Autobauer gehen Bündnis netto schuldenfrei an
scd Frankfurt – Mit Peugeot Citroën und Fiat Chrysler planen zwei Autohersteller ihren Zusammenschluss, die beide derzeit an der Grenze zur Ramschklasse eingestuft werden, wenn auch auf unterschiedlichen Seiten. Während der einstige Sanierungsfall Peugeot, der 2013 noch operativ Verluste schrieb, mittlerweile mit einer operativen Marge von mehr als 8 % sowohl von S&P (BBB-) als auch von Moody’s (Baa3) und Fitch (BBB-) im Investment Grade mit stabilem Ausblick eingestuft wird, residiert FCA durchweg eine Stufe tiefer und damit auf der höchsten Ramschniveau-Stufe.Zudem stehen bei Fiat Chrysler in naher Zukunft deutlich mehr Refinanzierungen an. Allein bis Ablauf 2019 werden bei FCA 4,3 Mrd. Euro an Verbindlichkeiten fällig (siehe Tabelle). Das Gros davon sind mit 3,7 Mrd. Dollar Bank- und Kapitalmarktschulden. Angesichts einer verfügbaren Liquidität von 23,5 Mrd. Euro stellt das allerdings kein Problem dar. FCA kommt wie auch Peugeot Citroën auf eine leicht positive Netto-Cash-Position. Allerdings hat Fiat die gute Netto-Cash-Position nicht primär dem operativen Geschäft zu verdanken, sondern dem im Oktober 2018 eingetüteten Verkauf der Zuliefertochter Magneti Marelli an den US-Finanzinvestor KKR. Abgeschlossen wurde die Transaktion im Mai dieses Jahres, so dass auch erst zu diesem Zeitpunkt der Barmittelzufluss aus dem mehr als 6 Mrd. Euro schweren Deal erfolgte.Das Verhältnis von Schulden zu bereinigtem Ergebnis vor Zinsen und Abschreibungen (Debt/Ebitda) beträgt zur Jahresmitte bei beiden Autobauern etwa 1,1. Damit liegen die Unternehmen jeweils für sich als auch gemeinsam laut Creditsights nur leicht über dem Leverage der anderen europäischen Autobauer im Investment Grade – mit Ausnahme von Renault. Der französische Wettbewerber, mit dem Fiat Chrysler vor einigen Monaten noch den Schulterschluss suchte, ist gerade erst von S&P um eine Stufe auf die niedrigste Investment-Grade-Bewertung herabgestuft worden. Risiko MilliardendividendeCreditsights geht davon aus, dass ein Zusammenschluss die Bonität von FCA verbessern dürfte – vorausgesetzt es handelt sich um eine reine Aktientransaktion. Aktuell zahlt der italienisch-amerikanische Konzern bei nur leicht höherer Verschuldung über die gesamten Verbindlichkeiten doppelt so viel Zinsen wie die Franzosen. Verbesserungspotenzial ist also vorhanden. Allerdings hieß es am Freitag, Fiat erwäge eine Sonderdividende von bis zu 5 Mrd. Euro im Rahmen des PSA-Deals. Damit würde die gemeinsame Verschuldung zunächst nach oben getrieben.Während die Aussicht auf eine Barausschüttung bei Aktienanlegern am Dienstag auf Begeisterung traf und die Kurse trieb, kommt ein derartiges Vorgehen bei Fremdkapitalanlegern und -analysten weniger gut an. Auch lassen Ratingagenturen üblicherweise Integrations- und Exekutionsrisiken bei großen Zusammenschlüssen negativ in die Bonitätsbewertung einfließen. Schlecht hat sich zudem der operative Cash-flow bei FCA entwickelt, der im ersten Halbjahr bei rückläufigem Ergebnis um mehr als ein Viertel auf 3,75 Mrd. Euro schrumpfte, während PSA mit 5 Mrd. Euro in etwa das Vorjahresniveau halten konnte. Die generell pessimistischen Prognosen für den globalen Automarkt und anhaltende Rechtsrisiken lasten derweil auf den Bewertungen aller Autobauer.