DAIMLER TRUCKS

Auf dem Wunschzettel

Ein eigener Zugang zum Kapitalmarkt hat seinen Charme. Als Daimler vor gut einem Jahr die Konzernstruktur neu geordnet hat, spielte dieser Gedanke gewiss eine Rolle, auch wenn das Management lieber die Lippen zusammenkneift, als ein Wort zu viel zu...

Auf dem Wunschzettel

Ein eigener Zugang zum Kapitalmarkt hat seinen Charme. Als Daimler vor gut einem Jahr die Konzernstruktur neu geordnet hat, spielte dieser Gedanke gewiss eine Rolle, auch wenn das Management lieber die Lippen zusammenkneift, als ein Wort zu viel zu sagen. Unter der Holding Daimler AG sind seitdem das Lkw- und Busgeschäft wie die Pkw- und Van-Sparte sowie die Finanzdienstleistungen eigenständig. Dieser Gewinn an Flexibilität enthält auch die Option eines Börsengangs. Kein Wunder, dass Gerüchte über ein Initial Public Offering (IPO) der Truck-Sparte immer wieder aufs Neue die Runde machen. Nun kurz vor Weihnachten.Die Idee gefällt dem Markt offenbar: Die Daimler-Aktie gehörte am Mittwoch zu den größten Gewinnern im Dax. Konzernteile abzuspalten und an die Börse zu bringen, findet sich regelmäßig auf den Wunschzetteln von Investoren. Sie erhoffen sich davon einen Mehrwert, indem die Teile in der Summe höher bewertet werden als en bloc in einem Konzern. Manager streben mit einem solchen Schritt zudem mehr Eigenverantwortung und damit mehr Erfolg der selbständigen Einheiten an. Und ganz wichtig: die Möglichkeit, Investitionen nicht nur mit dem Cash-flow zu finanzieren, sondern sich auch Eigenkapital an der Börse zu beschaffen. Für eine Branche wie die Fahrzeugindustrie ist in der Phase einer kostspieligen Transformation diese Option besonders reizvoll. Auch die Lkw-Industrie braucht viel Geld, um alternative Antriebe zu entwickeln, ins autonome Fahren und in die Digitalisierung zu investieren – ob mit oder ohne Partner wie Daimler etwa mit Volvo in der Brennstoffzellentechnik.Volkswagen ist mit der Nutzfahrzeugholding Traton den Schritt an die Börse schon gegangen. Im Sommer 2019 gelang das IPO allerdings nur mit Ach und Krach, auch wegen der missratenen Kommunikation in der Vorbereitungszeit. Den ersten Versuch, an die Börse zu gehen, musste Traton abbrechen, startete den zweiten nur drei Monate später und war zum Erfolg verdammt. Investoren nutzten den Druck, unter den sich VW selbst gebracht hatte: Der Emissionspreis landete am unteren Ende der Spanne.Daimler kann das als Lehrstück dienen. Den richtigen Zeitpunkt für einen Börsengang zu erwischen, ist ohnehin ein sehr anspruchsvolles Ziel. Wer weiß heute schon, ob die Lkw-Industrie in zwölf oder mehr Monaten in die Wachstumsspur zurückgekehrt ist? Schon jetzt auch nur vage über einen Zeitplan für ein IPO zu sprechen, wäre vom Vorstand grob fahrlässig.