ASML rechnet mit Kaltstart in das neue Jahr

Zulieferer der Chipindustrie erwartet Stagnation - Ankündigung aus Taiwan verhilft zu Kurssprung

ASML rechnet mit Kaltstart in das neue Jahr

sp Frankfurt – Mit einem defensiven Ausblick für das neue Jahr hat ASML, der niederländische Hersteller von Produktionsanlagen für die Halbleiterindustrie, die Investoren gestern zunächst vor den Kopf gestoßen. Das Papier gab zum Handelsauftakt in Amsterdam gut 4 % nach, nachdem der Konzern sowohl bei den Bestellungen für den neuen Turnus als auch beim Umsatz im Schlussquartal hinter den Erwartungen geblieben war. Die Ankündigung des ASML-Kunden Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC), bereits 2015 mehr Chips mit der sogenannten 20-Nanometer-Technologie zu produzieren als mit der 28-Nanometer-Technologie, gab ASML später gehörig Auftrieb. Aus dem Handel gingen die Papiere bei 51,49 Euro mit 7,4 % im Plus.Die Nachricht aus Taiwan stützte den Verweis von ASML auf bessere Geschäfte in der zweiten Jahreshälfte, wenn aus der Halbleiterindustrie Aufträge zur Umrüstung der Produktion auf die 20-Nanometer-Technologie erwartet werden. Die Niederländer, die 1984 als Joint Venture von Philips und ASMI gestartet waren, haben bei den Maschinen für die dabei eingesetzten Lithographieverfahren einen Marktanteil von gut 70 % und beliefern neben TSMC auch Samsung, Intel, Hynix und Toshiba. Die ersten drei der genannten Konzerne haben sich im vergangenen Jahr für 3,85 Mrd. Euro mit insgesamt 23 % an dem weltweit größten Zulieferer der Branche beteiligt und ASML weitere Mittel zur Verfügung gestellt, um die Entwicklung eines neuen Fotolithografie-Verfahrens zu beschleunigen, das extrem ultraviolette Strahlung (EUV) benutzt. Damit sollen kleinere, leistungsfähigere Chips für den Einsatz in Tablet-PC und Smartphones billiger hergestellt werden können. Extrem ultraviolettASML hatte dazu im Oktober auch den Zukauf von Cymer für 1,95 Mrd. Euro angekündigt, der im ersten Halbjahr abgeschlossen werden soll. Derzeit gebe es Gespräche mit potenziellen Kunden, die für 2014 EUV-Maschinen ordern könnten, sagte Finanzchef Peter Wennink.Zum Jahresauftakt 2013 zeichnet sich indessen ein Kaltstart ab. Die Bestellungen aus der Halbleiterindustrie im vierten Quartal – EUV-Systeme nicht mit eingerechnet – rutschten im Vergleich zum Vorquartal um gut ein Fünftel auf 667 Mill. Euro ab, nachdem schon über den Sommer ein Rückgang von 12 % im Vergleich zu den Vormonaten verzeichnet worden war. Die Analysten von UBS hatten im Schlussquartal mit Orders im Wert von 838 Mill. Euro gerechnet. Die Auftragssituation spiegelt die Schwierigkeiten der Chipindustrie wider, deren Hauptabnehmer weiterhin die Hersteller von Personal Computern (PC) sind. Der Absatz von PC ist laut dem US-Marktforscher Gartner im vergangenen Jahr indessen um fast 5 % auf gut 90 Millionen Stück zurückgegangen.Den Umsatz im Gesamtjahr 2013 erwartet ASML auf dem Niveau des Vorjahres, das mit 4,7 Mrd. Euro deutlich unter den Erwartungen blieb. Nach schleppendem Beginn werde es eine vergleichsweise starke zweite Jahreshälfte geben.Das Unternehmen kündigte an, weiterhin über Aktienrückkäufe und Dividenden Geld an die Investoren auszuschütten. Von Oktober bis Dezember 2012 blieb unter dem Strich mit gut 300 Mill. Euro deutlich mehr hängen als erwartet. Ohne einen einmaligen Steuervorteil in Höhe von 120 Mill. Euro hätte das Ergebnis die Erwartungen der Aktienanalysten getroffen.