Autobauer stehen Krise durch

Studie: Konzerne können finanzielle Belastung stemmen - Rückrufe verbessern ramponierte Reputation

Autobauer stehen Krise durch

Durch den Abgasbetrug bei Volkswagen, die Diskussionen um Fahrverbote und die Beschlüsse des Diesel-Gipfels steckt die Antriebstechnologie in der Krise. Einer Studie der Commerzbank zufolge könnten die Auswirkungen auf die Hersteller aber geringer als befürchtet sein.igo Stuttgart – Sinkende Zulassungszahlen für Diesel-Autos, Klagen von Kunden und Aktionären gegen die deutschen Autokonzerne im Zuge des Abgasskandals und das Bewusstsein, dass die Hersteller derzeit eigentlich sämtliche verfügbaren Mittel in Zukunftsbereiche wie Elektromobilität und Vernetzung investieren müssten: Die Diesel-Krise hat sich zum Schreckensszenario für eine der deutschen Kernindustrien entwickelt. Einer Studie der Commerzbank zufolge könnten die Auswirkungen auf die Hersteller jedoch deutlich milder ausfallen, als die aktuelle Lage suggerieren mag.5,3 Millionen Diesel-Autos wollen der Volkswagen-Konzern, BMW, Daimler und teilweise ausländische Hersteller in die Werkstatt rufen, um ihnen ein Software-Update zu verpassen, das die Stickoxid-Emissionen um 20 % bis 30 % senken soll. Hinzu kommen Rabatte für Kunden, die ihren alten Diesel verschrotten lassen und sich dafür einen saubereren Neuwagen kaufen. Ganz zu schweigen vom Kartell-Vorwurf. Noch gibt es keine Anzeichen, dass die EU-Wettbewerbskommission bereits konkrete Hinweise auf ein kartellrechtlich illegales Verhalten entdeckt hat. Sollte sich das ändern, drohen empfindliche Strafen und weitere Schadenersatzklagen.Der Commerzbank zufolge verfügen VW, BMW und Daimler jedoch über ausreichende Liquidität im Konzern (siehe Grafik). “Die Kosten der Rückrufe und auch einer möglichen Kartellstrafe sind daher zu verkraften”, urteilen die Autoren und verweisen dabei auf eine Studie der Ratingagentur Moody’s, die diese Ansicht teilt und in der Rückrufaktion gar eine Chance sieht, die Reputation der Branche zu verbessern.Auch die Commerzbank verweist auf die rückläufigen Zulassungszahlen bei Diesel-Neuwagen, sieht die Entwicklung aber nicht als Indiz für eine Beschleunigung der Elektromobilität. Die Bundesregierung habe ihr ursprüngliches Ziel von 1 Million E-Autos bis 2020 deutlich abgeschwächt, weil es angesichts von 34 000 gemeldeten E-Autos im laufenden Jahr ohnehin nicht zu erreichen ist. Weil der Wandel zur Elektromobilität aber politischer Wille ist, schließt die Bank nicht aus, dass sich Berlin vor dem Hintergrund der Diesel-Krise zu “neuen kostspieligen Anreizmechanismen” entschließt, um den Wandel schneller als bisher zu gestalten. Die britische Regierung ist bereits vorgeprescht und will ab 2040 den Verkauf von Verbrennermotoren verbieten.Der Schritt klingt radikal, doch Zieldaten wie 2040 legen der Commerzbank zufolge eher nahe, dass ein Ausstieg aus dem Antrieb mit Verbrennungsmotor sehr lange dauern dürfte. Die Autoren vergleichen den Wandel mit der Energiewende. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz trat 2000 in Kraft. Damals stammten 6,6 % der Bruttoenergieerzeugung aus regenerativen Quellen. 2016, “angetrieben von massiven Anreizen” waren es 29 %. Mit dieser Größenordnung rechnen die Hersteller bis 2025 bei der E-Mobilität. Bis 2035 sollen laut gesetzlicher Vorgabe 55 % bis 60 % der Stromerzeugung auf erneuerbare Quellen entfallen. “Bei der Umstellung des Autoantriebs auf emissionsfreie Motoren wird man kaum mit einer kürzeren Zeitspanne rechnen können”, so die Autoren der Studie.