Studie über Autobauer

Autohersteller bekommen mehr Gegenwind

Nach soliden Quartalszahlen steuern die Autohersteller weltweit auf härtere Zeiten zu. Drohende Rabattschlachten und eine allgemein nachlassende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen dämpfen die zuletzt solide Profitabilität der Adressen. Davor warnt die Unternehmensberatung EY in einer Studie.

Autohersteller bekommen mehr Gegenwind

Gegenwind für Autobauer nimmt zu

EY: Nachfrageschwäche und Rabattschlachten schmälern künftig die Profitabilität der Konzerne

sck München

Über der Autoindustrie ziehen weltweit dunkle Wolken auf. Die Risiken für die Ertragskraft der Autohersteller nehmen zu. Insbesondere sich abzeichnende umfangreiche Rabattschlachten und eine allgemein nachlassende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen werden die Profitabilität der großen Adressen schmälern. Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung EY in einer Branchenstudie.

Dass die Herausforderungen aufgrund wachsender Risken für den Wirtschaftszweig steigen, hat sich zuletzt bei vielen börsennotierten Autokonzernen zur Vorlage der Zahlen des zurückliegenden Quartals gezeigt. Somit bestätigt EY in einer detaillierten Analyse die sich eintrübende operative Lage des von stärkerem Wettbewerb geprägten Sektors.

„Es läuft nicht mehr rund für die weltweite Autoindustrie", ließ sich der Autor der Studie, Constantin Gall, in einer Pressemitteilung zitieren. Er erwartet, dass das kommende Jahr "deutlich herausfordernder“ für die Autobauer werde. Dafür nennt er drei wesentliche Gründe: ein nachlassendes Neuwagengeschäft, ein stockender Hochlauf der Elektromobilität und ein zunehmender Preisdruck. Probleme bei der Markteinführung neuer Modelle würden die Profitabilität belasten. Denn die Umsatzimpulse von diesen Modelle würden zunächst fehlen und sich auf spätere Quartale verschieben. Zudem seien in vielen Fällen die Entwicklungskosten höher als ursprünglich geplant, so Gall.

Tesla prescht vor

Zuletzt gab es Medienberichte über die Volkswagen-Tochter Audi, denen zufolge das Unternehmen Schwierigkeiten hat, neue Elektromodelle wie geplant einzuführen. Es heißt, das in Ingolstadt beheimatete Unternehmen müsse Projekte dieser Art abermals verschieben. Im Vergleich dazu läuft die Modelloffensive bei BMW wohl nach Plan, wie Vorstandschef Oliver Zipse zuletzt signalisierte. 2024 starten die Münchner mit der Einführung einer neuen Modellgeneration, um das Segment der Premiumfahrzeuge aufzurollen.

Derweil nimmt laut EY der Kampf um Marktanteile im Elektrosegment zu. Immer mehr Unternehmen reagierten auf die Schwierigkeiten mit Rabattaktionen, günstigeren Finanzierungsangeboten und Sondermodellen. „Im Kampf um eine bessere Auslastung und Marktanteile greifen immer mehr Unternehmen zu den altbekannten Mitteln – die aber oft auf Kosten der Marge gehen“, urteilt Gall.

BMW ist davon überzeugt, dass Rabattschalten das Unternehmen selbst nicht so stark betreffen. Zipse verweist auf das Premiumsegment, welches nicht so preissensibel reagiere wie der Volumensektor, der von Kleinwagen bis zur Kompaktklasse geprägt ist. Tesla hat den Preiskampf angestoßen. Der Elektroautohersteller versucht, auf diese Weise Konkurrenten vom Markt zu verdrängen. Schafft Tesla-Chef Elon Musk dies, so könnte das Unternehmen künftig noch mehr Skaleneffekte realisieren. Das wäre dann auch eine Kampfansage an die deutschen Hersteller, die bestrebt sind, ihren Anteil von E-Autos am Absatz deutlich zu erhöhen. Noch dominieren Fahrzeuge mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren das Neugeschäft der deutschen Marken BMW, Mercedes-Benz und VW. „Der Markt wird zwar geflutet mit neuen E-Autos, aber die Kunden zeigen sich zurückhaltender als erwartet“, berichtet EY.

Spardruck

Aufgrund des Margendrucks würden Unternehmen zum Rotstift greifen. Viele Autohersteller litten unter einer überbordenden internen Bürokratie und unter zu komplexen Arbeitsabläufen, so die Studie. Das beeinträchtige die Wettbewerbsfähigkeit. Derzeit wird spekuliert, dass VW-Chef Oliver Blume ein umfangreiches Sparprogramm vorbereitet. Zuletzt musste die Marke VW beim Verkauf von Elektromodellen Rückschläge hinnehmen. Die Wolfsburger drosselten die Produktion einiger Modelle.

Im dritten Quartal erzielten die japanischen Hersteller eine höhere operative Umsatzrendite als die deutschen. Der schwache Yen sorgte bei Toyota & Co. für Rückenwind.

Nach soliden Quartalszahlen steuern die Autohersteller weltweit auf härtere Zeiten zu. Drohende Rabattschlachten und eine allgemein nachlassende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen dämpfen die zuletzt solide Profitabilität der Adressen. Davor warnt die Unternehmensberatung EY in einer Studie.

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