Auftragsflut beschert Bauindustrie Umsatzsprung

Trotz Wohnungsbooms reicht Neubau noch lange nicht aus - Öffentliche Hände investieren deutlich mehr

Auftragsflut beschert Bauindustrie Umsatzsprung

ge Berlin – Dank eines rekordhohen Orderbestands von etwa 40 Mrd. Euro – ein Viertel mehr als vor Jahresfrist – und weiterhin flotter Auftragseingänge hat der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie seine Umsatzprognose für 2017 um 1 Punkt auf 6 % angehoben. Real dürfte dies einem Wachstum von 4 % entsprechen, sagte Verbandspräsident Peter Hübner – “die Baukonjunktur läuft besser als zu Beginn des Jahres erwartet”. Und zwar offensichtlich so gut, dass sich die Branche sicher ist, auch im kommenden Jahr ein sattes Umsatzplus von rund 5,5 % auf dann nahezu 120 Mrd. Euro zu erreichen.Trotz der guten Konjunktur beklagt Hübner weiterhin zu geringe Renditen, die – obwohl zuletzt gewachsen – immer noch nicht dem Risiko angemessen seien. Im Durchschnitt erwirtschafteten die hiesigen Baufirmen Nettomargen von 2 bis 3 % vom Umsatz, listet der Baupräsident auf. Deutlich höher lägen dagegen die Preisaufschläge bei Grundstücken und Projektentwicklern.Treiber des Aufschwungs sind einerseits der anhaltend hohe Wohnungsbedarf sowie anziehende Investitionen der öffentlichen Hände. Die um 20 % hochgeschossenen Baugenehmigungen für 375 000 Wohnungen ließen vermuten, dass sich die Dynamik im Wohnungsbau noch verstärken wird, hofft Hübner – zumal die Zahl der Fertigstellungen 2016 “nur” um 12 % auf 278 000 kletterte. Um die immer stärker werdende Wohnungsknappheit in Großstädten zu mindern, halten Bedarfsstudien einen jährlichen Neubau von 350 000 bis 400 000 Wohnungen für nötig – 100 000 mehr als im Vorjahr gebaut. Verschärfend kommt hinzu, dass unverändert viel zu wenig neue Wohnungen für einkommensschwächere Haushalte errichtet werden. Planungen beschleunigenUm diese Lücke zu schließen, fordert der Baupräsident eine wieder stärkere Standardisierung und damit Industrialisierung des Wohnungsbaus. Nennenswerte Skalenvorteile könnten jedoch erst dann erzielt werden, wenn die Bundesländer ihre teils widersprüchlichen Bauordnungen harmonisierten.Neben dem weiterhin flotten Wohnungsbau (der auch durch die Niedrigzinsen befeuert wird) profitiert die Baubranche von zusätzlichen Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen. Gab der Bund 2015 “nur” 10,7 Mrd. Euro für Straßen, Schienen und Autobahnen aus, werden es im nächsten Jahr gut 3 Mrd. mehr sein. Inzwischen scheinen aber auch die Städte und Gemeinden eine Investitionswende einzuleiten, freut sich Hübner. Doch trotz der deutlich ausgeweiteten Investitionen lagen die Abschreibungen auf den öffentlichen Kapitalstock auch 2016 höher als die Bruttoanlageinvestitionen.Der Wirtschaftsbau, für den das geringste Wachstum prognostiziert wird, profitiert von der Investitionsoffensive der Deutschen Bahn. Zudem seien die Büros in den großen Städten fast vollständig vermietet, so dass die Bauindustrie eine steigende Nachfrage nach neuen Bürogebäuden registriert. Summa summarum dürfte die Zahl der Beschäftigten im laufenden Jahr um 15 000 auf knapp 800 000 steigen. Zugleich beklagt die Branche einen wachsenden Fachkräftemangel – “der Markt ist weitestgehend leer gefegt”.Von einer neuen Bundesregierung erhofft sich Hübner eine Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren, ohne die die aufgestockten staatlichen Gelder ins Leere liefen. Zudem sollten die Verkehrs- und die Baupolitik in einem Ministerium zusammengefasst werden.