IPO

Atotech stolpert in New York

Atotech hatte sich beim Börsengang in New York mehr erhofft. Anstatt der geplanten bis zu 751 Mill. Dollar hat der Berliner Spezialchemiekonzern, der dem Finanzinvestor Carlyle gehört, nur 470 Mill. Dollar eingenommen. Damit werden jetzt Schulden abbezahlt.

Atotech stolpert in New York

cru Frankfurt

Der Berliner Spezialchemiekonzern Atotech hat im zweiten Anlauf den Börsengang in New York geschafft. Noch im vergangenen Jahr hatte der Finanzinvestor und Mehrheitseigentümer Carlyle das IPO wegen des Marktumfelds auf Eis gelegt – jetzt hat Atotech den Preis für die Aktie festgelegt und startet heute in den Handel. „Wir sind überglücklich, dass wir es geschafft haben“, sagte Finanzvorstand Peter Frauenknecht der Börsen-Zeitung in einem Telefonat von Miami aus – wegen der Einreisebeschränkungen.

Allerdings mussten die Berliner deutliche Abstriche machen, da das Interesse der Investoren hinter den Hoffnungen zurückblieb. Das Unternehmen wollte ursprünglich mit dem Gang aufs Parkett bis zu 751 Mill. Dollar einnehmen. Jetzt sind es nur 470 Mill. Dollar geworden. Das Geld wird für die Abzahlung von Schulden verwendet, so dass der Verschuldungsgrad auf das 3,8-Fache des operativen Gewinns (Ebitda) sinkt. Die Angebotsspanne hatte von 19 Dollar bis 22 Dollar je Aktie gereicht. Zugeteilt wurde am Ende zu nur 17 Dollar. Im besten Fall wäre Atotech zum IPO mit 4 Mrd. Dollar bewertet worden. Nun sind es 3,3 Mrd. Dollar geworden. Das entspricht laut Frauenknecht dem 11,8-Fachen des für 2021 geschätzten operativen Ge­winns – bei einer Marge von 30%.

Weniger Aktien verkauft

Anstatt der anfänglich geplanten 34 Millionen Aktien wurden nur 29 Millionen von insgesamt 195 Millionen Aktien ausgegeben. Der Free Float liegt nun bei 15%. Die übrigen 85% gehören weiterhin Carlyle. Der Finanzinvestor hat beim Börsengang keine Aktien abgegeben.

Atotech ist ein Spezialist für Oberflächenbeschichtungen von Kunststoff oder Metallen. Mit mehr als 4000 Beschäftigten weltweit und einem Umsatz von mehr als 1,2 Mrd. Dollar sieht sich das Unternehmen als Marktführer für Beschichtungstechnologien. Die Berliner sind vor allem für die Automobilbranche, für Smartphonehersteller und für IT-Unternehmen tätig, statten aber auch Hochleistungsrechner mit ihren Produkten aus. Der Investor Carlyle hatte den Spezialchemiekonzern, der früher zu Schering gehörte, 2016 für rund 3,2 Mrd. Dollar vom französischen Ölkonzern Total erworben.

Citigroup, Credit Suisse, Bank of America Securities und J.P. Morgan agierten als Konsortialbanken des IPO. Dass Atotech in New York an die Börse gegangen ist anstatt in Frankfurt, begründet Frauenknecht damit, dass in den USA die wichtigsten Wettbewerber als Vergleichsgröße für Investoren notiert sind: Element Solutions, Entegris, CMC Materials, DuPont. Man bekenne sich aber klar zum Standort Deutschland mit hierzulande 1000 Beschäftigten und dem Stammsitz samt Entwicklungszentrum in Berlin mit 500 Beschäftigten.