ASML setzt auf zweite Jahreshälfte
Der Chipindustrie-Ausrüster ASML rechnet 2019 zwar damit, den Erlösrekord des abgelaufenen Jahres zu übertreffen. Der Start ins Jahr dürfte aber missraten, weil einige Kunden ihre Bestellungen ins zweite Halbjahr verschoben hätten. Der niederländische Konzern erwartet zunächst einen Umsatzrückgang. scd Frankfurt – Der Chipindustrie-Ausrüster ASML rechnet mit einem schwachen Start ins neue Jahr, geht für 2019 aber dennoch von Wachstum gegenüber dem Rekordjahr 2018 aus. “Das Gesamtjahr wird gut, aber das erste Quartal etwas schwächer”, erklärte CEO Peter Wennink. Für die Monate Januar bis März stellt ASML einen Umsatz von 2,1 Mrd. Euro in Aussicht. Das sind 200 Mill. Euro weniger als in der Vorjahresperiode und 600 Mill. Euro weniger, als von Bloomberg befragte Analysten im Schnitt prognostiziert hatten. Einige Kunden hätten Bestellungen in das zweite Halbjahr verschoben, begründet das niederländische Unternehmen den unerwartet pessimistischen Ausblick. Zudem habe es ein Feuer beim wichtigen Komponentenzulieferer Prodrive gegeben, durch das der Umsatz im ersten Quartal um etwa 300 Mill. Euro geringer ausfallen werde. In den vergangenen Wochen hatten die beiden Halbleiterproduzenten Samsung Electronics und TSMC bereits eine Abschwächung des Geschäfts mit Speicherchips signalisiert. Im abgelaufenen Jahr waren 55 (i.V. 47) % der von ASML verkauften Lithografie-Anlagen für die Herstellung von Speicherchips vorgesehen, wie das Unternehmen berichtet. Allerdings ist der Anteil im vierten Quartal bereits auf 20 % eingebrochen. Bruttomarge enttäuschtDie Umsatzschwäche wird sich offenbar auch in der Profitabilität niederschlagen. Die Bruttomarge im ersten Quartal soll rund 40 % erreichen. Unternehmensbeobachter hatten sich im Schnitt auf sieben Prozentpunkte mehr eingestellt. Im vierten Quartal hatte ASML unter dem Strich mit 788 (643) Mill. Euro noch 36 Mill. Euro mehr verdient, als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Die Bruttomarge hatte dabei 44 % betragen. Im Gesamtjahr lag sie sogar bei gut 46 %. Besonders enttäuschend fiel derweil der Ordereingang aus. Die sogenannten New Bookings blieben mit knapp 1,6 Mrd. Euro um rund 900 Mill. Euro und damit deutlich hinter der Markterwartung zurück. Die Halbleiterproduzenten hätten gegen Ende des vierten Quartals mit Bestellverschiebungen auf nachlassende Nachfrage seitens ihrer Endkunden reagiert und Bestellungen verschoben, erklärte Wennink. Die Nachfrageschwäche aus China, über die Apple-CEO Tim Cook berichtet hatte, wollte er indes nicht bestätigen. Die Nachfrage aus dem Reich der Mitte sei stabil gewesen, erklärte er. Im vierten Quartal erzielte ASML dort 18 % ihrer Erlöse und damit nur unwesentlich weniger als im Gesamtjahr (siehe Grafik). China ist Wachstumstreiber”Die Chinesen werden nicht nachlassen, nicht nachgeben und wir als Ausrüster werden sie weiter beliefern”, sagte er dem Finanznachrichtendienst Reuters. Auch weil die chinesische Regierung sich zum Ziel gesetzt habe, bei Halbleitern unabhängiger zu werden, prognostizierte der ASML-Chef, dass China noch auf Jahre ein Wachstumstreiber für sein Unternehmen bleiben werde. Derzeit gebe China noch mehr für Halbleiterimporte aus als für Öleinfuhren, so Wennink.Er zeigte sich zudem zuversichtlich, dass sich die in Zusammenarbeit mit Zeiss entwickelten EUV-Litografie-Anlagen 2019 deutlich besser verkaufen werden. Bei diesen können die Bauteile auf einem Chip durch extrem kurzwellige ultraviolette Strahlung (EUV) dichter angeordnet werden. 2018 waren insgesamt 18 der Anlagen verkauft worden, im neuen Jahr rechnet er mit 30, sagte der Konzernchef. EUV-Systeme werden primär für hochleistungsfähige Prozessoren genutzt und kosten rund 100 000 Euro das Stück. DividendensprungDie ASML-Aktie startete am Mittwoch knapp 5 % schwächer in den Handel, holte die Verluste bis zum frühen Nachmittag allerdings wieder auf und notierte dann leicht im Plus. Gefallen haben dürfte den Aktionären die der Hauptversammlung vorgeschlagene Dividendenanhebung um 50 % auf den bisherigen Höchstwert von 2,10 Euro je Aktie. Zuletzt war die Ausschüttung im Jahr 2015 um die Hälfte angehoben worden. Zudem verbleiben im genehmigten Aktienrückkaufprogramm noch 1,35 Mrd. Euro, nachdem 2018 eigene Anteile im Volumen von 1,15 Mrd. Euro am Markt gekauft worden waren.