„Vorsprung 2030“

Audi stellt neuen Elektri­fizierungs­fahrplan vor

Bislang sind nicht einmal 10% der ausgelieferten Audi-Fahrzeuge elektrifiziert. Den Verbrenner-Abschied nimmt die VW-Tochter dennoch ins Visier und erwartet davon keine sinkende Marge.

Audi stellt neuen Elektri­fizierungs­fahrplan vor

scd Frankfurt

Knapp eine Million Fahrzeuge hat Audi im ersten Halbjahr ausgeliefert. Nicht einmal ein Zehntel davon war elektrifiziert und weniger als die Hälfte der elektrifizierten Fahrzeuge waren rein batterieelektrisch angetrieben. Die noch immer deutlich verbrennerlastige Absatzstatistik soll sich in den kommenden Jahren allerdings radikal verändern. Ab 2026 sollen nur noch Autos mit Elektromotor auf den Markt kommen. Entsprechend wird zur Mitte des Jahrzehnts die Weiterentwicklung aller Benzin- und Dieselaggregate komplett eingestellt. So sieht es der neue Strategieplan von Audi vor, der in Anlehnung an das alte Motto „Vorsprung durch Technik“ nun „Vorsprung 2030“ getauft wurde. Das Tempo der Veränderungen in unserer Gesellschaft nimmt rasant zu“, sagt Audi-CEO Markus Duesmann, „Daher beschleunigen wir unsere Transformation.

Finanzvorstand Jürgen Rittersberger geht davon aus, dass die Elektrifizierung nicht auf Kosten der Marge geht. Er rechnet nun mittelfristig mit einer Umsatzrendite von mehr als 11%. Bislang waren für die Jahre bis 2025 9 bis 11% angepeilt worden, wobei Audi im ersten Halbjahr mit 10,7% dem oberen Rand der Zielspanne bereits sehr nahe gekommen war. Im laufenden Turnus drohen zwar auch Rückschläge aufgrund der Lieferengpässe bei elektronischen Bauteilen. Allerdings wird hier auch innerhalb des VW-Konzerns zu Gunsten höhermargiger Produkte und der neuen E-Autos priorisiert. Derzeit bedeutet das etwa, dass Porsche und Audi wegen ihrer hohen Renditen (siehe Grafik) innerhalb der Volkswagen-Gruppe bei Halbleiterlieferungen bevorzugt bedient werden.

Schon heute erreiche der Q4 E-Tron, der von Audi auf Basis der MEB-Plattform der Schwestermarke VW entwickelt wurde, eine ähnliche Profitabilität wie die vergleichbar große Q3-Familie mit Verbrennermotor, so Rittersberger. In zwei bis drei Jahren rechnet er damit, dass die Renditen von Elektroautos sich nicht mehr von denen eines Benziners oder Diesel unterscheiden.

Software und Services

Die höheren Margen der Elektroautos sind indes nur ein Etappenziel. Audi ist überzeugt, dass sich die Renditen nur in einem ersten Schritt vom Verbrenner zu E-Auto verschieben. Später, wenn das autonome Fahren zusätzliche Wachstumspotenziale biete, seien die höchsten Renditen bei Software und Services zu heben.

Die neue Strategie wurde nicht von externen Beratern, sondern einem internen Strategie-Team, das rund 500 Audi-Beschäftigte umfasst, entwickelt. Das Team leitet Strategiechefin Silja Pieh, die 2020 von Volkswagen Nutzfahrzeuge, wo sie ebenfalls als Chefstrategin tätig war, zurück zur Marke mit den vier Ringen gewechselt ist. Pieh sieht den Strategieprozess als permanenten Entwicklungsprozess. „Die Welt dreht sich schnell – insbesondere die Mobilität entwickelt sich rasant weiter. Darauf werden wir künftig noch schneller und flexibler reagieren.“ Die strategischen Rahmenbedingungen müssten regelmäßig analysiert und angepasst werden.

Einen Teil der Flexibilität zeigt Audi bereits in ihrem Ansatz für das China-Geschäft. Hier will Audi länger am Verbrenner festhalten – also auch über das Jahr 2033 hinaus. Das dürfte primär auf eine Marktanalyse zurückgehen. Audi erwartet, dass 2030 nur rund 40% der dann dort verkauften 4,5 Millionen Premiumfahrzeuge E-Autos sein werden.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.