BMW

Autobauer will zu alter Ertragsstärke zurück

Nach einem schwachen Vorjahr macht BMW bei der Profitabilität und ihrer Elektrostrategie Tempo. Der Münchner Autokonzern will bis Anfang der kommenden Dekade Mini zur ersten reinen Elektromarke im Konzern umbauen. Für 2021 stellt der Vorstand Absatz-, Gewinn- und Cashzuwächse in Aussicht.

Autobauer will zu alter Ertragsstärke zurück

sck München

BMW will nach dem coronabedingten Absatz-, Umsatz- und Gewinneinbruch so schnell wie möglich zu ihrer alten Ertragsstärke vor Ausbruch der Pandemie zurückkehren. Zur Vorlage seiner Bilanz für 2020 sprach der Münchner Autohersteller davon, im laufenden 12-Monats-Turnus seinen „ambitionierten Erholungskurs“ 2021 fortzusetzen. Für dieses Jahr steuern Vorstandschef Oliver Zipse und Finanzvorstand Nicolas Peter in der Kernsparte Automobile einen Anstieg der operativen Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern in einer Bandbreite „zwischen 6 und 8%“ an. Im vergangenen Jahr sackte die sogenannte Ebit-Marge auf 2,7 (2018: 4,9)% ab, wie das weiß-blaue Dax-Unternehmen bereits am Donnerstag voriger Woche gemeldet hatte (vgl. BZ vom 11. März).

Auf lange Sicht peilt BMW nach wie vor wieder eine Marge von 8 bis 10% an. Über der nun für 2021 avisierten Spanne lag der Konzern im Kerngeschäft zuletzt im Jahr 2017 mit 8,9%. Das Festhalten an dieser langfristigen Vorgabe bei einem künftig wachsenden Anteil von Elektroautos am Absatz begründete der CFO zur Bilanzvorlage mit den erreichten Kostensenkungen und den Effizienzsteigerungen. So reduzierte der Konzern unter anderem die Variantenvielfalt bei den Automodellen. Zudem habe BMW einen „großen Teil“ der Investitionen in die Elektromobilität „hinter sich“.

In einer Telefonkonferenz mit Journalisten sagte Peter, dass BMW ins laufende Jahr „gut gestartet“ sei. Das gelte vor allem für den größten Einzelmarkt China. Der Schwung des Jahresschlussquartals 2020 setze sich fort.

Er warnte aber davor, dass sich der weitere Jahresverlauf volatiler entwickeln werde. In diesem Zusammenhang erwähnte der CFO  die Engpässe bei Halbleitern für Elektrofahrzeuge. Die Versorgungslage sei weiterhin „angespannt“. Die Situation habe das Unternehmen allerdings „sehr gut unter Kontrolle“. Bislang habe es keine Produktionsunterbrechungen gegeben. Wettbewerber Volkswagen berichtete zuvor wegen der Verzögerungen bei Chips von zeitweiligen Stilllegungen an manchen Fertigungsstandorten.

Um ihr Ziel zu erreichen, will BMW im laufenden Jahr den Absatz von Fahrzeugen der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce „solide“ erhöhen. Das deutet auf einen angepeilten Zuwachs der Pkw-Auslieferungen in einem Korridor von 5 bis 10% hin. Für das Konzernergebnis vor Steuern steuert BMW einen „deutlichen Anstieg“ an, also ein Plus von mindestens 10%. Im vergangenen Jahr brach der Vorsteuergewinn um 27% auf 5,2 Mrd. Euro ein. Der freie Cash-flow in der Autosparte soll 2021 auf über 4 Mrd. Euro steigen. 2020 erzielte BMW 3,4 (2,6) Mrd. Euro.

Aktie gewinnt 6,1 Prozent

Die BMW-Führung kündigte zugleich an, ihren Kurs in Richtung Elektromobilität zu beschleunigen. Das neue E-Modell i4 solle 2021 drei Monate früher als bislang geplant auf den Markt gebracht werden, weitere Modelle sollen in den Jahren danach folgen. 2023 sei ein „Schlüsseljahr“ für die Elektromobilität, sagte Zipse. BMW wolle bis dahin in allen wesentlichen Segmenten mindestens ein vollelektrisches Modell auf der Straße haben. Bis zum Jahr 2030 will der Vorstand „mindestens“ die Hälfte des weltweiten Neugeschäfts mit reinen E-Autos erzielen. Mini soll bis Anfang der 2030er Jahre zu einer vollelektrischen Kleinwagenmarke mutiert sein. Tags zuvor entfachte der Wettbewerber Volkswagen ein Kursfeuerwerk mit seinen ehrgeizigen Elektro-Strategiezielen (vgl. BZ vom 17. März). Die Anleger reagierten auf die Nachrichten von BMW wohlwollend. Die Stammaktie beendete den Xetra-Handel bei 85,46 Euro (+ 6,1%). Der Titel erreichte den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren.

BMW hat bereits seit sieben Jahren mit dem i3 das erste rein elektrische Auto auf dem Markt. Ende 2021 sollen es dann vier sein, bis 2023 solle diese Zahl auf 13 steigen. Zipse sagte, die E-Autos sollten in den volumenstärksten Segmenten platziert werden. „So können wir sehr schnell hochfahren und die Märkte entsprechend schnell beliefern.“

Dem Geschäftsbericht zufolge wuchs 2020 die Zahl elektrifizierter Fahrzeuge um fast ein Drittel auf über 192000 Stück. Darunter machen Autos mit Hybridantrieben den Löwenanteil aus (+39% auf über 148000 Einheiten). Der Anteil der E-Fahrzeuge am gesamten Absatz von BMW wuchs im vergangenen Jahr auf 8,3 (i.V. 5,7)%.

Zipse hält an seinem Konzept fest, bei den Antrieben mehrgleisig zu fahren. Das heißt, neben dem Ausbau des Geschäfts mit E-Autos bietet BMW auch künftig Fahrzeuge mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren (Benziner, Diesel) an. „Ich sehe nicht, dass sich eine Technologie in allen Märkten gleichzeitig durchsetzt“, sagte der Vorstandsvorsitzende. „Teuer wird es, wenn man sich zu früh einschränkt.“ Zipse zufolge ist BMW „für Zielanpassungen“ in Bezug auf den CO2Ausstoß innerhalb der EU. Nach eigenen Berechnungen hat der Konzern 2020 mit 99 (127) g Kohlendioxid-Emission pro gefahrenen Kilometer die strengeren Vorgaben von Brüssel erfüllt.

BMW
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Pkw-Absatz (Mill. Stück)2,332,54
Umsatz98990104210
  Autosparte8085391682
Ebit48307411
  Autosparte21624499
Finanzergebnis392–293
Ergebnis vor Steuern52227118
Nettoergebnis38575022
Freier Cash-flow*33952567
Investitionen39225650
F&E-Aufwendungen56895952
Eigenkapital6152059907
in % der Bilanzsumme28,426,3
Kapitalrendite* (%, Roce)12,729,0
Beschäftigte (in Tsd.)120,73126,02
*) AutosparteBörsen-Zeitung