Auf der Jagd nach Rendite

Pensionsfonds schichten zunehmend in alternative und illiquide Anlagen um - Hedgefonds weniger gesucht

Auf der Jagd nach Rendite

swa Frankfurt – Das Management von Pensionseinrichtungen und -kassen blickt zunehmend auf alternative Anlagen, um die Renditeerwartungen zu erfüllen. Das geht aus einer Studie der Unternehmensberatung Willis Towers Watson hervor, an der 36 deutsche Unternehmen und CTA-Treuhandkonstruktionen mit einem Anlagevermögen von 124 Mrd. Euro teilgenommen haben. 60 % der Befragten sind reguliert, repräsentieren also Pensionskassen und -fonds sowie Versorgungswerke, 40 % sind unreguliert, also vor allem CTAs (Contractual Trust Arrangement). Höhere ErwartungenAngesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase haben die Investoren von Pensionsvermögen den Anteil alternativer Anlagen im Portfolio 2017 weiter ausgebaut und im Gegenzug bei Anleihen und Aktien reduziert. Dabei haben illiquide Anlagen an Bedeutung gewonnen, sowohl bei regulierten als auch bei unregulierten Investoren. Im Vergleich zum Vorjahr haben beide Gruppen ihre Renditeerwartungen unter Inkaufnahme eines höheren Portfoliorisikos um 50 Basispunkte erhöht – auf 2,7 % bei regulierten und auf 2,9 % bei unregulierten Anlegern, die in der Regel einen höheren Aktienanteil halten.Pensionsanleger nutzen zunehmend den Vorteil, dass sie einen sehr langfristigen Investmenthorizont von 25 und mehr Jahren haben, erklärt Tobias Bockholt, der für Willis Towers Watson Unternehmen und deren Pensionseinrichtungen berät. Für die Pensionsfonds sei das Liquiditätserfordernis zur Auszahlung der Betriebsrenten gut zu planen, so dass sie auch in langfristige illiquide Anlagen gehen können. “Es ist erstmals eine Tendenz zu erkennen, dass diese Möglichkeit genutzt wird”, sagt Bockholt.Die alternativen Anlagen umfassen in der Abgrenzung der Studie besicherte Darlehen an Unternehmen, Direktkredite, Hedgefonds, Private-Equity-Fonds oder Infrastruktur. Dabei zählte im Jahr 2017 Private Equity zur größten Anlageklasse im alternativen Segment – bei regulierten Investoren mit 28 %, bei unregulierten mit 56 %. Zweit- und drittgrößte Bedeutung haben bei regulierten Anlegern Infrastrukturaktien und Direct Lending, während unregulierte Investoren auf strukturierte Produkte oder Real Assets setzen sowie auf Hedgefonds.Im Zuge der Diversifizierung der Portfolien stehe auch das Thema Collateralized Loan Obligations (CLO), also gebündelte und verbriefte Firmenkredite, wieder auf der Agenda. Diese strukturierten Anleihen waren in der Finanzkrise in Misskredit geraten. Die heute aufgelegten CLO-Produkte seien nicht mehr mit denen von vor zehn Jahren vergleichbar, versichert Bockholt. In Mode bleiben zudem Investments in Immobilien oder Immobilienfonds.Im Jahresvergleich zeigen sich in einigen alternativen Anlageklassen deutliche Umschichtungen. So haben die Investoren trotz sinkender Ertragschancen aus Private-Equity-Deals ihre Private-Equity-Engagements deutlich erhöht. Die größte Veränderung zeigt sich bei Investments in Hedgefonds, deren Anteil drastisch geschrumpft ist. Deutlich ausgebaut wurde dagegen die direkte Kreditvergabe an Unternehmen.Dass die Anlage in Hedgefonds das zweite Jahr in Folge rückläufig ist, erklärt Bockholt mit dem unbefriedigenden Ertrag aus diesen Anlagen, der nach Abzug der Kosten oft null oder negativ ist. Zudem seien diese Investments intransparent. “Anleger wollen und müssen aber immer mehr verstehen, was sie investiert haben”, ergänzt der Berater. Von regulierten Pensionskassen und -fonds verlange die Marktaufsicht BaFin immer mehr Eigenverantwortung. Bewährte StrukturDer Trend zu alternativen Anlagen hat in den Portfolios der deutschen Anleger von Pensionsvermögen noch nicht zu einer grundlegend neuen Mischung geführt. So haben die deutschen Anleger in dem Kreis mit 63 % Anleihen in dieser Anlageklasse global den höchsten Anteil, während zum Beispiel in den USA der Aktienanteil mit 50 % im Portfolio dominiert. Damit weist Deutschland der Studie zufolge im internationalen Vergleich nach wie vor eine sehr risikoaverse Portfoliostruktur auf.Abgefragt wurde in der Studie auch, wie viel Illiquidität die Anleger vertragen können. “Die Bereitschaft, in illiquide Anlagen zu investieren, nimmt ganz klar zu”, sagt Bockholt. Oft müssten aber noch die Gremien überzeugt werden.