Beteiligungsgesellschaft

Aurelius strapaziert die Geduld der Anleger

Die Beteiligungsgesellschaft Aurelius legen offenbar keinen Wert mehr auf Kapitalmarktnähe. Zum Kommunikationsdesaster wurde der Weiterverkauf zuvor zurückgekaufter Aktien. Zudem hat der Rückzug aus einem Segment der Münchener Börse Vertrauen gekostet.

Aurelius strapaziert die Geduld der Anleger

Aurelius strapaziert die Geduld der Anleger

md Frankfurt

Die Aurelius Equity Opportunities SE & Co. KGaA strapaziert in diesen Tagen die Geduld vieler Kleinaktionäre. Am Mittwoch voriger Woche fand die Hauptversammlung (HV) der Beteiligungsgesellschaft statt, auf der u.a. der Dividendenvorschlag des Aufsichtsrats von 0,50 Euro je Aktie abgelehnt und die Ausschüttung auf die Mindestdividende von 0,05 Euro gekürzt wurde, was der Forderung der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zuwiderlief, eine „angemessene Dividende“ von 1,50 Euro pro Anteilsschein zu zahlen, um so das verspielte Vertrauen zurückzugewinnen. Das Ergebnis je Aktie wird im Geschäftsbericht 2022 mit -1,33 Euro angegeben.

In der Masse untergegangen

Im Jahresverlauf hatte das Aurelius-Management den Streubesitz bereits mit dem Rückzug aus dem M:access verprellt. Der M:access ist ein Marktsegment der Börse München für mittelständische Unternehmen, die durch die von der Börse vorgegebenen Pflichten ein erhöhtes Maß an Transparenz und Sicherheit aufweisen. Das hebt die Mitglieder dieses Segments aus der Masse der Freiverkehrswerte heraus. Damit ist seit dem 30. Juni Schluss.

Hinzu kommt der umstrittene Weiterverkauf eines Paketes an eigenen, zuvor über die Börse zurückgekauften Aktien, der nun kuriose Züge annimmt. Mitte Januar hatten die geschäftsführenden Direktoren der Aurelius Management SE, der persönlich haftenden Gesellschafterin der Aurelius Equity Opportunities SE & Co. KGaA, beschlossen, unter Ausnutzung der von der HV 2022 erteilten Ermächtigung ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu 30 Mill. Euro aufzulegen. Vom 30. Januar an sollten binnen eines Jahres insgesamt bis zu 1,5 Millionen eigene Aktien zurückgekauft werden. „Die erworbenen Aktien können zu allen von der Hauptversammlung der Gesellschaft am 21. Juni 2022 genehmigten Zwecken verwendet werden, insbesondere auch zur Einziehung“, hieß es in der Mitteilung.

Nun doch 16,92 statt 13,60 Euro

In der jüngsten HV wurde die Veräußerung von 1,25 Millionen eigenen Aktien, die Aurelius über den Markt im Schnitt zu knapp 17 Euro pro Stück im Rahmen des Rückkaufprogramms erworben hatte, zu wesentlich niedrigeren Kursen an dem Management/Partnern von Aurelius Nahestehende bestätigt und als „normale Transaktion“ bezeichnet.  Gemäß einem Tweet von SdK-Vorstand Paul Petzelberger ist das Aktienpaket offenbar am 23. August, wenige Tage vor dem HV-Nachweisstichtag, an die Aurelius Growth Investments S.à r.l., eine von Julian Raffael Markus kontrollierte Gesellschaft, zu einem Kurs von 13,60 Euro pro Anteilsschein verkauft worden. Er ist der Sohn des Aurelius-Gründers Dirk Markus.

Gestern veröffentlichte Aurelius eine ergänzende Stellungnahme zur Veräußerung des Aktienpaketes. Darin räumt das Unternehmen ein, dass der Verkauf in der HV „auf Kritik von Aktionären und ihren Vertretern“ gestoßen war. Dem Management zufolge entspricht der Verkaufspreis von 13,60 Euro je Aktie dem gewichteten Durchschnittspreis der drei vorhergehenden Monate. „Dieses Vorgehen war juristisch einwandfrei“, betont Aurelius. Gleichwohl habe der geschäftsführende Komplementär der Aurelius Equity Opportunities SE & Co. KGaA (AEO) nunmehr mit der Käuferin vereinbart, den Preis pro Aktie für das verkaufte Aktienpaket auf 16,92 Euro anzuheben. „Dieser neue Preis entspricht dem Durchschnittswert aller bisher im Jahr 2023 durch die AEO zurückgekauften Aktien und liegt damit über dem Aktienkurs zum Zeitpunkt der Transaktion (damals 13,32 Euro)“, heißt es. Die Käuferin habe zugesagt, den hieraus entstehenden Kaufpreisnachschlag von etwa 4,2 Mill. Euro in den kommenden Tagen an die AEO zu leisten.

Mit dieser jüngsten Vereinbarung entsteht Aurelius kein finanzieller Nachteil aus der Weiterveräußerung der zuvor über den Markt zurückgekauften 1,25 Millionen eigenen Aktien. Die Frage bleibt, warum überhaupt ein zunächst für AEO nachteiliger Paketverkauf an die Aurelius Growth Investments S.à r.l. vereinbart worden ist, anstatt die Aktien – wie ursprünglich beabsichtigt – einzuziehen.

Auch das Zustandekommen der Ausschüttungsbeschlusses und der Rückzug aus dem Börsensegment M:access haben einen schalen Beigeschmack. Über die Höhe der Dividende lässt sich streiten, doch wenn die persönlich haftende Gesellschafterin, der Gesellschafterausschuss und der Aufsichtsrat der Aurelius Equity Opportunities SE & Co. KGaA zunächst eine Dividende von 0,50 Euro je Aktie empfehlen und dieser Vorschlag dann auf der HV abgelehnt und auf 0,05 Euro gesenkt wird, mutet das angesichts der SdK-Forderung, 1,50 Euro je Anteilsschein zu zahlen, wie eine Machtdemonstration der Großaktionäre und Partner an.

Dividende als Machtdemonstration

Auch der Rückzug aus M:access war für den Free Float eine schlechte Nachricht. Zwar sollte man die Wirkung der Mitgliedschaft in diesem Börsensegment nicht überschätzen, doch um aus der Masse der im Freiverkehr gehandelten Papiere herauszustechen, ist das eine geeignete Maßnahme, die auch mit spürbar höheren Aktienumsätzen einhergeht. Hinzu kommt die deutlich gesunkene Transparenz: Während die Halbjahreszahlen 2022 von Aurelius in einem 81-seitigen Bericht präsentiert wurden, reichte nach dem Austritt aus dem M:access für die ersten sechs Monate dieses Jahres eine lapidare Meldung.

Operativ hatte Aurelius im April für Aufsehen gesorgt, als die Übernahme der LSG Group (International) von der Deutschen Lufthansa bekannt gegeben wurde. Das Unternehmen ist ein führender Airline-Caterer und Anbieter von Onboard-Retail, beschäftigt weltweit rund 19.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von etwa 2 Mrd. Dollar. Die Carve-out-Transaktion umfasst die gesamten klassischen Airline-Catering-, Onboard-Retail- und Food-Commerce-Aktivitäten. Als Carve-out wird die Ausgliederung oder Abspaltung zu einer rechtlich selbständigen Einheit bzw. der Verkauf von Unternehmensteilen bezeichnet. Im Portfolio von Aurelius befinden sich derzeit Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Chemie, Business Services, Konsumgüter/Lebensmittel & Getränke sowie Telekommunikation, Medien & Technologie. 

Preis für Weiterveräußerung eigener Aktien an Gründersohn erhöht – Beteiligungsfirma stellt Kapitalmarktnähe hintan

Wertberichtigt Seite 2
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