Aufzüge als Cash-Maschine
Das Management von Thyssenkrupp Elevator hat für die Eigenständigkeit der Sparte getrommelt. Im ersten Quartal 2020 fällt die Entscheidung, ob die Aufzugssparte verkauft oder an die Börse gebracht wird. Gelockt werden die Investoren mit einer hohen Ausschüttungsquote von 50 bis 70 %. ab Düsseldorf – Noch hat Thyssenkrupp nicht entschieden, auf welchem Weg – Verkauf, Teilverkauf oder Börsengang – die Aufzugssparte im kommenden Jahr versilbert wird. “Wir entscheiden uns für die Option, die für den Konzern, seine Aktionäre, Kunden und Mitarbeiter, aber auch für das Aufzugsgeschäft das Beste ist”, ließ sich Thyssen-CFO Johannes Dietsch zitieren. Der Wert der Sparte wird auf 15 Mrd. Euro geschätzt.Auf dem Kapitalmarkttag in London präsentierte sich die Division, deren Carve-out bis zum Jahresende abgeschlossen werden soll, als konjunkturrobuster Börsenkandidat. Thyssenkrupp Elevator baue keine Luftschlösser, “unser Weg nach vorn ist klar vorgezeichnet”, warb Peter Walker, CEO des Aufzugherstellers. In der Vergangenheit habe sich der Markt gegenüber konjunkturellen Schwankungen robust gezeigt. “Wir haben es selbst in der Hand”, waren sich Walker und Finanzchef Ercan Keles einig.Kern der zukünftigen Strategie ist die Verbesserung der Profitabilität. Konkret wird für das Geschäftsjahr 2020/21 eine Marge auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 11,5 bis 13 % ins Auge gefasst. In dem im September abgelaufenen Turnus hatte die Division eine Marge von 11,4 % gezeigt. Um das Margenziel zu erreichen, soll das Produktportfolio weiter standardisiert und das Produktionsnetzwerk optimiert werden.Daneben soll das margenträchtige Service-Geschäft ausgebaut und die Kostenschere in den Verwaltung angesetzt werden. Konkret will Elevator die Verwaltungskosten binnen drei Jahren um 80 Mill. Euro senken. Erreicht werden soll das mit der Implementierung von Shared Services, Optimierungen in der IT und Steigerungen der Organisationseffizienz. In den vergangenen drei Jahren hat die Aufzugssparte die Kosten nach den Angaben schon einmal um diesen Betrag gesenkt.Thyssenkrupp Elevator ist mit einem Jahresumsatz von 8 Mrd. Euro (2018/19) der weltweit fünftgrößte Hersteller von Aufzügen und Fahrtreppen, auf der Payroll stehen mehr als 50 000 Beschäftigte. Der Markt zeichne sich durch langfristiges Wachstum aus, sagte Walker und verwies auf den Megatrend Urbanisierung, der als Triebfeder für künftiges Wachstum gilt. Bis 2024 soll der Markt ausgehend von einem Volumen von weltweit etwa 50 Mrd. Euro jährlich um 3 % wachsen. Dem Servicegeschäft, das mit der installierten Basis wächst, wird im gleichen Zeitraum sogar ein durchschnittliches Wachstum von knapp 4 % p. a. zugetraut. Hier setzt die Thyssen-Sparte künftig auch auf digitale Lösungen in der Wartung.Die IoT-Anwendung MAX sei in den USA, dem größten regionalen Markt, schon eingeführt. Kevin Lavallee, Regionalchef für den amerikanischen Kontinent, bescheinigt dem Unternehmen hier sogar die Marktführerschaft . Bei MAX handelt es sich nach den Angaben um die branchenweit erste digitale und cloudbasierte Wartungslösung.Die regionalen Aufzugsmärkte unterscheiden sich stark. Während in Americas, Europa und Afrika etwa die Hälfte des Umsatzes aus dem Servicegeschäft stammt, entfallen 70 bis 80 % der Erlöse in Asien noch auf das Installationsgeschäft. Das lässt sich auch an den Margen ablesen. Während in Amerika und Europa zweistellige Umsatzrenditen verdient werden, landete Asien zuletzt bei 7,8 %. Unter den Regionen führend ist Americas mit einer Ebit-Marge von zuletzt 15,1 %, die Marge in Europa lag bei 10,6 %.Doch nicht nur mit der Stabilität des Geschäfts in einem wachsenden Markt wird geworben, sondern auch mit der Cash-Stärke. Davon sollen auch die Anteilseigner profitieren, denen eine Ausschüttungsquote zwischen 50 und 70 % vom Nettoergebnis in Aussicht gestellt wird. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass die geplanten Restrukturierungen in den nächsten drei Jahren nochmals 200 Mill. bis 300 Mill. Euro kosten werden, wie Keles ausführte. Die Eigenständigkeit hat zudem einen Preis, steigt die Kostenbasis damit doch um 20 bis 30 Mill. Euro. Die Nettoverschuldung soll sich zum Start auf etwa das Zweifache des Ebitda belaufen, inklusive Pensionsverbindlichkeiten von 400 Mill. Euro.