Atempause bei Pensionslasten
Die ersten Bilanzvorlagen haben es ans Licht gebracht: Große Konzerne erhalten mit etwas höheren Zinsen zur Bewertung von Pensionsrückstellungen im Geschäftsjahr 2015 eine Atempause. Die Verpflichtungen im Dax sind rückläufig.swa Frankfurt – Um voraussichtlich 5 % auf 354 Mrd. Euro sind die Pensionsverpflichtungen der Dax-Unternehmen 2015 am Bilanzstichtag gesunken, rechnet das Beratungshaus Willis Towers Watson. Für leichte Entspannung sorge der Anstieg beim Rechnungszins um 16 Basispunkte auf 2,31 %. Das kann für viele Unternehmen Milliardenbeträge in den Bilanzen ausmachen. RichtungswechselDer Niedrigzins hat deutliche Spuren in den Rechenwerken hinterlassen. Die Pensionsverpflichtungen der Dax-Unternehmen waren 2014 um knapp 30 % auf 373 Mrd. Euro geklettert. Im ersten Quartal 2015 ging es dann noch mal deutlich nach oben um weitere gut 52 Mrd. Euro, bevor die Parameter die Richtung wechselten. Für die nach IFRS bilanzierenden Unternehmen ist der Kapitalmarktzins für hochwertige Unternehmensanleihen maßgeblich. Nachdem die langfristigen Inflationserwartungen 2015 leicht gesunken sind, wirkt sich dies zudem in etwas niedrigeren Rentenanpassungen aus. Auf und Ab in BASF-ZahlenDer Chemiekonzern BASF zum Beispiel musste am Ende des ersten Quartals 2015 in der Bilanz für Pensionsrückstellungen einen Wert von 9,6 Mrd. Euro ansetzen, das war mehr als doppelt so viel wie zwölf Monate vorher und gut 2 Mrd. Euro mehr als Ende 2014. Das zeigt die Volatilitäten, denen personalstarke Unternehmen ausgesetzt sind. Am Ende des ersten Quartals 2015 waren die Altersvorsorgezusagen der BASF wegen des Zinsrückgangs auf 29,3 Mrd. Euro gesprungen, denen ein ausgegliedertes Pensionsvermögen von knapp 20 Mrd. Euro gegenüberstand. Mitte 2015 war die Differenz dann wieder auf 6,2 Mrd. geschmolzen, am Jahresende hat sich der Entlastungstrend fortgesetzt und die Pensionsrückstellungen liegen mit 6,3 Mrd. sogar 1 Mrd. Euro unter dem Vorjahreswert. Bei Bayer sank der Wert der Rückstellungen zum Stichtag 2015 von 12,2 auf 10,8 Mrd. Euro.Das Absinken des Diskontfaktors ändert zwar die Bewertung der Pensionszusagen, das hat aber keinen Einfluss auf die Höhe der künftigen Zahlungen für Betriebsrenten. Allerdings ist es aus Sicht der Konzerne, die ein separiertes Pensionsvermögen steuern, in dem Niedrigzinsumfeld schwierig, aus den Investments ausreichend Rendite für die den Pensionären garantierte Zielverzinsung zu ziehen.Laut Willis Towers Watson konnte auf der Anlageseite 2015 übers Jahr ein leichter Zugewinn gebucht werden. Das Planvermögen sei im Dax um 1,7 % gestiegen. Bei den Anlagerenditen schießen Immobilien nach Berechnung der Berater 2015 mit 18,8 % den Vogel ab – hier geht es um Investments in börsennotierte Immobilienunternehmen. Mit Aktien weltweit konnten die Unternehmen in ihrem Planvermögen eine Rendite von gut 10 % erzielen, Euro-Rentenpapiere brachten übers Jahr betrachtet 1,0 % Rendite. Bonds spielen traditionell vor Aktien im Assetmanagement der Firmen die größte Rolle. Der Analyse zufolge lag der Ausfinanzierungsgrad, also der Anteil des für Pensionsverpflichtungen separierten Vermögens, Ende 2014 im Dax bei 61 %. AusschüttungssperreAnders als in den IFRS-Konzernbilanzen ist der Rechnungszins für die nach deutschem Handelsrecht (HGB) erstellten Abschlüsse weiter rückläufig – selbst wenn Firmen vom Wahlrecht Gebrauch machen, noch für 2015 einen Durchschnittszins über zehn Jahre zu nutzen statt über sieben Jahre. Mit dem positiven Effekt aus der Ausweitung des Intervalls ist eine Ausschüttungssperre verknüpft, die Firmen bei der Dividende einschränken kann. Ausschüttungsgesperrt sind auch Beträge, die aus der Fair-Value-Bewertung von separiertem Deckungsvermögen resultieren. Hier kann es um veritable Summen gehen: Bei Lufthansa belief sich die Ausschüttungssperre 2014 auf 1,16 Mrd. Euro.