Atari stellt Insolvenzantrag in den USA

US-Videospiele-Pionier will sich vom französischen Mutterkonzern lösen

Atari stellt Insolvenzantrag in den USA

sp Frankfurt – Die Reste von Atari, mit Spielen wie “Asteroids” und “Pong” einst eine Ikone unter den Herstellern von Videospielen und Spielkonsolen, haben in den USA einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens nach “Chapter 11” gestellt. Das 1972 in den USA gegründete Unternehmen strebt eine Sanierung unter Schutz vor seinen Gläubigern und die Trennung von dem hoch verschuldeten französischen Mutterkonzern Infogrames an, der seit 2009 als Afari S. A. firmiert, schreiben “Los Angeles Times” und Bloomberg .Infogrames hatte Unternehmensteile des Spielepioniers bereits 2001 von Hasbro – einem weiteren Spielehersteller, der drei Jahre zuvor die Markenrechte gekauft hatte – erworben. Die Blütezeit von Atari war schon mit dem Zusammenbruch der Videospielbranche Anfang der achtziger Jahre zu Ende gegangen, als das Unternehmen aufgespalten und ein Teil an Commodore-Gründer Jack Tramiel verkauft wurde.Auf diesen Teil lassen sich auch die Aktivitäten von Atari Inc. in den USA zurückführen, die heute noch rund 40 Spielentwickler beschäftigt und nun den Insolvenzantrag gestellt hat. Das Unternehmen wolle sich in den USA neu aufstellen und das Geschäft mit dem Geld neuer Investoren eigenständig fortführen, hieß es. Konzernchef Jeff Wilson, der seit 2010 an der Spitze der französischen Mutter steht, sucht einen Käufer für das US-Geschäft. Berühmte PraktikantenDie Zukunft von Atari Inc. solle bei der Entwicklung von Spielen für Smartphones und Tabletrechner liegen. Das Unternehmen, bei dem 1975 für kurze Zeit auch die späteren Apple-Gründer Steve Jobs und Steve Wozniak arbeiteten, stellt schon lange keine Konsolen mehr her. Auch Branchengrößen wie Activision Blizzard und Electronic Arts haben längst auf Spiele für mobile Endgeräte umgesattelt. Mit der Einbeziehung des Schuldners Tenor Capital Management in die Eigenverwaltung seien 5,25 Mill. Dollar für die Fortführung des US-Geschäfts gesichert worden, hieß es.Hintergrund des Insolvenzantrags ist wohl auch die Trennung vom bisherigen Geldgeber Bluebay Asset Management. Eine Kreditlinie über 28 Mill. Dollar sei zum Jahresende 2012 ausgelaufen und Atari damit ohne Geld für die Weiterentwicklung laufender Projekte – etwa das neu geschriebene “Atari Casino” – gewesen. Versuche, schnell an frische Mittel zu kommen, seien unter anderem daran gescheitert, dass Atari de facto ein US-Unternehmen mit Börsennotiz in Frankreich sei.Tatsächlich machen die US-Aktivitäten nach dem Verkauf anderer Unternehmensteile den Großteil des Geschäfts der Afari S. A. aus. Auch die unprofitable französische Tochter Eden Games steht zum Verkauf. In den zurückliegenden zwei Jahren schaffte es der Konzern nach einer Dekade roter Zahlen allein mit Hilfe der US-Tochter zurück in die Gewinnzone, wenn auch in bescheidenem Umfang und bei Umsatzeinbrüchen von durchschnittlich 40 %.In der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres (per 31.3.) hat die Atari S. A. ihren Umsatz noch einmal gut halbiert auf etwas mehr als 10 Mill. Euro. Unter dem Strich stand nach der ersten Halbserie ein Verlust von 2 Mill. Euro. Die Schulden des Unternehmens beliefen sich zum Stichtag auf rund 24 Mill. Euro, mehr als 21 Mill. Euro davon kurzfristige Verbindlichkeiten. Die Aktie hat seit 2008 von mehr als 11 Euro auf zuletzt gut 90 Cent nachgegeben.