Audi stellt sich auf schwieriges Jahr ein

Modellwechsel, neues Messverfahren und Währungseffekte - CFO: Kein Bedarf für höhere Rückstellungen

Audi stellt sich auf schwieriges Jahr ein

jh Ingolstadt – Am liebsten spricht Rupert Stadler, der Vorstandsvorsitzende von Audi, über die Modell- und Entwicklungsoffensive des Autoherstellers. Bis 2022 seien mehr als 40 Mrd. Euro für Entwicklung und Investitionen geplant, berichtete er in der Bilanzpressekonferenz. In sieben Jahren soll etwa jeder dritte Audi, der verkauft wird, ein Elektrofahrzeug sein. “Bis 2025 haben wir rund 20 elektrifizierte Modelle über das gesamte Portfolio hinweg im Angebot”, kündigte Stadler an. “Mehr als die Hälfte davon ist rein elektrisch.” Doch, dass der Dieselskandal Audi nach wie vor im Griff hat, gibt Stadler zu: “An dieser Stelle will ich klar sagen, dass die Dieselkrise für uns noch nicht abgeschlossen ist.” Seine Aussage versteht er sowohl unter juristischen als auch unter technischen Aspekten. “Wir bedauern die Unsicherheit und den Ärger für unsere Kunden, für unsere Mitarbeiter und unsere Konzernpartner, für Behörden und die Öffentlichkeit.” Vor genau einem Jahr hatte eine Razzia der Staatsanwaltschaft München an den Standorten Ingolstadt und Neckarsulm die Bilanzpressekonferenz überschattet. Damals hatte Stadler eine neue und erweiterte Compliance-Struktur im Unternehmen angekündigt. Nun berichtete er: “Wir haben einen neuen Bereich für Integrität, Compliance und Risikomanagement aufgesetzt.” In seinem Ausblick aufs Geschäft sagte Stadler, 2018 sei ein Jahr des Übergangs und des Aufbruchs. Mehrere Modellwechsel und das neue Messverfahren WLTP für Kraftstoffverbrauch und Abgase könnten sich “in einigen europäischen Märkten auf unsere Auslieferungen auswirken”. Der neue Finanzvorstand Alexander Seitz rechnet zudem mit mehr Gegenwind wegen Währungseffekten und verwies zudem auf eine gemäßigte Wachstumsprognose für den Gesamtmarkt. Deshalb “können sich erhebliche unterjährige Schwankungen in den Spitzenkennzahlen ergeben”, sagte Seitz. Leichtes Umsatzplus geplant Der Finanzchef rechnet damit, die Zahl der Auslieferungen mindestens auf dem Vorjahresniveau zu halten. “Mit einem besseren Modellmix wollen wir dabei sogar ein leichtes Umsatzplus erwirtschaften”, fügte er hinzu. Für die operative Umsatzrendite gelte auch 2018 die Zielspanne von 8 bis 10 %. Wegen hoher Vorleistungen erwartet Seitz einen Rückgang des Netto-Cash-flow auf mehr als 3 Mrd. Euro (siehe Tabelle).2017 erzielte Audi eine operative Marge von 8,4 %. Die Konkurrenten schnitten im Autosegment wie im Vorjahr besser ab: BMW kam auf 8,9 %, Daimler auf 9,7 %. Außer den 8,4 % nennt Audi je nach Abgrenzung zwei weitere Werte. Einschließlich des Ergebnisses des chinesischen Joint Venture, das Audi im Finanzergebnis ausweist, ergäben sich 9,4 %. Werden dagegen die Sondereinflüsse aus dem Dieselskandal berücksichtigt, bleibt ein Wert von 7,8 %. Seitz berichtete, Audi habe die Risikovorsorge in Nordamerika wegen des Dieselthemas Ende 2017 um 387 Mill. Euro erhöht: “In diesen Sondereinflüssen sind Aufwendungen und Vorsorgen für technische Maßnahmen und rechtliche Risiken in Nordamerika berücksichtigt.” Einschließlich der 1,63 Mrd. Euro 2016 hat Audi für den Dieselskandal rund 2 Mrd. Euro zur Seite gelegt. “Einen weiteren Rückstellungsbedarf erwarten wir aus heutiger Sicht nicht”, sagte Seitz. Ähnlich hatte sich sein Vorgänger Axel Strotbek vor einem Jahr geäußert.Auf den Netto-Cash-flow wirkte sich der Dieselskandal mit einem Abfluss von rund 1,5 Mrd. Euro aus. Auf der anderen Seite profitierte Audi von einem Sondereffekt: Der Verkauf der Beteiligung von rund 30 % an der Volkswagen Group Services an den Mutterkonzern in Wolfsburg brachte einen Mittelzufluss von 3,3 Mrd. Euro.