Auch Südkorea genehmigt Kauf von Hamburg Süd

Dänischer Weltmarktführer Mærsk schließt 3,7 Mrd. Euro teure Übernahme der Oetker-Reederei in Kürze ab

Auch Südkorea genehmigt Kauf von Hamburg Süd

Von Carsten Steevens, HamburgAm Freitag vor einem Jahr gab der Bielefelder Oetker-Konzern bekannt, sich nach mehr als 80 Jahren von der Sparte Schifffahrt zu trennen und die zweitgrößte deutsche Containerreederei Hamburg Süd an den dänischen Weltmarktführer Mærsk Line zu verkaufen. Für das Familienunternehmen kommt es auch auf der Ertragsseite zu einem Einschnitt, fällt mit rund 6 Mrd. Euro doch die Hälfte des Konzernumsatzes weg. Die Unterzeichnung des Kaufvertrags erfolgte Mitte März.Ende April ließen die Dänen durchblicken, dass sie Hamburg Süd bei einem Kaufpreis von 3,7 Mrd. Euro für fair bewertet halten. Die Wettbewerbshüter in den USA und die EU-Kommission gaben im Frühjahr ihr Plazet. Grünes Licht gab es später auch aus China und Südamerika. Mærsk Line und Hamburg Süd sollen sich dafür aus Reedereiallianzen im Linienverkehr zwischen Fernost und Mittelamerika, der Karibik und der Westküste Südamerikas verabschieden. Mit der jetzt öffentlich gewordenen Genehmigung durch die Kartellwächter in Südkorea steht die Transaktion wie angekündigt kurz vor Jahresende vor ihrem Abschluss. Synergien im VisierDie Übernahme von Hamburg Süd – der Branchendienst Alphaliner führt die Reederei mit einem Anteil an den weltweiten Flottenkapazitäten von 2,6 (Mærsk Line: 16,7) % an zehnter Stelle – ist Teil der seit 2014 andauernden Konsolidierungswelle in der Linienschifffahrt. Der ruinöse Preiskampf auf verschiedenen Fahrtstrecken hat zu zahlreichen Zusammenschlüssen und mit der koreanischen Hanjin Shipping 2016 auch zur Insolvenz des einstigen Branchensiebten geführt. Die Reedereien setzen im Zuge der Übernahmen und Fusionen auf Einsparungen: So geht Mærsk Line nach im Frühjahr verlautbarten Berechnungen davon aus, mit der Übernahme und Integration von Hamburg Süd in operativen Bereichen wie Logistik und Schiffseinsatzplanung (Netzwerk) Synergien von 350 Mill. bis 400 Mill. Euro pro Jahr erreichen zu können. Marke und eigene Strukturen sollen erklärtermaßen bestehen bleiben.Im Oktober ließ die nach dem Ausscheiden von Ottmar Gast künftig von dem Juristen Arnt Vespermann geführte Hamburg Süd die Mitarbeiter wissen, dass Mærsk eigene Strukturen nicht auf die Reederei übertragen und pauschal Arbeitsplätze abbauen werde. Strukturen würden nur angepasst, um die angestrebten Synergien zu erzielen. Bereiche wie Marketing und Vertrieb, IT, Kundenservice, Personal und die Kommunikation seien nicht betroffen. Mit der Übernahme sollten die Auslastung der zum Mærsk-Konzern gehörenden APM-Terminals und das Angebot für Kunden verbessert werden.Von einem Stellenabbau bei Hamburg Süd in Deutschland wollte das Unternehmen im Oktober offiziell nicht reden. Es sei bis dahin nur festgestellt worden, dass es künftig einen geringeren Bedarf an Planstellen gebe. Das künftige Geschäftsmodell der Reederei mache 131 Planstellen obsolet. Dem stehe die Schaffung von 19 Planstellen gegenüber, hieß es. Bei deutschlandweit 1 015 Stellen wird demnach jede zehnte wegfallen. Auf betriebsbedingte Kündigungen wolle man bei Hamburg Süd verzichten. Der Betriebsrat kritisierte die Pläne dennoch scharf. Ob die rund 110 Schiffe von Hamburg Süd künftig sämtlich nicht mehr unter deutscher Flagge fahren werden, ist bislang offen. Aktie fällt seit AugustAuf die Finanzziele des Mærsk-Konzerns, der sich nach dem im August bekannt gewordenen Verkauf seines Ölgeschäfts an den französischen Total-Konzern künftig auf das Transport- und Logistikgeschäft konzentrieren will, hat die Hamburg-Süd-Übernahme in diesem Jahr keine Auswirkungen. Die Mærsk-Aktie hat seit ihrem Jahreshöchststand von 14 260 dkr im August mehr als ein Viertel ihres Werts eingebüßt.