Aurubis kappt Prognose wegen Metallbetrugs
Aurubis streicht Prognose
Metallbetrug könnte Schaden in dreistelliger Millionenhöhe verursacht haben - Aktie sackt ab
ste Hamburg
Der Multimetallanbieter Aurubis hat wegen eines drohenden großen Schadens durch einen mutmaßlich großen Metallbetrugsfall seine Ergebnisprognose für das Ende September ablaufende Geschäftsjahr 2022/23 gestrichen und Anleger verschreckt. Die Aktie des Hamburger MDax-Unternehmens, das in einer Mitteilung am Donnerstagabend einen möglichen Schaden im niedrigen dreistelligen Mill.-Euro-Bereich avisierte, sackte am Freitag in der Spitze um 18,3% auf 62,50 Euro und damit den niedrigsten Stand seit Oktober vergangenen Jahres ab, ehe es mit einem Minus von noch 6,1% bei 71,82 Euro aus dem Handel ging. Auch das im SDax gelistete Papier des Stahlkonzerns Salzgitter, der mit knapp 30% an Aurubis beteiligt ist, gab um bis zu 7,3% auf 25,22 Euro nach. Das Unternehmen verkündete am Freitag, seine Prognose für das Geschäftsjahr 2023 ebenfalls auszusetzen und nach einer Aktualisierung des Aurubis-Ausblicks anzupassen.
Aurubis erklärte, bei der regelmäßigen Überprüfung des Metallbestands seien "erhebliche Abweichungen vom Soll-Bestand sowie bei Sonderproben bestimmter Lieferungen von Einsatzmaterialien im Recyclingbereich Abweichungen festgestellt" worden. Aufgrund dieser Indizien gehe man davon aus, dass das Unternehmen Ziel weiterer krimineller Handlungen geworden sei. Einen Zusammenhang mit Vorfällen, die im Juni publik geworden waren, wollte das Unternehmen am Freitag nicht bestätigen, die Wahrscheinlichkeit sei eher gering. Vor drei Monaten hatte Aurubis über staatsanwaltschaftliche und polizeiliche Ermittlungen gegen einzelne aktive und ehemalige Mitarbeiter des Konzerns sowie Beschäftigte von Fremdfirmen berichtet. Damals war vom Verdacht eines gemeinschaftlichen Diebstahls von edelmetallhaltigen Zwischenprodukten die Rede, die im Produktionsprozess bei Aurubis entstehen. Die Staatsanwaltschaft habe Arrestbeschlüsse über 20 Mill. Euro erwirken können, so der Konzern. Die betroffenen Mitarbeiten seien freigestellt, den beschuldigten Fremdfirmenbeschäftigten ein Werksverbot erteilt worden.
Aurubis teilte nun mit, man habe das Landeskriminalamt eingeschaltet. Das Ausmaß des entstandenen Schadens könne noch nicht sicher festgestellt werden. Mit einer außerordentlichen Inventur der Metallbestände sei begonnen worden, ein Ergebnis werde Ende September erwartet. Dass der Schaden im niedrigen dreistelligen Mill. Euro-Bereich liegen könnte, sei nicht auszuschließen. Er werde das Geschäftsjahresergebnis belasten, der Prognosekorridor für den laufenden Turnus könne daher nicht gehalten werden. Zuvor hatte Aurubis ein um Bewertungseinflüsse bereinigtes Vorsteuerergebnis zwischen 450 und 550 (i.V. 532) Mill. Euro in Aussicht gestellt. Der Stahlkonzern Salzgitter war bislang von einem Vorsteuergewinn von 300 bis 400 Mill. (i.V. 1,25 Mrd.) Euro ausgegangen.