Atlantia plant Zukäufe und Dividenden
bl Mailand
Der zu 30% von der Edizione-Holding der Familie Benetton kontrollierte Infrastrukturkonzern Atlantia hat seine neue strategische Planung vorgestellt. Herzstück sind Milliardeninvestitionen in Übernahmen, ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 1 bis 2 Mrd. Euro und die Wiederaufnahme der seit 2018 ausgesetzten Dividendenzahlungen. Die Börse reagierte positiv auf die Pläne. Der Aktienkurs stieg um 4,29% auf 16,41 Euro.
Die strategische Neuausrichtung war nach dem Verkauf der 88-prozentigen Beteiligung an dem Autobahnkonzessionär Autostrade per l’Italia (Aspi) an ein Konsortium aus der mehrheitlich staatlichen Bank Cassa Depositi e Prestiti (CDP), Blackstone und Macquarie notwendig. Denn Aspi war der Hauptumsatz- und Ertragsbringer von Atlantia. Doch der Druck der früheren Regierungen unter Giuseppe Conte, die nach dem Einsturz der Autobahnbrücke von Genua 2018 auf einen Verkauf der Aspi-Beteiligung drang und mit Verstaatlichung drohte, war so groß, dass Atlantia nachgab und monatelang mit dem Konsortium um die CDP über einen Verkauf der Beteiligung verhandelte. Hoffnungen auf ein höheres Alternativ-Angebot erfüllten sich nicht. Aus dem Aspi-Verkauf nimmt Atlantia rund 8 Mrd. Euro ein.
Laut CEO Carlo Bertazzo sieht sich Atlantia als strategische Holding, die ihren Fokus nach wie vor im Bereich Infrastruktur hat. Die Gesellschaft will vor allem in Infrastrukturen, neue und innovative Mobilitätsmodelle und Venture-Capital-Projeke investieren – wo immer möglich im Rahmen strategischer Allianzen und Partnerschaften.
Die Engagements sollen dazu dienen, die vorhandenen Aktivitäten zu stärken. Dazu gehört nach der Trennung von Aspi ein Autobahnnetz mit einer Länge von 10 000 Kilometern – vor allem in Spanien, Frankreich, Chile, Brasilien und Mexiko. Dazu kommen die Mautgesellschaft Telepass und diverse Flughäfen (Rom, Nizza, Cannes und Saint-Tropez). Atlantia ist mit einem Anteil von 50% plus 1 Aktie an dem spanischen Infrastrukturunternehmen Abertis beteiligt sowie zweitgrößter Anteilseigner beim deutschen Baukonzern Hochtief.
Die Atlantia-Holding will nicht den ganzen Aspi-Verkaufserlös in Akquisitionen stecken. Geplant ist auch ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 1 bis 2 Mrd. Euro. Von 2022 an sollen (für 2021) wieder Dividendenzahlungen aufgenommen werden. Diese waren seit dem Geschäftsjahr 2018 unterbrochen worden. Der Strategieplan sieht vor, dass von 2022 an (für 2021) wieder Ausschüttungen gezahlt werden, zunächst rund 600 Mill. Euro, dann in den beiden folgenden Jahren jeweils 3 bis 5% mehr pro Jahr.
Atlantia hat 2020 – vor allem coronabedingt – einen Umsatzrückgang von 29% auf 8,3 Mrd. Euro verbucht und dabei einen Verlust von 1,64 (Vorjahr: plus 3,57) Mrd. Euro erlitten und weist eine Nettoverschuldung von 2,5 Mrd. Euro aus.