Euro gebildet. In den Bereichen Büro, Logistik/Großhandel und Wohnen, die 70 % des Portfolios stellen, seien die Corona-Auswirkungen begrenzt geblieben. Insgesamt seien im Halbjahr 84 % der Mieten geflossen, ohne Hotels 95 %. Die Ausstände seien keinesfalls komplett verloren, betont Vorstandsmitglied Oschrie Massatschi im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Denn in den kommenden Monaten würden noch gestundete Beträge hereinkommen.Forciert hat Aroundtown den Verkauf von Immobilien. Im bisherigen Jahresverlauf beliefen sich die Veräußerungen auf 1 Mrd. Euro. Die Preise hätten 6 % über dem Buchwert gelegen. “Wir haben gute Konditionen erzielt”, sagt Massatschi. Die Verkäufe betreffen zu 70 % Einzelhandelsimmobilien und zu fast 50 % Non-Core-Städte, so dass der Fokus auf Büros an erstklassigen Standorten verstärkt worden sei.Über weitere Verkäufe im Volumen von 1 Mrd. Euro werde in fortgeschrittenem Stadium verhandelt. Zum Vergleich: Das gesamte Immobilienvermögen lag Ende Juni bei 22,6 Mrd. Euro.Mit den Einnahmen wird die Liquidität gestärkt. Massatschi rechnet damit, dass es ab 2021 vermehrt Zwangsverkäufe geben wird, so dass sich günstige Kaufgelegenheiten für Aroundtown ergäben. Ein kleinerer Teil der Einnahmen fließt in den Erwerb eigener Aktien: Das im Juni gestartete Rückkaufprogramm über 500 Mill. Euro wurde bis dato zu 26 % umgesetzt. Die Käufe erfolgten laut den Angaben im Schnitt zu 5,10 Euro. Aufgrund des hohen Abschlags zum Nettovermögenswert je Aktie von zuletzt 9 Euro werde so “sehr hoher Shareholder Value” geschaffen. Hotelportfolio neu bewertetDie Immobilienbewertungen vor allem im Bürobereich hat Aroundtown trotz Pandemie weiter erhöht. Covid-19 dämpfe das Wachstum des Büromarkts zwar, ein Rückgang sei aber nicht zu erwarten, glaubt Massatschi. Im ersten Halbjahr erreichten die Bewertungsgewinne 560 Mill. Euro. Wertberichtigungen auf das Hotelportfolio von 206 Mill. Euro sind darin bereits verrechnet. Externe Gutachter hätten fast das gesamte Hotelportfolio neu bewertet, betont das Management.Die Nettomieten kletterten im Halbjahr vor allem infolge der TLG-Akquisition um 40 % auf 502 Mill. Euro. Das interne Wachstum auf vergleichbarer Basis wird mit 3,0 % angegeben. Die Funds from Operations (FFO) ohne Verkaufserlöse stiegen um 30 % auf 312 Mill. Euro und je Aktie um 10 % auf 0,23 Euro. Der FFO je Aktie nach Perpetualpapierzuteilung legte im Jahresvergleich um 5 % auf 0,20 Euro zu.An der Börse wurde der Halbjahresbericht mit Erleichterung aufgenommen, wie der Kursanstieg um bis zu 9 % zeigt. Im weiteren Handelsverlauf gab der Titel allerdings einen großen Teil der Aufschläge wieder ab. Mit rund 5 Euro notiert die im MDax vertretene Aktie nach wie vor weit unter dem Vor-Corona-Hoch von 8,81 Euro. Diverse Analysten stuften Zahlenwerk und Prognose als solide ein. Goldman Sachs moniert hingegen, dass das erste Halbjahr die Erwartungen der Investmentbank verfehlt habe und der Ausblick enttäusche. Konservativer AusblickIn die FFO-Prognose für das Gesamtjahr von 460 Mill. bis 485 Mill. Euro oder 0,34 bis 0,36 Euro je Aktie sind Perpetualpapiere eingerechnet. Diese Papiere mit ewiger Laufzeit sind als Eigenkapital klassifiziert, die Inhaber erhalten Zinsen und sind am Unternehmensgewinn beteiligt. Nach sechs Monaten erreichte diese Kennzahl 0,20 Euro je Aktie, so dass für die zweite Jahreshälfte eine Gewinnabschwächung auf 0,14 bis 0,16 Euro je Aktie ins Haus geht. Denn die Corona-Folgen schlügen im gesamten zweiten Halbjahr durch, während die Auswirkungen im ersten Quartal noch gering gewesen seien, erläutert Massatschi. Hinzu kommt, dass die Guidance bewusst konservativ gestaltet sei.Bei Berücksichtigung der einmaligen Mietrückstellungen wegen der Covid-19-Pandemie erwartet Aroundtown 0,25 bis 0,28 Euro operativen Gewinn je Aktie im Gesamtjahr. In der Prognose seien die Effekte der vollzogenen und geplanten Immobilienverkäufe von 2 Mrd. Euro eingearbeitet.