Auf Air France kommen harte Einschnitte zu
wü Paris – Nach dem Scheitern der Verhandlungen mit den Pilotengewerkschaften droht der Fluggesellschaft Air France eine Radikalkur. Der Verwaltungsrat von Air France-KLM erteilte dem Management der französischen Einheit am Donnerstagabend einstimmig die Vollmacht, einen alternativen Restrukturierungsplan umzusetzen. Dieser Plan sehe die Reduzierung der Aktivitäten der Airline 2016/17 vor und werde dem Betriebsrat von Air France am kommenden Montag präsentiert, teilte die französisch-niederländische Fluggesellschaft mit.Air-France-Chef Frédéric Gagey hatte den Arbeitnehmervertretern bereits Anfang September angekündigt, dass die defizitäre Fluggesellschaft gezwungen sein könnte, drastische Maßnahmen zu ergreifen, sollte keine Einigung mit dem Bordpersonal erzielt werden. So müssten in dem Fall 10 % der Langstreckenverbindungen bis 2017 gestrichen werden, um das Ziel erreichen zu können, den Anteil defizitärer Langstrecken bis 2018 von derzeit 50 % auf 20 % zu senken. Die Streichung von Verbindungen hätte zur Folge, dass rund 14 Flugzeuge aus der Flotte genommen und Tausende Stellen gestrichen werden. Doch einige Gewerkschaften hatten all dies als leere Drohung und Bluff abgetan.Da Air France unter Low-Cost-Airlines und Golf-Carriern leidet, wollte das Management eigentlich weitere Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durchsetzen. Denn den Angaben zufolge liegen die Kosten bei Air France noch immer um 20 bis 35 % über denen von Konkurrenten wie Lufthansa und IAG (British Airways/Iberia). Air-France-Chef Gagey wollte deshalb die Kosten um 17 % senken und dafür die Piloten bei gleicher Bezahlung 100 Stunden pro Jahr länger fliegen lassen sowie die Anzahl der Piloten bei sehr langen Flügen von vier auf drei – wie bei Lufthansa – verringern. Zu geringe ErsparnisseDoch die Pilotengewerkschaft SNPL lehnte Gageys Vorschläge ab, nachdem sie im Sommer die Verhandlungen zunächst boykottiert hatte. Stattdessen machte die Gewerkschaft, die für den zweiwöchigen Pilotenstreik im September 2014 verantwortlich ist, Gegenvorschläge. Nach Angaben des Air-France-Managements hätten diese jedoch nur bewirkt, dass die Kosten um 3 % gesunken wären, also deutlich weniger als die geforderten 17 %. Das hätte auch deutlich weniger gebracht als die Maßnahmen, denen die Piloten der niederländischen Schwestergesellschaft KLM zugestimmt haben, denn diese werden die Kosten um 12 % senken.Nach dem Scheitern der Verhandlungen hatte Frankreichs Premierminister Manuel Valls an die Piloten appelliert, Anstrengungen zu unternehmen, um der wachsenden Konkurrenz die Stirn bieten zu können. Mehrere Gewerkschaften haben bereits seit längerem zu einem Streik bei Air France am 5. Oktober aufgerufen. Die Aktie von Air France-KLM gab in Paris 4 % auf 5,98 Euro ab.