Arriva-Auktion nimmt Fahrt auf
wb Frankfurt – Noch ist die von Citi und Deutscher Bank geführte Auktion für das Regionalverkehrsunternehmen Arriva in einem frühen Stadium. Das bringt es mit sich, dass aus der großen Schar von Interessenten für die Noch-Tochter der Deutschen Bahn in der Anfangsphase wiederholt Namen auftauchen. Die Banker dürften mit mehr als 50 Adressen gesprochen haben, zahlreiche Interessensbekundungen sind bis 3. Mai eingegangen. Die Banken kommentieren das Thema nicht.Die externen Schätzungen liegen je nach Interessenslage bisher zwischen 3,0 Mrd. und 4,5 Mrd. Euro. Die Bahn hatte das im Bus- und Schienennahverkehr tätige britische Unternehmen 2010 für 2,7 Mrd. Euro erworben. Nach Angaben von Reuters schließt sich der US-Finanzinvestor Carlyle mit der Deutsche-Bank-Tochter DWS für das Bietgefecht zusammen. DWS, in der die ehemalige Einheit Rreef der Bank aufgegangen ist, verwaltet für institutionelle Investoren derzeit 85 Mrd. Euro in alternativen Anlagen, zu denen neben Immobilien auch Infrastrukturinvestments zählen. Sie soll auch in der Auktion um den Energieversorger EWE in Oldenburg mitmischen. Auch Keolis, eine Tochter der französischen Staatsbahn SNCF, und der US-Finanzinvestor Apollo werden als Arriva-Interessenten gehandelt – ebenso wie andere Staatsbahnen, Finanzinvestoren wie Advent oder zahlreiche Infrastrukturfonds und weitere Interessenten.Derzeit arbeiten die Banken an dem Informationsmemorandum, das möglichst Ende Juni herausgehen soll. Es folgt eine erste Phase von fünf bis sechs Wochen, bevor es nach dem Aussieben der Interessenten in die zweite Stufe geht mit den dann verbliebenen drei bis maximal fünf Bietern. Am Ende steht dann ein bindendes Angebot. Ob bis zur Bahn-Aufsichtsratssitzung Mitte September ein Vertrag vorliegt, ist noch unklar.Denn vor allem ist die Bewertung komplex – schließlich ist die Bahn anders als in anderen Spin-off-Fällen selbst nicht börsennotiert, so dass die verfügbaren Daten zu Arriva begrenzt sind. Eine Bewertung anhand des operativen Ergebnisses (Ebitda) könnte in diesem Fall zu einer niedrigeren Bewertung, die Ausrichtung an Multiples von Vergleichsunternehmen wie Stagecoach oder National Express in die Irre führen. Diese handeln in einer breiten Spanne von 3,5- bis 7,5-mal bezogen auf das Ebitda. Arriva kam zuletzt auf ein Ergebnis von 575 Mill. Euro.Vorgezogen werden dürfte auf Bahn-Seite eine fundamentale Analyse mit Blick auf Wachstum, Strategie und Cash Conversion. Der staatseigene Konzern, der Ende 2018 mit den Nettoschulden nahe an die Schmerzgrenze des Bundes von 20 Mrd. Euro herangekommen war, muss eine Finanzierungslücke von 5 Mrd. schließen. Allein 2019 braucht die Bahn schon etwa 2,2 Mrd. Euro.