Auf Diät
Lufthansa-Chef Carsten Spohr setzt zwei weitere Konzerntöchter auf Diät. Bei der Frachtsparte, der die Handelskonflikte und konjunkturelle Unsicherheiten zusetzen, wird die Flotte halbiert, bei Austrian Airlines müssen Stationen schließen und Mitarbeiter gehen. Auch die Fastenkur beim Günstigableger Eurowings ist noch nicht vorbei. Nach neun Monaten steckt die Lufthansa-Tochter tief in den roten Zahlen. 2020 werde die Kapazität dort geringer ausfallen als 2019, kündigte Spohr am Donnerstag an, auch die Kosten müssen weiter runter. Vom Langstreckengeschäft wird Eurowings ganz befreit, dies geht in die Verantwortung der Netzwerk-Airlines über.Spohr räumt beherzt im eigenen Konzern auf, sendet aber auch beruhigende Signale an den Markt. Die deutsche Fluggesellschaft hat sich Kapazitätsdisziplin verordnet und steht beim Ausbau ihres Angebots auf der Bremse. Das dürfte allen Marktteilnehmern guttun, denn es könnte den mörderischen Preiskampf im europäischen Kurzstreckengeschäft etwas entspannen. Für die gerade angelaufene Wintersaison wird europaweit sogar ein um 1 % rückläufiges Angebot erwartet, das gab es lange nicht mehr.Dass die Märkte den tatkräftigen Spohr und sein Unternehmen am Donnerstag mit Kursaufschlägen von über 7 % feierten, ist dennoch erstaunlich. Denn zum einen fand das Kursfeuerwerk an einem Tag statt, an dem wegen des Streiks der Flugbegleiter Hunderte von Flügen ausfielen. Eine Einigung mit der Gewerkschaft dürfte trotz erster Gespräche noch weit entfernt sein. Zum anderen ist ein rückläufiges Flugangebot im Winter zwar eine gute Nachricht, dem laut Spohr “völlig irrationalen Preiskampf” gerade in Deutschland und Österreich dürfte die Zurückhaltung aber lediglich die Spitze nehmen. Mehr als ein Anfang ist hier nicht gemacht.Weitere offene Baustellen hat Lufthansa in Sachen Konsolidierung. Während sich der britisch-spanische Konkurrent IAG in dieser Woche Air Europa einverleibt hat und damit sein Engagement über den Atlantik deutlich verstärken kann, wurde Lufthansa in den vergangenen Monaten zwar als Kandidat für einen Einstieg bei Condor, Norwegian, Alitalia genannt, kann aber bisher nichts liefern. Nicht dass man bei der schwer angeschlagenen Alitalia oder der klammen Norwegian tatsächlich einsteigen sollte, aber ein stärkeres Standbein etwa in Richtung Latein- bzw. Südamerika würde den Deutschen durchaus gut zu Gesicht stehen. Auch eine Condor bzw. deren Langstreckengeschäft wäre nach wie vor eine gute Ergänzung für die Lufthansa.