AstraZeneca sieht sich Medivation genau an

US-Onkologiefirma ließ zuletzt Sanofi abblitzen

AstraZeneca sieht sich Medivation genau an

hip London – AstraZeneca hat der “Sunday Times” zufolge intern Gespräche über einen Erwerb der US-Onkologiefirma Medivation geführt. Wie das Blatt unter Berufung auf nicht genannte Quellen an der Wall Street und in der Londoner City berichtet, verfolgt die Nummer 2 der britischen Pharmabranche seit sechs Monaten genau, wie sich die auf die Behandlung von Prostatakrebs spezialisierte kalifornische Firma entwickelt. Die französische Sanofi soll vergangene Woche mit einem Angebot abgeblitzt sein. Als weitere mögliche Interessenten werden Celgene, Gilead Sciences und Roche genannt. Die börsennotierte Medivation könnte dem Vernehmen nach mehr als 10 Mrd. Dollar herausschlagen. Allerdings wurde dem Blatt zufolge J. P. Morgan damit beauftragt, Abwehrstrategien für unerwünschte Übernahmeangebote zu entwickeln.Wie allen großen Medikamentenherstellern machen AstraZeneca Nachahmerpräparate zu schaffen. In der Regel ist der Kauf von Firmen mit neuen Behandlungsmethoden für Pharmakonzerne billiger als die hauseigene Forschung und Entwicklung (F & E). Den Daten von Dealogic zufolge war das Fusionsfieber 2015 in keiner anderen Branche so hoch. AstraZeneca, die sich einer Übernahme durch den Viagrahersteller Pfizer im Sommer 2014 erfolgreich widersetzte, kaufte im November die kalifornische Biotechfirma ZS Pharma für 2,7 Mrd. Dollar in bar. Einen Monat später einigte sich Chief Executive Pascal Soriot mit der Acerta Pharma auf den Erwerb von 55 % für 2,5 Mrd. Dollar.AstraZeneca stellte den Anlegern wegen des Patentablaufs für den Cholesterinsenker Crestor für das laufende Jahr weniger Umsatz und Erlös in Aussicht (vgl. BZ vom 5. Februar). Einen Monat später zeigte eine wissenschaftliche Studie, dass der Hoffnungsträger Brilinta keine besseren Ergebnisse zeigt als Aspirin, wenn es um die Vermeidung weiterer Schlaganfälle bei Patienten geht, die bereits eine solche Attacke hinter sich haben. Soriot hatte dem Blutverdünner einst kritische Bedeutung dabei zugemessen, bis 2023 das von ihm ausgegebene Umsatzziel von 45 Mrd. Dollar zu erreichen.Medivation würde Analysten zufolge gut zum neuen Fokus auf Onkologie passen. Das Unternehmen steht im US-Wahlkampf allerdings wegen der Kosten seiner Prostatakrebs-Therapie unter Beschuss. Soriot muss sich auf der Hauptversammlung am kommenden Freitag der Kritik der Anteilseigner an seinem Vergütungspaket stellen. Zu den Forderungen gehört, künftige Anreizzahlungen daran zu knüpfen, dass der Börsenwert die Höhe des von Soriot ausgeschlagenen Pfizer-Angebots erreicht – rund 55 (derzeit: 41) Pfund je Aktie.