ATU sucht Käufer mit Goldman Sachs

Angeschlagene Werkstattkette strebt "strategische Interessenten" an

ATU sucht Käufer mit Goldman Sachs

wb Frankfurt – Die finanziell angeschlagene Werkstattkette steht möglicherweise erneut vor einem Gesellschafterwechsel: Diesmal soll es aber nach Doughty Hanson, KKR und Centerbridge kein Finanzinvestor, sondern ein Unternehmen sein. Aus einer der Börsen-Zeitung vorliegenden Mitteilung des ATU-Chefs Jörn Werner an Führungskräfte geht hervor, dass die Gesellschafter, zu denen auch Goldman Sachs zählt, diese Investmentbank für den Investorenprozess mandatiert haben. “Derzeit befinden wir uns in Gesprächen mit einer größeren Gruppe von strategischen Interessenten”, berichtet Werner.2013 hatte der Finanzinvestor KKR, der 200G die Firma aus Weiden in der Oberpfalz für 1,45 Mrd. Euro gekauft hatte, die Beteiligung an der hoch verschuldeten ATU abgeben müssen. Centerbridge, die Schulden des bayerischen Unternehmens mit Abschlägen aufgekauft hatte, und Fonds von Goldman Sachs haben seitdem das Sagen bei dem ehemaligen Familienunternehmen, das sich seit 2002 in Händen von Beteiligungsgesellschaften befindet. Mit einer Finanzspritze wurde zunächst die Existenz gesichert. Inzwischen sind auch Babson, Caspian und “kleinere Privatinvestoren” engagiert. In die Geschäftsführung berufen wurde kürzlich der Restrukturierungsexperte Hans-Joachim Ziems, der dann geholt wird, wenn eine Insolvenz droht. Er war unter anderem für Pfleiderer oder IVG tätig.Werner berichtet von Fortschritten und glaubt daran, dass die seit 2011 andauernde Phase des Umsatz- und Rohertragsrückgangs beendet wird. “Wir haben erstmalig wieder Stabilität hergestellt”, meint der seit gut einem Jahr in der Oberpfalz amtierende Manager. Die Umsätze im Stationär- und Onlinegeschäft seien von Mai bis Juli bei 227 Mill. Euro stabilisiert worden, als Rohertrag kamen wie geplant 149 Mill. Euro heraus. Für 2016/17 (Ende Juni) wird ein Umsatz von 990 (i.V. 977) Mill. Euro angestrebt. Bevor Centerbridge & Co. ans Ruder kamen, erlöste ATU noch 1,25 Mrd. Euro.Werner spricht von einer Strategie der “Transformation und Digitalisierung”. In sechs Punkten mache ATU Fortschritte. So würden die “deutlich überhöhten Mieten” der Filialen auf ein marktübliches Niveau gesenkt. Die Arbeitsintensität wird weiter erhöht, und das Sortiment wird nach dem Zurückfahren in der Vergangenheit nun wieder erweitert. Digital seien die Umsätze im vorigen Turnus um 38 % auf 57 Mill. Euro erhöht worden. Zudem werde in den Service wie Prüf- und Einstellgeräte investiert. Die “angestoßenen Maßnahmen” sollen dazu führen, dass das operative Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr 36 Mill. Euro erreicht. Auf Sicht von vier bis fünf Jahren soll es wieder in dreistellige Millionenhöhe gezogen werden.Mit der finanziellen Restrukturierung wurden 2013 die Schulden um über 600 Mill. Euro gesenkt. Und es gab Eigenkapital von rund 100 Mill. sowie zusätzliche Kreditlinien über 75 Mill. Euro. Über ein freiwilliges Umtauschangebot konnten die vorrangigen Anleihegläubiger ihre Forderungen in Vorzugsanteile und Stammanteile tauschen. Über 90 % der Stammanteile waren über die Kapitalerhöhung von Centerbridge, Goldman Sachs Investment Partners und Babson Capital gekommen. Die Zinslast wurde von rund 65 Mill. auf 15 Mill. Euro pro Jahr reduziert.