Auf die Pflicht folgt für Volkswagen die bilanzielle Kür

Eigenkapitalspritze nach Auslaufen des Mandatory Bond - Wandelanleihe von 3,7 Mrd. Euro im November fällig

Auf die Pflicht folgt für Volkswagen die bilanzielle Kür

wb Frankfurt – In Kürze wird eine vor drei Jahren quasi vorgezogene Kapitalerhöhung von Volkswagen wirksam. Die 2012 aufgelegte Pflichtwandelanleihe über 3,7 Mrd. Euro wird im November fällig werden, worauf der Vermögensverwalter GAM aufmerksam macht. Damit werden die 3,7 Mrd. Euro nicht mehr nur im Rating, sondern auch bilanziell zu Eigenkapital. Mandatory Convertible Bonds können nicht wie übliche Wandelanleihen in bar entgolten werden; insofern bringen sie dem Investor anders als Anleihen keinen Schutz im Sinne eines definierten Rücknahmepreises. Der Anleger trägt ein Aktienkursrisiko, streicht über die Laufzeit aber auch einen höheren Kupon ein. Wandlung in Aktien ist obligatorisch, so dass Investoren am Ende mit einer Menge Aktien dastehen können, die weniger wert sind als bei der Zeichnung erwartet. Doch sie dürften längst gehedgt haben. Für VW ändert sich in Bezug auf den Gewinn je Aktie nichts.Volkswagen hatte vor drei Jahren zunächst 2,5 Mrd. Euro eingesammelt, um die Finanzposition aufzupolstern – damals aus der Position der Stärke heraus -, und im Juni 2013 aufgestockt. Der Wandlungspreis liegt jetzt bei mindestens 144,50 Euro und maximal bei 173,40 Euro. Gestern schloss die Vorzugsaktie mit 103,50 Euro. Bei Begebung lag der Kurs bei 155,75 Euro. Noch 6,9 Mrd. EuroIm vierten Quartal muss VW auf der Anleihenseite 6,9 Mrd. Euro refinanzieren. Per Ende Juni waren Bonds über 61,9 Mrd. Euro in Anleihen ausstehend, davon 7,5 Mrd. in Hybridbonds, 27,1 Mrd. in Asset Backed Securities und 4,3 Mrd. Euro in Commercial Papers. Die Kreditzusagen von 17,7 Mrd. Euro waren mit 2,4 Mrd., Kreditlinien (26,0 Mrd.) mit 6,7 Mrd. Euro genutzt. Hinzu kommen Förderkredite und Subventionen, die mit 13,5 Mrd. in vollem Volumen ausgeschöpft waren, sowie Bankeinlagen von 24 Mrd. Euro, so dass sich das “Funding” auf 139,9 Mrd. belief. Die Nettoliquidität im Autogeschäft betrug 21,5 Mrd. Euro.Bei der Zwangswandelanleihe handelt es sich um die seinerzeit größte in Europa für eine Nichtbank durchgeführte Transaktion dieser Art, wobei die Hälfte des Volumens bei Institutionellen in den USA platziert wurde. Das zu 100 % des Nennwerts begebene Papier trägt einen Kupon von 5,50 %. Für VW ist der Hauptvorteil des Instruments, dass die Mittel der Anleihe von Ratingagenturen voll dem Eigenkapital zugeschlagen werden, während übliche Convertibles als Bonds, die neben dem Recht auf feste Verzinsung ein Wandlungsrecht verbriefen, zunächst als Fremdkapital erfasst werden. Außerdem lässt sich üblicherweise – ein steigender Kurs der Aktie unterstellt – die Verwässerung bei der Wandlung in Aktien aus bedingtem Kapital in Grenzen halten.Nach VW nutzten etwa Fiat Chrysler und ArcelorMittal Mandatories. Zuletzt hat Haniel, begleitet von Société Générale, im Zusammenhang mit einer Umtauschanleihe in Metro festgelegt, dass die Differenz zwischen Wandlungspreis und Aktienkurs in bar gezahlt wird, sollte der Metro-Kurs am Laufzeitende unter dem Wandlungspreis liegen.