Autoindustrie erwartet rund um den Globus rückläufige Absätze

VDA rechnet mit sinkenden Verkäufen in China, den USA und Europa - Stammbelegschaft dürfte im nächsten Jahr weiter schrumpfen

Autoindustrie erwartet rund um den Globus rückläufige Absätze

sp Berlin – Die Deutsche Autoindustrie blickt mit Sorge auf ihre wichtigsten Absatzmärkte. Sowohl in China, den USA als auch in Europa rechnet der Verband der Automobilindustrie (VDA) im nächsten Jahr mit einem rückläufigen Absatz. Die Stammbelegschaft der hiesigen Autobauer, die bis zum Jahresende unter die 2018 festgestellte Marke von 834 000 Beschäftigten sinken werde, dürfte im nächsten Jahr deshalb noch stärker zurückgefahren werden, sagte der scheidende VDA-Präsident Bernhard Mattes in Berlin und forderte Impulse von der Politik.Insgesamt sei das Glas “mehr als halb voll”, sagte der Autolobbyist und verwies dazu auf die Ankündigung des Elektrowagenpioniers Tesla, in der Nähe von Berlin ein neues Werk zu bauen. “Die gehen ja nicht in die Wüste”, sagte Mattes. Aktuelle Zahlen aus der Automobilbranche zeichnen Deutschland denn auch als Oase. So ist es den drei großen deutschen Herstellern BMW, Daimler und VW laut einer Erhebung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY im dritten Quartal trotz der insgesamt schwachen Autokonjunktur gelungen, ihren Umsatz um 9 % zu steigern, während die anderen großen Autonationen Japan, Frankreich und USA jeweils rückläufige Umsätze meldeten (siehe Grafik).Die Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) für die Neuzulassungen von Personenkraftwagen im November zeigen mit 299 127 Fahrzeugen einen Zuwachs von 9,7 % im Vergleich mit dem Vorjahr. In den ersten elf Monaten 2019 sind demnach rund 3,3 Millionen Pkw zur Neuzulassung oder 3,9 % mehr als im Vergleichszeitraum auf deutsche Straßen gerollt. Mit 68,8 % entfielen etwas mehr als zwei Drittel davon auf gewerbliche Neuzulassungen, die um 14,6 % zulegten.Der Blick auf die Entwicklung der großen Volkswirtschaften zeige, dass sich das Wachstum in den USA, China und Europa abgeschwächt habe, sagte Mattes bei seiner letzten Pressekonferenz als VDA-Chef. “Die Prognosen für 2020 sind noch einmal verhaltener.” Alle drei großen Triade-Märkte entwickelten sich “eher rückläufig”. Weltweit rechnet der VDA 2019 deshalb mit einem Rückgang um 5 % auf 80,1 Millionen Pkw. “Dieser Rückgang ist größer als der während der Finanz- und Wirtschaftskrise vor zehn Jahren”, betont Mattes. Die Hauptursache dafür sei der chinesische Markt, wo der Absatz 2019 mit 20,9 (i. V. 23,3) Millionen Fahrzeugen um knapp ein Zehntel unter dem Vorjahr liegen dürfte. Der VDA schätzt, dass der US-Markt für Light Vehicles bis Ultimo um 2 % auf 16,9 (17,2) Millionen Fahrzeuge schrumpft. Europa verharrt mit 15,6 Millionen auf Vorjahresniveau. “Konjunkturell haben wir nach einer langen Wachstumsphase Gegenwind”, beobachtet Mattes.Das wird sich auch im nächsten Jahr nicht ändern, obwohl der Rückgang in China mit 2 % auf 20,5 Millionen Fahrzeuge geringer ausfallen dürfte. In den USA erwartet der VDA ein Absatzminus von 3 % auf 16,5 Millionen Einheiten. In Europa werfe unter anderem die CO2-Regulierung ihre Schatten voraus, weshalb es um 2 % auf 15,3 Millionen Fahrzeuge zurückgehen wird. Der Weltmarkt wird mit 78,9 Millionen Einheiten um 1 % schrumpfen und leicht unter das Niveau von 2015 zurückfallen. “Zusammengefasst: Es fehlen sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr Wachstumsimpulse in den großen Märkten”, sagte Mattes.Das Bild des deutschen Automobilmarktes ist etwas freundlicher als Europa gesamt. Im Gesamtjahr 2019 wird es um 4 % auf 3,57 Millionen Einheiten nach oben gehen. Im nächsten Jahr erwartet der VDA allerdings einen Rückgang von 4 % auf 3,43 Millionen Fahrzeuge. Die ausländischen Hersteller sind noch pessimistischer: Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) prognostiziert einen Rückgang um 6 %. “Auch in Deutschland wachsen die Bäume nicht in den Himmel”, sagte Mattes und forderte bessere Standortbedingungen. Unter 5 MillionenDie Produktion der exportorientierten deutschen Automobilindus-trie in der Heimat wird im laufenden Turnus mit 4,7 Millionen Einheiten um 8 % geringer ausfallen als im Vorjahr. “Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass wir in Deutschland unter 5 Millionen landen”, sagt Mattes. Im Zweijahresvergleich sei die Produktion hierzulande sogar um fast 17 % oder 935 000 Fahrzeuge gesunken. Das entspreche ungefähr der Produktion von drei großen Autofabriken im Dreischichtbetrieb.Im nächsten Jahr wird ein leichtes Wachstum auf 4,8 Millionen erwartet, wobei weiterhin Zölle auf Exporte in dei USA drohen. “Es ist zur Zeit ruhig darum, aber es ist noch nicht vom Tisch”, warnte Mattes und forderte die neue EU-Kommission auf, die Verhandlungen mit den USA wieder aufzunehmen.