Auch Schaeffler zollt Marktschwäche Tribut

Zulieferer dampft Emission auf 1 Mrd. Euro ein - Holding-Refinanzierung liegt auf Eis - Buch einmal gefüllt

Auch Schaeffler zollt Marktschwäche Tribut

wb Frankfurt – Der Zuliefererkonzern Schaeffler strebt bei seinem kurzfristig verschobenen Börsengang ein Emissionsvolumen von nurmehr rund 1 Mrd. Euro an. Gestern Abend war das Buch einmal gefüllt – und zwar noch bevor US-Investoren am Markt waren. Dies gilt als wichtiges Signal. Das Familienunternehmen hatte die Preisspanne auf 12 bis 14 Euro je Vorzugsaktie festgelegt. Zum Mittelwert beläuft sich der Bruttoerlös aus der Privatplatzierung auf 975 Mill. Euro. Am Freitag soll die stimmrechtslose Aktie erstmals den Kurszettel in Frankfurt verlängern. Bezogen auf das Grundkapital ergibt sich ein Streubesitz von 11 %, bezogen auf das Vorzugskapital von 45 %. Die Holding kann über den “Base Deal” hinaus 24,4 Millionen Aktien auf den Markt werfen.Eigentlich hätte der Börsengang bereits am 5. Oktober über die Bühne gehen sollen. Ursprünglich sollten nach unbestätigten Meldungen um 2,5 Mrd. Euro bei institutionellen Investoren eingesammelt werden. Schaeffler hatte die Pläne aber verschoben – in die Quere ist neben der Marktschwäche auch das Dieselgate von VW gekommen. Die familieneigene AG will mit der Kapitalerhöhung einen Teil der Schulden von 6,2 Mrd. Euro abbauen.Vorstandschef Klaus Rosenfeld begründet Verschiebung und Verringerung des Volumens mit intensiven Investorengesprächen, die er in nahezu 50 Einzelgesprächen an acht Finanzplätzen geführt hat. Nach dem VW-Skandal hatten die Investoren mehr Zeit zur Prüfung benötigt. Angekündigt worden war das IPO zu einem zumindest unglücklichen Zeitpunkt am 21. September, als der VW-Kurs erstmals um mehr als 20 % einbrach, was die Bewertung auch zahlreicher Zulieferer belastete.Vorrang hat für Rosenfeld die Entschuldung der AG, während sich die Holding, für die der Manager eine Schuldentilgung aus dem Emissionserlös aus der Umplatzierung von AG-Aktien geplant hatte, gedulden muss. “Das Grundkonzept bleibt erhalten. Die Umsetzung erfolgt nunmehr in Schritten”, beharrt Rosenfeld. Die Holding sollte alle Anleihen vorzeitig ablösen. Nun sollen die Bonds später refinanziert werden.Deutsche Bank und Citi sind Koordinatoren des IPO und mit BoA Merrill Lynch und HSBC Buchführer. Auf Holdingebene stellen das Quartett neue Darlehen; dabei ist BoA neu dabei, während Commerzbank, HVB und J.P. Morgan ausscheiden.Rosenfeld schweben drei Säulen vor – Holding, Schaeffler AG und der Beteiligung an Continental (46 %) – mit je eigenem Rating. Im ersten Schritt werden nun Bankkreditlinien der Holding von 700 Mill. Euro (500 Mill. Term Loans, 200 Mill. Euro “Revolver”) abgelöst und durch neue Linien über 800 Mill. Euro (600 Mill. Term Loans und 200 Mill. Euro Revolving Credit Facilities) mit fünf Jahren Laufzeit durch die vier Banken ersetzt. Diese Kredite seien deutlich günstiger als die Anleihen. Erreicht wird damit auch, dass im Gesamtgebilde der Gruppe ein Teil des Conti-Pakets, der zur Besicherung auf AG-Ebene diente, frei wird. Und es seien Cross-Default-Klauseln wegverhandelt worden. Heute kommt CovestroSchaeffler ist nicht das einzige Unternehmen, dessen Aktienpläne durcheinandergeraten sind. Der Börsengang der Bayer-Kunststofftochter Covestro geht nur mit Verspätung und Zugeständnissen heute über die Bühne. 62,5 Millionen Aktien wurden zu je 24 Euro platziert. Damit wird das obere Ende der auf 21,50 bis 24,50 Euro reduzierten Preisspanne erreicht. Zuvor sollten es 26,50 bis 35,50 Euro sein. Covestro fließen 1,5 Mrd. statt 2,5 Mrd. Euro zu.