Atlantia richtet Hilferuf an die EU-Kommission
bl Mailand – Der italienische Infrastrukturkonzern Atlantia hat einen Brief an den Vizepräsidenten der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, geschrieben, der einem Hilferuf gleicht. Das Unternehmen, das mit 88 % an der Autobahngesellschaft Autostrade per l’Italia (Aspi) beteiligt ist, wirft Italiens Regierung Verstöße gegen EU-Regeln vor. Atlantia fordert die EU auf einzugreifen.Rom droht dem Unternehmen, das zu 30 % von der Familie Benetton kontrolliert wird, seit dem Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua vor fast zwei Jahren, bei dem 43 Menschen starben, mit dem Entzug der Konzession für ein 3 000 Kilometer langes Autobahnnetz. Wegen interner Spannungen kann sich die Regierung nicht zu einer Entscheidung durchringen. In einer einseitigen Entscheidung hat Rom die fällig werdende Entschädigung im Fall eines vorzeitigen Entzugs der bis 2038 laufenden Konzession von 23 Mrd. auf 7 Mrd. Euro reduziert, will die Gesellschaft zu einer drastischen Reduzierung der Autobahnmaut zwingen und plant, Atlantia teilweise zu verstaatlichen.Atlantia bzw. Aspi ist zu Zugeständnissen bereit, beklagt aber, dass die Unsicherheit die geplanten Investitionen in das Autobahnnetz verhindern und sogar das Überleben der Gesellschaft gefährden, die im ersten Quartal 2020 rote Zahlen schrieb. Der mögliche Entzug der Konzession und die Reduzierung der Entschädigungszahlungen seien verantwortlich für das Downgrading der Ratingagenturen auf Ramschniveau. Diskriminierend sei außerdem, dass die Regierung dem Unternehmen trotz massiver Probleme keinen staatlich garantierten Kredit gewähren will.