Autobauer bringen gute Laune aus China nach Genf

Branchenlobby erhöht Prognose für wichtigsten Absatzmarkt - VDA erneuert Bekenntnis zur Dieseltechnik

Autobauer bringen gute Laune aus China nach Genf

sp/Reuters Frankfurt/München – Die deutschen Autohersteller verbreiten vor dem Start des Genfer Automobilsalons Zuversicht. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) äußerte sich vor allem mit Blick auf die zuletzt enttäuschende Entwicklung in China positiv. Zu erwarten sei im wichtigsten Absatzmarkt der Branche in diesem Jahr ein Plus von 6 % auf 21,3 Millionen verkaufte Pkw, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann. “Der chinesische Pkw-Markt hat seit Oktober wieder den Turbo eingeschaltet”, sagte der oberste Branchenlobbyist.Ausschlaggebend für die wieder steigende Dynamik in China sei die seit Oktober auf 5 % halbierte Mehrwertsteuer für den Kauf von Neuwagen mit einem Hubraum bis zu 1,6 Litern. Höhere Verkaufszahlen in der Volksrepublik wirkten sich auch positiv auf den Weltmarkt aus, der 2016 um 2 % zulegen und erstmals die 80-Millionen-Marke erreichen werde.Nach Einschätzung von Marktbeobachtern wie dem CAR Center Automotive Research dürften die höherpreisig angesiedelten deutschen Marken von den Kaufimpulsen des Steuerrabatts für Kleinwagen nur wenig profitieren. Nachdem die vergleichsweise wohlhabende Ostküste Chinas mit westlichen Premiumfahrzeugen bedient ist, verlagert sich das Wachstum zunehmend in den ländlicheren Raum in Chinas Westen. Hier kommen vor allem preiswerte Geländewagen heimischer Marken zum Zuge. “Das Jahr 2016 wird damit in China ein Jahr der Chinesen und der SUV werden”, schätzt das CAR.Vor dem Hintergrund der Manipulation von Abgaswerten bei Dieselmotoren von VW brach Wissmann erneut eine Lanze für die Dieseltechnik. “Ein großer Teil der insgesamt rund 800 000 Arbeitsplätze der Automobilindustrie am Standort Deutschland hängt am Diesel – gerade auch bei Zulieferern”, sagte der Verbandschef. Weil der Diesel geringere CO2-Emissionen habe, sei er außerdem nicht das Problem, sondern Teil der Lösung für den Klimaschutz. “Ich sage aber auch: Der Diesel ist nicht das Ende des automobilen Alphabets.” Hinzu komme die Elektromobilität, die stärker gefördert werden müsse.Die Abgasmanipulationen beträfen mit Volkswagen ein Unternehmen, das hart an der Aufklärung arbeite. “Wir wehren uns jedoch gegen die ständigen Versuche, die gesamte Branche und den Diesel unter Generalverdacht stellen zu wollen”, sagte Wissmann. Europas größter Autokonzern VW hatte Mitte September öffentlich Abgasmanipulationen eingeräumt – in rund 11 Millionen Pkw der Marken VW, Seat, Skoda, Audi und Porsche wurde eine illegale Abschaltsoftware installiert.Messungen haben auch bei Herstellern wie Mercedes, Opel oder Renault Abweichungen der gesundheitsschädlichen Stickoxide zwischen dem normalen Fahrbetrieb und dem Prüfstand im Labor ergeben. In Europa wie in den USA laufen derzeit Tests an Dieselfahrzeugen aller Hersteller, die wegen der bei Volkswagen aufgedeckten Manipulation veranlasst worden waren.Die US-Umweltbehörde EPA fordert mittlerweile auch von Daimler Auskunft zu auffälligen Abgaswerten. Eine Konzernsprecherin erklärte, die Behörde habe entsprechende Informationen erbeten; Daimler kooperiere vollumfänglich mit der EPA. Die Autos entsprächen allen Vorschriften und Normen, fügte die Sprecherin hinzu. Die Anfrage sei eine Reaktion auf eine Sammelklage in den USA, die am 18. Februar eingereicht worden sei. Ein Daimler-Sprecher bezeichnete die Klage als unbegründet. Umwelthilfe vs. DaimlerDie Deutsche Umwelthilfe (DUH) will Daimler wegen Verbrauchertäuschung vor dem Stuttgarter Landgericht verklagen. Werbeversprechen für angeblich saubere, tatsächlich aber umweltschädliche Dieselmotoren seien irreführend und müssten aufhören, teilte der Verband mit. “Die angekündigte Klage entbehrt jeder Grundlage, und wir sehen ihr mit Gelassenheit entgegen”, ließ Daimler am Montag wissen. “Wir weisen den Vorwurf der DUH auf das Schärfste zurück, dass unsere Kunden mit falschen Qualitätsversprechen getäuscht würden.”