Autobauer verneinen Preisabsprachen

Laut Daimler und Volkswagen bezogen sich Gespräche der Branche auf technische Standards

Autobauer verneinen Preisabsprachen

Nach monatelangem Schweigen äußern sich die Vorstandschefs von Daimler und VW zum Kartellverdacht gegen die deutsche Autoindustrie. Beide haben nach eigener Aussage keine Kenntnis über Preisabsprachen.igo Stuttgart – Sowohl Daimler als auch Volkswagen haben den Verdacht, kartellrechtlich relevante Absprachen getroffen zu haben, an die Kartellbehörden gemeldet und den Status als Kronzeuge und damit Bußgeldimmunität beantragt. Ein Schuldeingeständnis wollen beide Konzerne darin nicht sehen, sie scheinen die Kartellvorwürfe vielmehr als nicht gravierend einzuschätzen. “Wenn dort auf der einen Seite der größte Skandal seit dem Zweiten Weltkrieg ausgerufen wird und auf der anderen Seite zwei Jahre, seit dieses Thema auf dem Tisch liegt, keine Meinungsbildung entstehen konnte, ob es sich lohnt, ein Verfahren zu diesem Thema zu eröffnen, dann ist da eine gewisse Diskrepanz vorhanden”, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche beim Auto-Gipfel des “Handelsblatt” in Sindelfingen bei Stuttgart. Es sei nicht an ihm zu urteilen, ob die Absprachen kartellrechtlich problematisch gewesen seien. “Ich weiß aber, dass es vor allem um Standards ging”, so Zetsche. Absprachen bei der Anwendung technischer Neuerungen kämen den Kunden zugute. “Ob es dort irgendwelche Bereiche gab, in denen die Situation nicht so glasklar ist, wird zurzeit überprüft”, sagte er weiter. Intern “Vorgänge” entdecktAuch VW-Vorstandschef Matthias Müller zufolge bezogen sich die Absprachen auf technische Details und Standards. “Von Preisabsprachen ist mir nichts bekannt”, sagte er auf der Veranstaltung. Diese Zusammenarbeit unter den Autoherstellern sei “kartellrechtlich nicht anstößig”, so Müller. VW habe sich dennoch beim Bundeskartellamt gemeldet, um mögliche Verstöße untersuchen zu lassen. Hintergrund seien die Ermittlungen im Zuge des Dieselbetrugs gewesen, durch die im Konzern “jeder Stein umgedreht” worden sei. Die dafür neu gegründete VW-Rechtsabteilung sei auf jene “Vorgänge” gestoßen, die nun von der EU untersucht werden. “Was jetzt hier im Kartellverfahren recherchiert wird, das entzieht sich meiner Kenntnis”, so Müller. Bei Daimler gaben Zetsche zufolge die Untersuchungen im Rahmen des Lkw-Kartells, für das die EU ein Bußgeld von fast 3 Mrd. Euro verhängte, den Ausschlag für die Beantragung des Kronzeugenstatus.Der Kartellverdacht war im Juli durch einen Bericht im “Spiegel” bekannt geworden. In den vergangenen Tagen führten die Kartellwächter bei Daimler und VW angekündigte Nachprüfungen in diesem Zusammenhang durch. Auch BMW erhielt Besuch aus Brüssel – und ist wenig begeistert von den Selbstanzeigen der beiden Konkurrenten. Es sei “ein komisches Gefühl, dass wir mit den Wettbewerbern über Zusammenarbeit redeten, während deren Juristen die Zusammenkünfte schon angezeigt hatten”, sagte BMW-Einkaufsvorstand Markus Duesmann kürzlich in einem Interview. BMW-Vorstandschef Harald Krüger sollte auf der Veranstaltung am Mittwoch ebenfalls als Redner auftreten, sagte aber krankheitsbedingt ab.Indes stimmte der Daimler-Aufsichtsrat am Mittwoch den Plänen des Vorstands zur weiteren Prüfung einer neuen strukturellen Aufstellung in rechtlich selbständigen Einheiten zu (vgl. BZ vom 17. Oktober).