Auslandsinvestoren mögen Dax-Werte
Dass sich der Hedgefonds TCI in Vorzüge von VW eingekauft hat, ist ein Sonderfall: Denn ausländische Investoren stecken ihre Mittel gemeinhin in Dax-Werte, weil sie deren Strategien mögen und nicht weil sie sie ändern wollen. Im Durchschnitt liegt mehr als jede zweite Aktie der 30 Blue Chips – genau 55 % – in Depots ausländischer Investoren. Somit fließt auch der Löwenanteil der Dividenden über die Grenzen.wb Frankfurt – Die Dax-Konzerne schütten in diesem Jahr 29,2 Mrd. Euro aus. Davon gehen 57 % bzw. 16,8 Mrd. Euro ins Ausland. Denn im Durchschnitt liegt mehr als jede zweite Aktie der Dax-Unternehmen (55,3 Prozent) in Depots ausländischer Investoren. Im Vergleich zum Vorjahr steigen die Ausschüttungen, die jenseits der Grenzen vereinnahmt werden, leicht an.Aktionäre aus Deutschland müssen sich hingegen mit einer deutlich geringeren Summe als im Vorjahr begnügen: Sie erhalten für 2015 mit einer Gesamtausschüttung von 10,1 Mrd. Euro 570 Mill. Euro weniger als zuvor. Und dies, obwohl hiesige Investoren aufstockten: Sie hielten durchschnittlich 36,2 % der Aktien, im Vorjahr waren es 35,6 % – gut 8 % der Aktien können keiner Region zugeordnet werden. Das sind Ergebnisse einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zur Aktionärsstruktur im Dax.Bei fünf Unternehmen sind mehr als 70 % der ausgegebenen Aktien in ausländischer Hand: Börse, Linde, Adidas, Infineon und Bayer. 19 Emittenten sind zu mindestens 50 % im Besitz ausländischer Aktionäre. Den geringsten Anteil weist die Lufthansa auf, bei der nur ein Viertel der Aktien jenseits der Grenzen liegt.Größter Dax-Aktionär ist nach wie vor die US-Fondsgesellschaft BlackRock, die Milliarden auch deutscher Anleger verwaltet. Für die Dax-Unternehmen ist aber der Sitz der Fondsgesellschaft, also das jeweilige Registrierungsland des Fonds, das entscheidende Kriterium. BlackRock als größter Dax-Investor zum Beispiel wird mit einem Teil den USA zugerechnet. Dies verzerrt das Bild.Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil ausländischer Investoren 2015 bei zwölf Emittenten. Bei der gleichen Zahl von Dax-Konzernen sank er hingegen und von drei Adressen gab es keine Veränderung (zu den übrigen Konzernen liegen keine Informationen vor). Besonders stark zugelegt hat er bei Adidas um 10 Prozentpunkte auf 79 %, während Lufthansa und Merck mit je 9 Punkten den stärksten Rückgang verzeichnen. 29 Prozent in EuropaVor allem im langfristigen Vergleich wird deutlich, wie stark ausländische Anleger ihr Engagement im Dax ausgebaut haben. Von den 22 Unternehmen, von denen vergleichbare Angaben für 2005 vorliegen, stieg ihr Anteil von im Schnitt 45 auf 58 %. Anleger aus dem europäischen Ausland sind traditionell besonders stark im Dax engagiert: Durchschnittlich 29 % der Aktien liegen in Europa. 2010 waren es laut EY noch 25 %. Aber auch das Interesse aus den USA bzw. Nordamerika stieg seitdem auf 20 %.Im vergangenen Jahr hat sich das Engagement europäischer und nordamerikanischer Investoren laut EY allerdings gegenläufig entwickelt. Der Anteil europäischer Investoren stieg um 1,7 Prozentpunkte, während der Anteil nordamerikanischer Anleger um 1 Prozentpunkt gesunken ist.Der Großteil der Dax-Aktien ist im Besitz institutioneller Investoren, wie Pensions- und Investmentfonds, Versicherungen oder Kreditinstitute. Sie halten 64 %. Privatleute sind mit 11 % vertreten, strategische Investoren wie Familien oder Unternehmen halten 12 %. Das Engagement des Bundes, der KfW-Bankengruppe sowie eigene Aktien spielen mit 4 % eine untergeordnete Rolle.Die Dax-Konzerne befinden sich mehrheitlich im Streubesitz: 83 %. Lediglich 17 % der zum Handel zugelassenen Papiere sind Großinvestoren zuzuordnen. Sieben Unternehmen sind voll im Free Float, darunter Deutsche Bank, BASF, Bayer und Munich Re. Unternehmen mit niedrigem Streubesitz sind Beiersdorf (39 %) und VW (44), Conti (54) und BMW mit 57 %.