Auto1 poliert die Prognosen auf
sp Berlin
Zum Wochenbeginn hat der Berliner Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 die Unterzeichnung eines Mietvertrags für Kapazitäten zur Aufbereitung von bis zu 35000 Gebrauchtwagen in Deutschland verkündet. Hier will der Konzern demnächst die über Online-Portale wie Wirkaufendeinauto.de angenommenen Wagen vor dem Weiterverkauf selbst aufpolieren und so die Kontrolle innerhalb der Wertschöpfungskette ausdehnen. Am Mittwoch polierte das Unternehmen erst einmal die Prognosen für das Gesamtjahr auf. Nach einem glänzenden Geschäftsverlauf im dritten Quartal traut sich Auto1 jetzt 4,5 Mrd. bis 4,6 Mrd. Euro Umsatz statt der bisher erwarteten 4,0 Mrd. bis 4,4 Mrd. Euro zu. Für das Bruttoergebnis werden nunmehr 415 Mill. bis 425 Mill. Euro in Aussicht gestellt, während der Tacho bisher bei 380 Mill. bis 410 Mill. Euro stand. Für die bereinigte Ebitda-Marge werden die Investoren auf ziemlich genau minus 2,5% eingestellt, während bislang mit minus 2,5% bis minus 3% gerechnet wurde. An der Börse kamen die verbesserten Fahrverhältnisse gut an. Die Aktie des Anfang Februar fulminant auf das Parkett gestarteten Konzerns kletterte in der Spitze um mehr als 5% und stellte die Marktkapitalisierung auf rund 7,2 Mrd. Euro. Der Titel liegt aber fast ein Zehntel unter dem IPO-Preis von 38 Euro.
„Inzwischen übertreffen wir die Werte aus der Zeit vor der Coronakrise“, sagte Firmenchef Christian Bertermann in einer Telefonkonferenz. „Unser erhöhter Ausblick spiegelt wider, dass wir mehr höherwertige Autos verkaufen, was auf den Erfolg von Autohero zurückzuführen ist“, sagte Finanzchef Markus Boser und lenkte den Blick damit auf die Retailsparte, auf der besondere Wachstumshoffnungen ruhen.
Retailsparte macht Tempo
Im dritten Quartal setzte das jüngste Segment schon mehr als 11000 Autos an Privatkunden ab und übertraf den Vergleichszeitraum des Vorjahres damit um 364%. Der Umsatz kletterte um 413% auf 160 Mill. Euro und der Rohertrag lag bei 4 Mill. Euro. Für das Gesamtjahr rechnet Auto1 hier mittlerweile mit 40000 bis 42000 verkauften Wagen, während man Autohero bisher 38000 bis 43000 verkaufte Fahrzeuge zutraute.
Auch das weiter dominierende Geschäft mit Autohändlern in der Merchant-Sparte entwickelt sich prächtig. Der Fahrzeugabsatz kletterte um knapp ein Viertel auf 145000 Einheiten und der Umsatz legte um 50% auf 1,1 Mrd. Euro zu. Das Rohergebnis liegt mit 112 Mill. Euro 30% über dem Vergleichszeitraum. Bis zum Jahresende will Auto1 im Händlergeschäft 560000 Einheiten absetzen, während die Spurbreite bisher von 554000 bis 580000 Gebrauchtwagen reichte.
Das bereinigte Ebitda rutschte im dritten Quartal von plus 16 Mill. Euro auf minus 25 Mill. Euro. Der Konzernverlust weitete sich von 20 Mill. auf 35 Mill. Euro aus.