Atlantia gerät immer stärker unter Druck
bl Mailand – Die Aktie des börsennotierten Infrastrukturkonzerns Atlantia steht weiter unter Druck. Das Papier gab am Montag in der Spitze um 8 % nach. Hintergrund waren Gerüchte über einen bevorstehenden Entzug der Konzession zum Betrieb eines rund 3 000 Kilometer langen Autobahnnetzes sowie um den Verkauf der Gesellschaft durch den Großaktionär Benetton. Der Aufsichtsrat der Familienholding Edizione kam gestern zu einer turnusmäßigen Sitzung in Treviso zusammen.Die Staatsanwaltschaft Genua hatte am Freitag ihre Ermittlungen wegen der Fälschung, Verheimlichung und Schönung von Berichten zum Zustand diverser Autobahnbrücken ausgeweitet. Mehrere Manager und Techniker der Atlantia-Tochter Autostrade per l’Italia bzw. deren für die Wartung zuständigen Tochter Spea waren unter Hausarrest gestellt bzw. vom Dienst suspendiert worden. Die Vorfälle beziehen sich auf die Zeit nach dem Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua im August 2018, bei der 43 Menschen starben.Außenminister und Fünf-Sterne-Chef Luigi Di Maio, dessen Partei seit langem fordert, dass Atlantia bzw. Autostrade die Konzession entzogen wird, erneuerte seine Forderung. Ein solcher Entzug ist jedoch ohne einen juristisch festgestellten Schuldnachweis heikel. Guten Namen wahren Allerdings verliert inzwischen auch die Familie Benetton, die mehr als 30 % des Kapitals von Atlantia kontrolliert, das Vertrauen in das Management der betroffenen Unternehmen. In einer Erklärung teilte sie mit, man werde alles tun, um die Glaubwürdigkeit und den guten Namen des Unternehmens bzw. der Familie zu wahren. Eine Reihe von Managern wurden vom Dienst suspendiert. Auch das Verbleiben von CEO Giovanni Castellucci an der Spitze von Atlantia ist inzwischen mehr als unsicher. Atlantia betonte, entschlossen an der Aufklärung der Wahrheit mitwirken zu wollen. Edizione bestreitet Verkaufspläne für Autostrade bzw. Spea.