Atomfonds geht mit Top-Beratern an den Start

Fünfköpfiger Anlageausschuss wird mit Nachhaltigkeitsfachleuten besetzt - Kuratorium konstituiert sich

Atomfonds geht mit Top-Beratern an den Start

Von Christoph Ruhkamp,DüsseldorfAm 1. Juli ist es so weit. Dann müssen die Energiekonzerne Eon, RWE, EnBW und Vattenfall rund 24 Mrd. Euro in bar an die öffentlich-rechtliche Stiftung überweisen, die künftig die Endlagerung des Atommülls finanziert und verantwortet. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Die konstituierende Sitzung des Kuratoriums ist nach Angaben aus Branchenkreisen für diesen Montag (19. Juni) geplant. Zur Beratung richtet die Stiftung darüber hinaus einen Anlageausschuss ein.Das fünfköpfige Gremium wird nach Informationen dieser Zeitung mit Top-Beratern besetzt, die vom Finanzministerium vorgeschlagen wurden und teils auf nachhaltige Investments spezialisiert sind: Zu den Mitgliedern zählt Mats Andersson, ehemals für den 32 Mrd. Euro schweren schwedischen Pensionsfonds AP4 verantwortlich. Andersson hatte den Fonds auf klimafreundliche Investments ausgerichtet und arbeitete früher für die Deutsche Bank als Leiter der Abteilung für skandinavische Aktien. Morgan Stanley ist dabeiWeitere Mitglieder des Anlageausschusses sind Elga Bartsch von Morgan Stanley Research, Martin Korbmacher von Event Horizon Capital, Jochen Wermuth von Wermuth Asset Management und Maximilian Zimmerer, ehemals Allianz SE. Ernannt werden die Mitglieder des Anlageausschusses vom Kuratorium.Eine Interimschefin für den dreiköpfigen Vorstand des Atomfonds wurde schon zuvor ausgewählt. Den Posten übernimmt Anja Mikus, Chief Investment Officer (CIO) des auf nachhaltige Investments spezialisierten Londoner Assetmanagers Arabesque Partners. Kontrolliert wird der Vorstand des Atomfonds durch ein 15-köpfiges Kuratorium aus Bundestagsabgeordneten aller Parteien sowie Vertretern der Ministerien für Finanzen, Umwelt und Wirtschaft unter der Leitung des Kuratoriumsvorsitzenden Thorsten Herdan, Abteilungsleiter im Wirtschaftsministerium (vgl. BZ vom 3. Mai).Interimschefin Mikus wird – wie ihre künftigen Nachfolger im Amt als Atomfonds-Vorstand – die 24 Mrd. Euro nach dem Versicherungsaufsichtsgesetz anlegen müssen, und sie muss eine Rendite von etwa 4 % erzielen. Das wird schwierig werden. Denn bisher konnten die vier Energiekonzerne den voraussichtlich bis 2099 benötigten Geldbetrag in ihren Rückstellungen mit einem Zinssatz von 4,6 % diskontieren. Entsprechend müsste die in dem Fonds gebündelte Summe künftig auch mit 4,6 % verzinst werden, um die Kosten tragen zu können. Ob das klappt, wird spannend: Die Anlagerichtlinien legt das Finanzministerium fest. Anlegen wie VersichererLaut Atomgesetz ist dabei sicherzustellen, dass der Fonds bei seinen Anlageentscheidungen die allgemeinen Anlagegrundsätze für die Vermögensanlage in § 124 Absatz 1 des Versicherungsaufsichtsgesetzes achtet. Versicherungsunternehmen – und somit auch der Atomfonds – dürfen demnach nur in Vermögenswerte investieren, deren Risiken sie hinreichend identifizieren können.Als Berater kann sich das Kuratorium des Atomfonds auch noch die Bundesbank an die Seite holen. Zudem kann der Vorstand selbst auch noch externe Dienstleister beauftragen.