Aufstockung bei Rocket nicht ausgeschlossen
Nachdem die Beteiligung an Rocket Internet für United Internet schon jetzt ein gutes Investment war, schließt Konzernchef Ralph Dommermuth eine Aufstockung des Anteils nicht aus. Dies könne er sich durchaus vorstellen, sagte der Manager im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.hei Frankfurt – United Internet kann nach neun Monaten eine Verdreifachung des Gewinns vorweisen. Grund ist ein Buchgewinn von 71,5 Mill. Euro aus der Einbringung der Beteiligungen an den Portfolio-Unternehmen des “Global Founders Capital”-Fonds in die Rocket Internet AG. Insgesamt hatte der Internet-Konzern 435 Mill. Euro für eine vorbörsliche Beteiligung von 10,7 % an der Berliner Start-up-Schmiede aufgewendet, umgerechnet 34,80 Euro je erworbener Aktie, “so dass wir mit unserem Investment nie unter Wasser waren”, wie Konzernchef Ralph Dommermuth im Gespräch mit der Börsen-Zeitung betont. Rocket Internet war zu 42,50 Euro platziert worden und noch am Tag der Erstnotiz um 13 % abgestürzt. Inzwischen hat sich das Papier überraschend schnell erholt und notiert bei 48,40 Euro deutlich über dem Ausgabepreis. “Wir betrachten unsere Beteiligung als langfristiges Engagement”, erklärte Dommermuth und sagte zugleich, dass er “eine Aufstockung des Anteils für die Zukunft nicht ausschließen” würde. “Wir können es uns leisten”Der Vorstandsvorsitzende der Internet-Gruppe, die in diesem Jahr neben der Rocket-Beteiligung auch den Glasfasernetzbetreiber Versatel für 590 Mill. Euro komplett übernommen hat, betonte überdies, dass United Internet “immer offen” sei für Akquisitionen und dafür finanziell auch gut gerüstet. Das Unternehmen hatte im September eine Kapitalerhöhung über 352 Mill. Euro erlöst und damit die Bilanz gestärkt. “Wir dürften uns im Laufes des nächsten Jahres bei der Nettoverschuldung in Richtung des einfachen Ebitda bewegen. Wir können uns weitere Akquisitionen also leisten”, sagte Dommermuth.Nach neun Monaten bestätigte der Konzernchef die Umsatz- und Ergebnisziele fürs Gesamtjahr. Demnach soll der Umsatz um rund 10 % zulegen und das operative Ergebnis vor Abschreibungen auf 520 (407) Mill. Euro steigen. Hinzu kommen 40 Mill. Euro Ergebnisbeitrag aus der Erstkonsolidierung von Versatel seit dem 1. Oktober. Im laufenden Quartal wird United Internet überdies einen weiteren nicht cashwirksamen Einmalertrag aus der Versatel-Übernahme von 100 Mill. Euro verbuchen.Nicht zuletzt weil auch die Kasse klingelt – sowohl der betriebliche Mittelzufluss als auch der freie Cash-flow legten in den ersten neun Monaten um 54 % zu -, stellt Dommermuth den Aktionären eine höhere Dividende in Aussicht. “Es ist unsere Politik, 20 bis 40 % vom Gewinn je Aktie auszuschütten, und angesichts der bereits jetzt erreichten Ergebnissteigerung dürfen die Aktionäre natürlich auch eine Anhebung der Dividende erwarten”, so der Manager.Mit dem laufenden Geschäft zeigte sich Dommermuth zufrieden. “Das vierte Quartal läuft gut.” Er gehe deshalb davon aus, dass das ursprüngliche Ziel von 900 000 Neukunden im Konzern leicht übertroffen werden könnte. Bisher liegt der Schwerpunkt des Kundenwachstums im Access-Bereich und dort auf dem Mobilfunk. Die damit verbundenen erhöhten Marketingaufwendungen will United Internet im Ergebnis wegstecken. Mit weiterem Preis- und Erlösdruck rechnet Dommermuth erst einmal nicht. “Wir haben gerade eine Preissenkungsrunde hinter uns. Ich erwarte zunächst keine weiteren Schritte im Markt.”Die Akquisition von Versatel soll United Internet im Geschäftskundensegment voranbringen. “30 % der Gewerbetreibenden sind in Reichweite des Versatel-Glasfasernetzes”, so Dommermuth, der damit rechnet, dass künftig praktisch jedes Unternehmen einen Glasfaseranschluss benötigt. Mit Hilfe der Infrastruktur will er Synergien heben, auch im Privatkundengeschäft unter anderem aus Einsparungen bei Vorleistungen, die bisher von anderen Netzbetreiber bezogen werden. Bis 2019 sind 55 Mill. Euro budgetiert. Wie viel es 2015 sein werde, könne er nicht sagen, “aber ich rechne noch nicht mit einem großen Betrag”.United Internet hat im dritten Quartal mit einem Umsatzplus von 9,7 % auf 737 Mill. Euro gegenüber den Vorquartalen etwas an Tempo verloren. Das um den Sonderertrag bereinigte Ebitda kam jedoch überraschend deutlich um 34,9 % auf 142 Mill. Euro voran und lag über den Erwartungen der Analysten, die mit 135 Mill. Euro gerechnet hatten. Das Konzernergebnis schoss auf 152 (51) Mill. Euro in die Höhe.Gestützt wurde die Ergebnisentwicklung insbesondere vom Segment Applications, wo unter anderem das Web-Hosting-Geschäft sowie die neuen Sparten De-Mail und Selbstbau-Homepage gebündelt sind. Dort hat sich United Internet auf die bessere Ausbeutung des vorhandenen Kundenstamms konzentriert und weniger auf die Neukundengewinnung. Dies hielt die Kosten im Griff.