Autoindustrie fehlt Schub fürs neue Jahr

Deutscher Pkw-Markt klettert 2017 auf Rekord seit 2009 - Rabattniveau steigt durch Diesel-Prämie - Benzinantrieb ist Gewinner

Autoindustrie fehlt Schub fürs neue Jahr

Der deutsche Automarkt ist im vergangenen Jahr erneut um mehr als 2 % gewachsen. Dass die Diesel-Prämie teilweise verlängert wurde, dürfte 2018 jedoch keinen nachhaltigen Schub verleihen.igo Stuttgart – Die gute Wirtschaftslage und die Diesel-Prämie haben im abgelaufenen Jahr dafür gesorgt, dass der deutsche Pkw-Markt das höchste Niveau seit 2009 erreicht hat. Mit 3,44 Millionen Pkw stiegen die Neuzulassungen um 2,7 %, teilte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mit. Zu Jahresbeginn wurde mit einem Plus von bis zu 2 %, eher aber mit weniger gerechnet. 2016 lag das Plus bei 4,5 %.Angesichts des hohen Absatzniveaus sei das “ein sehr gutes Ergebnis”, so der Autoexperte Peter Fuß von der Unternehmensberatung EY. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass durch die Diesel-Prämie das Rabattniveau weiter steige und die Rendite der Hersteller belaste. Die Konzerne bieten die Prämie wegen des Abgasskandals an, wenn Kunden alte Dieselautos zurückgeben und dafür einen Neuwagen mit alternativem Antrieb kaufen. Fuß geht davon aus, dass es “beim Auslaufen der Umstiegsprämien im Laufe dieses Jahres eine spürbare Absatzdelle” gibt. Mehrere Hersteller verlängerten das ursprünglich bis zum Jahresende befristete Angebot zuletzt bis Mitte 2018. Bis dahin erwartet Fuß daher weiteres Wachstum. Spätestens in der zweiten Jahreshälfte sollen die Verkäufe dann aber sinken. Unterm Strich sei 2018 nicht mit einem weiteren Absatzwachstum auf dem deutschen Markt zu rechnen, so Fuß.Die guten Zahlen haben Fuß zufolge mehrere Gründe. “Die Wirtschaft brummt, und die Beschäftigung erreicht immer neue Höchststände – daher sind sowohl das Verbrauchervertrauen als auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen ausgesprochen hoch. Hinzu kommen die nach wie vor extrem niedrigen Zinsen, die sehr attraktive Finanzierungen ermöglichen”, so Fuß. Die Diesel-Prämie habe für einen zusätzlichen Schub bei den Neuwagenkäufen von Privatpersonen gesorgt. Sie stiegen leicht auf einen Anteil von 35,6 % nach zuvor 35 %. EY: Diesel-Anteil sinkt weiterNeben der Diskussion um Diesel-Fahrverbote dürfte auch diese Entwicklung dazu beigetragen haben, dass der Diesel-Anteil am Gesamtmix weiter sank. Während Unternehmensflotten meist aus hoch motorisierten Premiumfahrzeugen bestehen, greifen Privatpersonen eher zu günstigeren Kleinwagen. Entsprechend ging der Anteil von Dieselautos an den Neuzulassungen 2017 um 7,1 Prozentpunkte auf 38,8 % zurück. “Die stark sinkenden Diesel-Neuzulassungen sind vor allem im Hinblick auf die strengen EU-weiten CO2-Vorgaben ein Problem, da nun hohe Strafzahlungen drohen”, so Fuß. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß lag dem KBA zufolge im vergangenen Jahr bei 127,9 Gramm je Kilometer und damit höher als im Vorjahr (127,4 g/km). Ab 2020 gilt ein Grenzwert von 95 g/km.Dass sich der durchschnittliche Ausstoß erhöhte, liegt auch daran, dass der Rückgang des Diesels vor allem durch steigende Verkäufe von Benzinern kompensiert wurde. Bei der Antriebsart stiegen die Neuzulassungen um 14 %, während der Anteil alternativ betriebener Pkw nur leicht von 2 % auf 3,4 % stieg. Fuß geht davon aus, dass sich der Marktanteil elektrischer und hybrider Fahrzeuge 2018 auf rund 6 % erhöht. Den Diesel-Marktanteil sieht EY Ende des Jahres bei nur noch 33 %.Mit Blick auf die einzelnen Hersteller war die Entwicklung bei den deutschen Konzernen gemischt. Die Marke Volkswagen verteidigte mit einem Marktanteil von 18,4 % zwar ihre führende Stellung, die Neuzulassungen sanken jedoch um 3,3 %. Gleiches gilt für die Konzernmarken Audi (-2,2 %) und Porsche (-3,1 %), während die ausländischen Töchter Seat (10,9 %) und Skoda (4,3 %) zulegten. Bei Mercedes-Benz lag das Plus bei 4,8 %, während 0,1 % weniger BMW zugelassen wurden. Bei den ausländischen Herstellern legte Tesla ein Plus von 74,6 % vor und verkaufte dafür 3 332 Autos. Alfa Romeo erreichte mit rund 6 000 Autos ein Wachstum von 42 %.Die genauen Absatzzahlen der Hersteller selbst im vergangenen Jahr werden mit den Jahresergebnissen der Konzerne vorliegen. Per Ende November lagen die Verkäufe der deutschen Hersteller jedoch außer bei Audi im Plus. Bei BMW wuchs der Absatz der Kernmarke zwischen Januar und Ende November um 3,7 % auf rund 2,9 Millionen Pkw. Daimler setzte 2,1 Millionen Fahrzeuge der Kernmarke Mercedes-Benz ab, was einem Zuwachs um 10,7 % entspricht. Die VW-Tochter Audi verkaufte rund 1,7 Millionen Fahrzeuge, was einem Rückgang um 0,8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Auf Jahressicht wollte Audi im Dezember jedoch weiterhin ein Absatzplus erreichen.—– Wertberichtigt Seite 6