Atlas Elektronik geht an Thyssenkrupp

Airbus gibt Minderheitsanteil ab - Kaufpreis bei höchstens 100 Mill. Euro

Atlas Elektronik geht an Thyssenkrupp

cru Düsseldorf – Thyssenkrupp will beim Sonartechnikspezialisten Atlas Elektronik auch noch die restlichen 49 % der Anteile übernehmen, die bisher dem Flugzeughersteller Airbus gehören. Der Essener Industriekonzern wird damit alleiniger Eigentümer von Atlas Elektronik und baut sein Rüstungsgeschäft aus. Airbus konzentriert sich durch den Verkauf der Anteile stärker auf den Flugzeugbau und hatte schon 2014 angekündigt, sich von Atals Elektronik trennen zu wollen. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, teilten die Konzerne mit. 2005 wurde Thales blockiertThyssenkrupp dürfte aber nicht mehr als 100 Mill. Euro für den Minderheitsanteil an Atlas Elektronik bezahlt haben, schätzen die Analysten von Baader Helvea Equity Research. Im Jahr 2005 hatten Thyssenkrupp und die frühere EADS (heute Airbus) das Unternehmen gemeinsam vom britischen Rüstungshersteller BAE Systems für ungefähr 150 Mill. Euro erworben. Eine höhere Gegenofferte des französischen Militärelektronikherstellers Thales über 300 Mill. Euro wurde damals von den deutschen Behörden blockiert.Atlas Elektronik mit Unternehmenssitz in Bremen ist auf Sonar – also Verfahren zur Ortung von Gegenständen im Raum und unter Wasser mittels ausgesandter Schallimpulse – sowie auf Torpedos, Marineelektronik und unbemannte Unterwassersysteme spezialisiert. Komponenten für U-BooteDas Unternehmen mit weltweit rund 2 000 Mitarbeitern, davon 1 400 am Unternehmenssitz in Bremen, erzielte 2015 einen Umsatz von rund 400 Mill. Euro und dürfte laut Analystenschätzungen auf eine operative Marge von rund 10 % kommen. Für Thyssenkrupp ist Atlas Elektronik eine gute Ergänzung der Industriesparte Industrial Solutions, die unter einem Auftragseinbruch leidet und gerade restrukturiert wird.Zu dieser Geschäftseinheit gehört auch der Kriegsschiffhersteller Marine Systems, den Thyssenkrupp möglicherweise verkaufen will. Zu Marine Systems passt die Sonartechnik von Atlas Elektronik sehr gut. Thyssenkrupp Marine Systems mit Sitz in Kiel ist der nach eigenen Angaben führende europäische Systemanbieter für U-Boote (mit Brennstoffzellenantrieb) und Marineschiffe. Thyssenkrupp Marine Systems beschäftigt rund 3 700 Mitarbeiter und macht rund 1,2 Mrd. Euro.Die von Atlas Elektronik hergestellte Sonartechnik ist laut Thyssenkrupp für viele Kunden entscheidend bei der Auswahl der Lieferanten und hat dadurch auch eine strategische Bedeutung im Rahmen der weltweit laufenden Kampagnen für mehrere Unter- und Überwasserschiff-Programme. Im April 2016 war Thyssenkrupp im Auswahlverfahren zum Bau von zwölf neuen U-Booten für Australien mit einem Auftragsvolumen von 34 Mrd. Euro dem französischen Konkurrenten DCNS unterlegen. Bisher ein Joint VentureThyssenkrupp hält bereits einen 51 %-Anteil an Atlas Elektronik und führte das Unternehmen bisher gemeinsam mit Airbus in Form eines Joint Ventures. Durch die vollständige Übernahme sei eine noch engere Kooperation zwischen Atlas Elektronik und Marine Systems möglich. Ganz unter Dach und Fach ist der Deal noch nicht. So müssen der Thyssenkrupp-Aufsichtsrat, Kartellbehörden und die Bundesregierung dem Geschäft noch zustimmen.Der Kurs der Thyssenkrupp-Aktie reagierte am Donnerstag mit einem Plus von zeitweise 0,4 % auf 23,78 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit seit 2003 verdoppelt auf 13,5 Mrd. Euro. Derweil verloren Airbus am Donnerstag 1 % auf 64,86 (51 Mrd. Euro Börsenwert).