Absatzzahlen für Juni

Automärkte fahren im kleinen Gang

Die Neuzulassungen von Pkw steigen in Deutschland im Juni leicht. In China geht der Absatz zurück. Für die USA rechnen Branchenexperten ebenfalls mit einem Minus.

Automärkte fahren im kleinen Gang

Automärkte fahren im kleinen Gang

Im Juni weniger Absatz in China und den USA – Leichter Anstieg der Pkw-Zulassungen in Deutschland

Die Neuzulassungen von Pkw steigen in Deutschland im Juni leicht. Zuwächse gibt es nur für Autos mit Verbrennermotor. In China geht der Absatz zurück. Für die USA rechnen Branchenexperten ebenfalls mit einem Minus. In einer Studie warnt Alix Partners die deutschen Hersteller vor der chinesischen Konkurrenz.

jh München

Die Marktlage bleibt für die Autohersteller und Zulieferer in diesem Jahr schwierig. In China, der verkaufsstärksten Region, sank der Absatz im Juni um 8%. Für die USA rechnen Branchenexperten ebenfalls mit einem Rückgang. In Deutschland zogen dagegen die Neuzulassungen von Pkw im vergangenen Monat etwas an, wobei es für die rein batterieelektrischen Fahrzeuge weiter abwärtsging. In Frankreich fiel der gesamte Markt um 3% zurück, in Italien um 7%.

Nach der Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts wurden in Deutschland im Juni rund 297.000 Pkw neu zugelassen. Das waren gut 6% mehr als im Vorjahresmonat. Für das erste Halbjahr ergibt sich ein Zuwachs von 5,4% auf 1,47 Millionen Neuwagen. Das Beratungsunternehmen EY weist darauf hin, dass es nach wie vor eine Lücke zu dem zuletzt absatzstärksten Jahr 2019 gibt. Für den Juni sind es vergleichsweise moderate 9%, fürs erste Halbjahr jedoch 20%.

E-Fahrzeuge als Ladenhüter

„Der Absatz pendelt sich auf einem relativ niedrigen Niveau ein, weit unter dem, was vor der Pandemie üblich war“, kommentiert EY-Fachmann Constantin Gall die jüngsten Zahlen. „Es sieht derzeit nicht so aus, als könne die Lücke zum Vorkrisenniveau mittelfristig geschlossen werden.“

Der Rückgang der Zulassungszahlen für die batterieelektrischen Pkw (BEVs) seit der im Dezember 2023 gestrichenen Prämie vom Staat setzte sich im Juni fort: minus 18%. Mit einer Abnahme um gut 16% in den ersten sechs Monaten ergibt sich ein Marktanteil der BEVs von 14,6% im Juni. Ein Jahr zuvor waren es 18,9%. EY weist darauf hin, dass es immerhin der höchste Wert seit Dezember sei. Dennoch: „Von der Dynamik der vergangenen Jahre ist nichts mehr zu sehen“, sagt Gall. Elektroautos seien derzeit Ladenhüter.

VW und BMW legen in den USA zu

Von den deutschen Marken mussten einige auf dem Heimatmarkt Einbußen zwischen 15 und 23% hinnehmen: Mercedes, Audi und Porsche. In den ersten sechs Monaten erzielten alle jedoch Zuwächse, den größten VW mit knapp 20%.

Auch in den USA schnitt VW gut ab: Im zweiten Quartal stiegen die Verkäufe um 31% auf rund 101.000 Einheiten, wie das Unternehmen am Mittwoch bekannt gab. Die Schwestermarke Audi musste dagegen einen Rückgang um 12% auf 49.000 hinnehmen, im ersten Halbjahr um 14%. BMW erzielte im zweiten Quartal mit der Kernmarke einen Anstieg um 3,7% auf knapp 88.000 Fahrzeuge. Für Mini ging es dagegen um 22% auf rund 7.600 Einheiten nach unten. BMW begründet das kräftige Minus mit dem geplanten Modellwechsel.

„Der Druck aus China nimmt zu“

Mercedes-Benz hat die Zahlen für die USA noch nicht veröffentlicht. Marktforscher rechnen mit einer Stagnation. Für den gesamten US-Markt für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge erwarten sie einen aufs Jahr hochgerechneten Absatz von 15,8 Millionen Einheiten nach 16,1 Millionen im vergangenen Jahr.

Das Beratungsunternehmen Alix Partners warnt in seiner in diesen Tagen veröffentlichten Jahresstudie „Global Automotive Outlook“, der Druck auf deutsche Autohersteller werde wegen der immer stärkeren chinesischen Konkurrenz zunehmen. Bis 2030 würden die chinesischen Marken rund ein Drittel des Weltmarktes erobern. In Europa werde sich ihr Anteil bis dahin verdoppeln. Dagegen bleibe hier das Verkaufsvolumen der europäischen, japanischen und koreanischen Wettbewerber bestenfalls stabil.

Erfolgreicher als im Weltmarkt

Angesprochen auf die chinesische Konkurrenz, wies ein Sprecher von BMW darauf hin, dass der Konzern in China mit 3,7% im ersten Quartal 2024 einen höheren Anteil als im Weltmarkt (2,8%) hatte.

Zur Empfehlung von Alix Partners, die Autoindustrie in Deutschland müsse ihr „traditionelles Betriebsmodell“ ändern, sagte ein Sprecher von Mercedes-Benz, dass das Unternehmen sein Betriebsmodell laufend weiterentwickle. Als Beispiel nannte er die Veränderungen im Vertrieb. So ist geplant, alle Autohäuser und Werkstätten im eigenen Besitz zu verkaufen.

Den von Alix Partners hervorgehobenen „strukturellen Kostenvorteil“ der chinesischen Anbieter kommentierte der Mercedes-Sprecher mit den reduzierten Fixkosten. Von 2019 bis 2025 sollen diese um ein Fünftel sinken. Der Befürchtung in der Studie, den deutschen Premiumherstellern bröckle in China ein wichtiger Markt zunehmend weg, entgegnete der Sprecher, der Markt für E-Autos im Premiumsegment sei dort noch sehr klein. Mercedes ist dort nach eigener Aussage mit dem EQS Marktführer, wenn auch auf niedrigem Niveau. In der gesamten Premiumkategorie sei die S-Klasse nach wie vor Marktführer in China.

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